DOMRADIO.DE: Mit wem waren Sie jetzt auf der Gamescom und warum?
Alexandra Kasper (Sozialpädagogin mit dem Schwerpunkt Digitales Betreuung im Caritas-Pflegeheim St. Maternus): Ich war mit einer Bewohnerin und zwei Bewohnern aus dem Altenzentrum auf der Gamescom, weil wir erstens bei uns im Altenheim mit unseren Senioren zocken und zweitens, weil wir es total wichtig finden, ein Statement abzugeben und gerade die Spieleindustrie ein wenig auf diese Klientel aufmerksam zu machen.
DOMRADIO.DE: Wie fanden die Senioren die Spielemesse? Haben die da auch was ausprobieren können und vielleicht gegen so manche Jugendliche gewinnen können?
Kasper: Na ja, man muss schon sagen, da sind viele Profis unterwegs, da können wir nicht so ganz mithalten. Aber es gab schon die eine oder andere Zocker-Challenge. Gerade die Retro-Spiele waren bei uns total begehrt.
Insgesamt war ein wahnsinniges Angebot, was es dort gab. Und für unsere Seniorin und die Senioren war das total spannend. Für uns ja auch. Das war mal ein ganz besonderer Eindruck, wir sind total froh, dass wir das gemacht haben.
DOMRADIO.DE: Haben sich denn die Spieleentwickler oder auch die vorwiegend jugendlichen Besucher ein bisschen gewundert, dass da jetzt auch ältere Menschen unterwegs waren?
Kasper: Ja, das hat man wirklich gemerkt. Wir waren, glaube ich, die einzigen Seniorinnen und Senioren dort. Man hat zwar ansonsten auch viele Menschen in Rollstühlen gesehen, aber wirklich über 60 oder über 80 war dort sehr wenig unterwegs. Wir waren da schon die Exoten und sind dann ein bisschen aufgefallen.
DOMRADIO.DE: Wie muss man sich das Zocken im Altenheim denn vorstellen?
Kasper: Wir haben verschiedene digitale Angebote: die Xbox, die Nintendo Switch, wir haben Virtual Reality Brillen, wir haben Tablets, auf denen man auch spielen kann. Und das wird in den Bereichen, in Gruppen oder auch in Einzelangeboten mit den Senioren und Seniorinnen bei uns in der Einrichtung gemacht, in regelmäßigen Abständen.
DOMRADIO.DE: Kommt das gut an?
Kasper: Ja, das kommt gut an. Nicht jeder mag alles, nicht jeder mag Backen und nicht jeder mag Basteln und nicht jeder mag Zocken. Aber es gibt immer wieder Menschen, die das gerne mögen. Wir möchten ein zusätzliches Angebot damit schaffen.
Gerade Senioren und Seniorinnen sind immer neugierig. Auch im Alter freuen sie sich über etwas Besonderes, was sie noch nie erlebt haben. Und so eine Xbox hatten die wenigsten bisher ausprobiert. Von daher ist es immer erst mal einen Versuch wert.
DOMRADIO.DE: Welche Spielegenres sind denn besonders beliebt?
Kasper: Das sind die klassischen Jump-and-Run-Spiele, die kommen ganz gut an, auch Autorennen kommen ganz gut an. Es darf nicht zu kompliziert im Handling sein. Das ist wirklich etwas, wo man ein bisschen drauf achten muss.
Das ist auch das, was wir etwas bemängeln, nämlich, dass solche Explorer-Spiele fehlen, wo man einfach mal eine Gegend erkundet, als Tier quasi durch den Wald läuft oder Ähnliches und kleine Aufgaben erledigen muss, Geschicklichkeitsspiele, wo man ein bisschen Gehirnjogging dabei machen muss, ein paar Rätsel lösen … Aber es darf nicht zu kompliziert sein und darf nicht zu sehr in die Feinmotorik gehen.
DOMRADIO.DE: Was sagen Sie denn dann den älteren Leuten, die vielleicht Interesse haben, aber dann Respekt vor der Technik haben?
Kasper: Einfach mal zuschauen! Viele werden vom Zuschauer zum Nutzer, man muss ja nicht immer direkt mitmachen. Wenn wir das in die Wohnbereiche bringen, schauen vielleicht viele auch einfach erst mal zu. Weil sie sich nicht trauen und sehen aber dann, dass das ganz gut klappt.
Wir unterstützen ja dabei, wir machen ja mit. Wir setzen niemanden da hin und geben Controller in die Hand und sagen: so bitteschön! Sondern wir sind immer mit dabei und versuchen das so zu adaptieren, dass es für jeden machbar ist. Und dann ist es wieder die Neugier, die einfach oft siegt.
Das Interview führte Florian Helbig.