Das offizielle Rückführungsabkommen zwischen Bangladesch und Myanmar biete Menschen keine Perspektive. "Derzeit vertraut niemand darauf, sicher in der alten Heimat leben zu können", sagte der Leiter von Caritas Bangladesch, Francis Atul Sarker, in Freiburg.
Bei einer Rückkehr warteten "gefängnisartige Camps", die ehemaligen Siedlungen seien nach dem Abbrennen vielerorts mit Bulldozern dem Erdboden gleichgemacht. Der Bangladescher Ortsbischof Gervas Rozario betonte, wegen des Ausmaßes der Krise gebe es im Moment keine Aussicht auf eine schnelle Lösung.
Eine Million Menschen in einem Camp
Nach Caritas-Angaben ist das Flüchtlingscamp Cox's Bazar in Bangladesch mit zwölf Quadratkilometern zu einer der größten Zufluchtsstätte weltweit geworden. Seit das Militär in Myanmar die Dörfer der muslimischen Minderheit niederbrannte, seien mehr als 700.000 Menschen über die Grenze geflohen.
Auch im Januar seien weitere 5.000 Menschen neu nach Bangladesch gekommen. Aktuell lebten rund eine Million Menschen in dem Camp. Rund die Hälfte der Flüchtlinge seien Kinder und Jugendliche, sagte Sarker. "Sie sind besonders verwundbar, ihr Schutz und Unterstützung ist ein Schwerpunkt der Caritas-Arbeit."
Caritas Bangladesch ist auch mit deutscher Hilfe inzwischen eine der am stärksten in der Rohingya-Krise engagierten Hilfsorganisationen.
Derzeit gehe es vor allem darum, die Unterkünfte im Blick auf die kommende Regenzeit sicher zu machen. "Wir fürchten, dass es in der Flüchtlingsstadt zu großen Schlammlawinen und Hangrutschen kommen könnte", so Sarker. Auch die Gefahr von Infektionskrankheiten wie Cholera oder Diphtherie sei noch nicht gebannt.
Hilfe auch für Einheimische erbeten
Der Caritas-Leiter forderte zugleich zu Hilfen für die einheimische Bevölkerung in Bangladesch auf. "Andernfalls wird es zu gefährlichen sozialen Konflikten kommen." Unklar sei auch, wie sich die kommenden Parlamentswahlen in Bangladesch auf die Krise auswirken werden. "Ich habe Sorge vor einem Erstarken der radikalen Kräfte."
Langfristig hoffe er, dass auch in Myanmar eine "Transformation von der Militärdiktatur mit demokratischem Anstrich zu einer echten Demokratie" gelingen könne. Dies sei aber nur mit Hilfe und Druck der internationalen Staatengemeinschaft möglich. Im Blick auf die Notlage der eine Million Rohingy-Flüchtlinge gelte es nun, auch mit deutschen Spendengeldern die Unterstützung auszuweiten und Hilfe zur Selbsthilfe, etwa beim Bau sicherer Unterkünfte und sauberer Wasserversorgung; zu leisten, so Sarker.
Die Rohingya-Minderheit wird im vom Militär beherrschten Myanmar seit Jahrzehnten verfolgt. Infolge der jüngsten Eskalation, bei denen das Militär ganze Dörfer zerstörte, flohen Hunderttausende. Die Vereinten Nationen sprechen von systematischen Verbrechen des Militärs gegen die Rohingya.
Zu den Ursachen der Verfolgung gehören wirtschaftliche Interessen. Das bislang von Rohingyas bewohnte Gebiet ist reich an Bodenschätzen. Für China, das nach Angaben der Caritas eng mit dem Militärregime zusammenarbeitet, habe die Region zudem eine große strategische Bedeutung als Zugang zum Indischen Ozean.