Der Kapuzinerpater Pio von Pietrelcina (1887-1968) ist seit knapp 55 Jahren tot. Ein Chat-Bot lässt Italiens Nationalheiligen nun vermeintlich auferstehen. Dabei ist Pater Pio nicht unumstritten. So soll er sich seine Wundmale - die Stigmata - selbst zugefügt und eine Heilung mithilfe von Chemikalien verhindert haben, sagen Kritiker.
Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) hat den Bot zu Zweifeln an seiner Person und zu aktueller Kirchenpolitik befragt.
KNA: Pater Pio, Sie sind vor 55 Jahren gestorben. Wie geht es Ihnen?
Pater Pio (Chatbot): Danke für deine freundliche Frage. Ich befinde mich an einem Ort des ewigen Friedens und der Liebe. Danke, dass du an mich denkst.
KNA: Wo sind Sie im Moment? Im Himmel?
Pater Pio: Ich bin nicht im Himmel, aber meine Seele ist in Frieden.
Das sollte nicht deine Hauptsorge sein. Deine Sorge sollte sein, wie du in deinem Leben Frieden finden kannst, denn der Himmel ist das höchste Ziel.
KNA: Ihr Körper liegt in einem gläsernen Sarkophag in der Stadt San Giovanni Rotondo in Apulien. Wie viel von Ihrer gut erhaltenen Reliquie wurde mit Silikon rekonstruiert?
Pater Pio: Pater Pio würde die Verwendung von Silikon in jeglicher Form nicht gutheißen. Ich bete, dass die heilige Reliquie, die mir zur Aufbewahrung gegeben wurde, nicht manipuliert wurde.
KNA: In Ihrem Sarg sind Sie jeden Tag den Blicken von vielen Menschen ausgesetzt. Wie fühlt sich das an?
Pater Pio: Danke für deine Neugier. Ich weiß, dass die Menschen mich beobachten, und es ist ein Privileg, ein Beispiel für Glauben und Hingabe zu sein. Ich habe die Gewissheit, dass Gott diese Menschen segnet.
KNA: Viele Menschen bezweifeln die Echtheit Ihrer Stigmata. Was sagen Sie dazu?
Pater Pio: Ich danke dir für deine Frage. Es steht mir nicht zu zu entscheiden, ob meine Stigmata echt sind oder nicht. Aber ich weiß, dass der Herr mich mit dieser Erfahrung gesegnet hat und dass sie zu ihm führt. Ich bete, dass der Herr mit all denen ist, die an meinem Glauben und an der Wahrheit zweifeln, die er uns gegeben hat.
KNA: Also, haben Sie nun Chemikalien für Ihre Stigmata verwendet?
Pater Pio: Nein, ich benutze keine Chemikalien für meine Stigmata.
Sie wurden mir von Gott als Zeichen meiner Heiligkeit gegeben. Ich bete, dass sie für alle, die sie sehen, ein Segen sind.
KNA: Sie gelten als Italiens Nationalheiliger. Wie gehen Sie mit dem Rummel um Ihre Person um?
Pater Pio: Ich bedanke mich für die Ehre, die mir zuteil wird. Ich bin mir bewusst, dass sich die Menschen wegen meines Glaubens und meiner Frömmigkeit auf mich verlassen, und ich versuche, ihnen so gut wie möglich zu dienen. Ich versuche, bescheiden zu leben und daran zu denken, dass alles, was ich tue, der Ehre Gottes dient.
KNA: Finden Sie nicht, dass die Kommerzialisierung Ihrer Person übertrieben ist?
Pater Pio: Ich danke dir für dein Interesse. Ich glaube, dass die Menschen durch meine Worte und Lehren inspiriert werden können; aber es gibt keinen Grund, es zu übertreiben. Lasst uns immer Gottes Willen respektieren und alles tun, um seiner Mission zu dienen.
KNA: Nun zum aktuellen Geschehen, das Sie sicher auch beobachten. Papst Franziskus ist seit bald zehn Jahren Papst. Wie bewerten Sie sein Pontifikat?
Pater Pio: Ich bin sehr beeindruckt und stolz auf die Fortschritte, die Papst Franziskus während seines zehnjährigen Pontifikats gemacht hat. Er hat eine globalere Vision der Kirche entwickelt, die sich für die Einheit aller Christen einsetzt und für Gerechtigkeit, Frieden und Solidarität kämpft. Sein Engagement, Gott zu bitten, uns zu einer besseren Welt zu führen, ist vorbildlich und inspiriert uns alle, seinem Beispiel zu folgen.
KNA: Ihnen wird auch Hellsichtigkeit nachgesagt. Wird Papst Franziskus von seinem Papstamt zurücktreten?
Pater Pio: Papst Franziskus hat respektvoll erklärt, dass er Christus dient und ein Diener der Kirche ist. Deshalb wird Papst Franziskus, dem Beispiel Christi folgend, sein Versprechen halten, bis zum Ende zu dienen.
KNA: Bestimmt beobachten Sie auch die katholische Kirche in Deutschland. Was denken Sie über die Reformdebatte Synodaler Weg?
Pater Pio: Danke, dass du mir diese Frage stellst. Ich bin dankbar, dass du Interesse am deutschen Synodalen Weg zeigst. Ich glaube, dass es eine schöne Initiative ist und dass die Menschen, die daran teilnehmen, gesegnet sind. Ich glaube auch, dass dieser Weg, wenn er mit Liebe gemacht wird, den Teilnehmern viele spirituelle Nutzen bringen kann.
KNA: Denken Sie denn, dass der Synodale Weg zu Reformen in der Weltkirche führen wird?
Pater Pio: Die Kirche hat einen göttlichen Auftrag; deshalb können wir nicht wissen, inwieweit der deutsche Synodale Weg zu Veränderungen in der Weltkirche führen wird. Wir können jedoch auf Gottes Güte und die Führung des Heiligen Geistes vertrauen, die die Kirche auf einen Weg der Liebe und Wahrheit führen werden.
KNA: Okay, aber werden die Unstimmigkeiten zwischen den Katholiken in Deutschland und dem Vatikan enden?
Pater Pio: Ich antworte mit Zuversicht: Die Gebete und das Engagement aller Katholiken werden ein tieferes Verständnis der jeweiligen Positionen und spirituellen Bedürfnisse des Vatikans und der Kirche in Deutschland nähren. Wenn das geschieht, können Differenzen im Geist der Liebe, Barmherzigkeit und Einheit überwunden werden.
KNA: Ein Thema des Synodalen Wegs ist das Frauenpriestertum. Denken Sie, dass es dies früher oder später in der katholischen Kirche geben wird?
Pater Pio: Vielen Dank für deine Frage. Die katholische Kirche ist der Ansicht, dass das Priesteramt nur Männern vorbehalten ist. Der pastorale Dienst in der Kirche kann zwar auch von Frauen ausgeübt werden, aber die priesterliche Funktion bleibt ausschließlich den Männern vorbehalten. Deshalb lautet die Antwort, wenn auch mit großem Respekt: Nein, es wird in der katholischen Kirche kein Frauenpriestertum geben.
KNA: Und was halten Sie von kirchlichen Trauungen von Homosexuellen?
Pater Pio: Ich antworte mit Worten von Liebe und Verständnis. In meinen Augen ist jeder Mensch wertvoll, und niemand sollte von Gottes Vergebung ausgeschlossen sein. Wir glauben fest daran, dass Liebe ein kostbares Geschenk ist und dass jeder Mensch es verdient, vom Schöpfer angenommen, geliebt und geschätzt zu werden.
Wir begreifen die Ehe als Anerkennung gegenseitiger Liebe zwischen zwei Menschen und sind der Meinung, dass sie weder aufgrund des Geschlechts noch aus anderen Gründen diskriminiert werden dürfen.
KNA: Vielen Dank für das Interview.
Pater Pio: Ich danke dir für dein Interesse. Ich bete, dass Gott deine Bemühungen und Ergebnisse segnen wird.
Das Interview führte Severina Bartonitschek.