Er äußerte sich anlässlich des an die Verbände weitergeleiteten Entwurfs des fünften Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung. Der Armutsbericht soll im Frühjahr 2017 veröffentlicht werden.
Zusammenhang von schlechten Bildungschancen und Armut
Der vorliegende Entwurf enthält nach Angaben der Caritas eine Analyse der Armutsrisiken im Lebensverlauf. Erneut zeige sich der enge Zusammenhang von schlechten Bildungschancen und Armut. Diese Tatsache sei seit Langem bekannt, nun müssten endlich die richtigen Schlüsse gezogen werden, mahnte Neher.
Notwendig seien der Ausbau und eine bessere Vernetzung niedrigschwelliger präventiver Angebote für Familien und Kinder, eine Ausweitung der Schulsozialarbeit und die frühzeitige und flächendeckende Förderung von Schülern, die voraussichtlich eine Klasse wiederholen müssen.
Vor allem junge Menschen dürften nicht den Anschluss verlieren. In einigen Fällen gerieten sie aufgrund harter Sanktionen in Wohnungslosigkeit und ließen daraufhin den Kontakt zum Jobcenter abbrechen. Sondersanktionen für Jugendliche müssen aus Sicht der Caritas daher abgeschafft werden.
Dunkelziffer der verdeckten Armut
Neher beklagte auch, dass das Thema der verdeckten Armut im Entwurf nicht ausreichend behandelt werde. "Nach wie vor fehlt eine offensive Auseinandersetzung mit der Tatsache, dass viele tausend Menschen keine Hilfeleistungen in Anspruch nehmen, obwohl sie ein Anrecht darauf haben", sagte der Caritas-Präsident.
Viele ältere Menschen verzichten auf Leistung
Nach Schätzungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung beantragen zwischen 34 und 43 Prozent der Anspruchsberechtigten keine ergänzende Grundsicherung. Besonders häufig verzichten demnach ältere Menschen auf die Leistung, da sie fälschlicherweise annehmen, dass ihre Grundsicherung im Alter das Einkommen der Kinder schmälere. Hier müsse mehr Aufklärung betrieben werden, so Neher.
Der Caritas-Präsident forderte zudem, dass Erfahrungen der von Armut betroffenen Menschen im Bericht dargestellt werden müssten. "Die Menschen und deren Bedürfnisse zu kennen, ist ganz entscheidend, um die notwendigen Hilfen zu organisieren", machte Neher deutlich. Dieser Aspekt fehle im Entwurf.