Das sagte der Theologe Stefan Eirich den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag) in Osnabrück. Als Beispiel nannte er die Auseinandersetzungen mit großen Internet-Versandhändlern wie Amazon, "die meinen, immer lauter drauf pochen zu können, wie sie sich den Sonntag vorstellen."
Durch das Grundgesetz geschützt
Eirich lehnte auch vorübergehende Öffnungen der Geschäfte am Sonntag ab, um den Einzelhändlern während oder nach der Corona-Pandemie zusätzlichen Umsatz zu ermöglichen. Der Sonntag sei durch das Grundgesetz geschützt. "Dieser besondere Schutz darf nicht durch eine fortlaufende Ausnahmegesetzgebung ausgehöhlt werden." Zudem sei es erwiesen, dass von verkaufsoffenen Sonntagen nicht viele Geschäfte wirklich profitierten.
"Der Sonntag hilft, dass Menschen Menschen bleiben können", erklärte Eirich. Es sei ein hohes Gut, wenn viele wüssten, dass sie am Sonntag durchatmen könnten. Ein beliebiger anderer freier Tag habe nicht die Qualität, die ein Sonntag habe. "Wenn jeder irgendwann freihat, kann sich niemand mehr verabreden."
Der Priester rief die Kirche auf, sich positiv in die Debatte einzubringen. "Wer nur betont, dass am Sonntag nicht eingekauft werden darf, hat das Problem der sterbenden Innenstädte, das viele Menschen umtreibt, natürlich nicht gelöst." Kirchliche Vertreter sollten sich daher für die Rettung von Innenstädten einsetzen, etwa durch Beteiligung an runden Tischen und durch Mitgestaltung des Lebens in den Zentren am Sonntag.
Edikt von Kaiser Konstantin
"So könnte die Kirche den Sonntag ganz neu entdecken - als große Chance, den Bedürfnissen der Menschen offen zu begegnen."
Die kirchlich-gewerkschaftliche Allianz für den freien Sonntag, zu der auch die KAB gehört, feiert den wöchentlichen Ruhetag mit einem am 3. März beginnenden Jubiläumsjahr. Anlass dafür ist, dass der römische Kaiser Konstantin am 3. März 321 nach Christus, also vor 1.700 Jahren, per Edikt den Sonntag zum verpflichtenden Feiertag erklärte.