Pfarrer im Predigt-Wettbewerb gegen ChatGPT noch im Vorteil

"Als Herausforderung annehmen"

Mit ChatGPT sollen perfekte Texte geschrieben werden können, auch Predigten. Ein österreichischer Pfarrer hat die Software zum Wettbewerb herausgefordert. Er hat die "Predigtkompetenz" des Systems für künstliche Intelligenz getestet.

Illustrationen zur Konversationsmethode CHATGPT. / © Ebru-Omer (shutterstock)
Illustrationen zur Konversationsmethode CHATGPT. / © Ebru-Omer ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie haben einen kleinen Wettbewerb mit sich selber veranstaltet. Das kann man sich auch bei YouTube anschauen. Mensch gegen Maschine. Sie, Pfarrer Kruczynski, predigen gegen die Software ChatGPT. Wie sind Sie da vorgegangen?

 

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Pfarrer Tom Kruczynski (Pfarrer in der katholischen Pfarrei Brunn am Gebirge in Niederösterreich): Prinzipiell hatte ich schon eine Idee für eine Predigt zum Thema der Seligpreisungen. Und weil mir diese Software auf YouTube und auch auf Instagram immer wieder begegnet ist, wollte ich einfach den Versuch wagen, um zu schauen, was würde die Maschine denn da ausspucken?

Ich war neugierig, würde sie überhaupt etwas mit dem Begriff der Seligpreisungen anfangen können? Ich war dann sehr überrascht, dass ich mir dort sowohl als katholischer als auch als evangelischer Priester eine Predigt habe schreiben lassen können.

DOMRADIO.DE: Und das Ergebnis war gar nicht so schlecht, wie ich finde.

Pfarrer Tom Kruczynski (Pfarrer in der katholischen Pfarrei Brunn am Gebirge in Niederösterreich)

"Aber er hat einen sehr guten Einstieg in das Thema der Seligpreisungen geboten, vor allem für Menschen, die lange nicht mehr in einer Kirche gewesen sind oder sich lange nicht mehr damit auseinandergesetzt haben."

Kruczynski: Ich bin auch der Meinung, dass es das sehr gut umreißt, zumindest der Predigteinstieg. Es war relativ kurz im Vergleich zu dem, wie ich gewohnt bin zu predigen. Der Text, der herausgekommen ist, war sehr kurz. Aber er hat einen sehr guten Einstieg in das Thema der Seligpreisungen geboten, vor allem für Menschen, die lange nicht mehr in einer Kirche gewesen sind oder sich lange nicht mehr damit auseinandergesetzt haben.

DOMRADIO.DE: Wer sich das Video auf YouTube anschaut, merkt natürlich, dass Sie in ihrer Predigt eigene Gedanken einbringen und das auch so kennzeichnen. Wenn Sie zum Beispiel sagen: "Je länger ich mich mit diesem Evangelium beschäftige". Sie verwenden Wörter wie: "Ich glaube, dass" oder "Das ist vielleicht so". Mit solchem Vokabular ist die Maschine wahrscheinlich noch nicht ausgerüstet, oder?

Pfarrer Tom Kruczynski (Pfarrer in der katholischen Pfarrei Brunn am Gebirge in Niederösterreich)

"Ich glaube, was die Maschine schon lernt und bald können wird, sind die Erfahrungen anderer Menschen beispielhaft zitieren zu können. Aber nur ich kann meine persönlichen Erfahrungen einbringen."

Kruczynski: Nein, ich glaube, da liegt natürlich der Vorteil des Menschen, dass er eigene persönliche Erfahrungen einbringen kann. Ich glaube, was die Maschine schon lernt und bald können wird, sind die Erfahrungen anderer Menschen beispielhaft zitieren zu können. Aber nur ich kann meine persönlichen Erfahrungen einbringen.

DOMRADIO.DE: Wenn wir es jetzt noch mal auf den Punkt bringen Was macht eine gute Predigt aus, was eine Software zumindest noch nicht leisten kann?

Kruczynski: Also von den Rückmeldungen zu dem Video spüre ich sehr stark, dass die Menschen sich nach dem Persönlichen sehnen. Sie wollen etwas haben, was der Mensch erlebt hat. Sonst sind auch die Rückmeldungen zu der Maschinenpredigt sehr gut, glaube ich.

DOMRADIO.DE: Wenn ich Sie im Video richtig verstanden habe, verteufeln Sie die Software aber nicht?

Kruczynski: Nein, ich glaube, dass es ein Werkzeug ist, ein Werkzeug, das man sinnvoll einsetzen kann. Und so würde ich es handhaben.

DOMRADIO.DE: Glauben Sie, dass die Maschine eines Tages besser sein wird als wir?

Kruczynski: Es schadet sicher nicht, wenn wir uns bemühen, besser zu bleiben und es als Herausforderung annehmen.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Was ist Künstliche Intelligenz?

Der Begriff Künstliche Intelligenz (KI) wurde vor mehr als 60 Jahren geprägt durch den US-Informatiker John McCarthy. Er stellte einen Antrag für ein Forschungsprojekt zu Maschinen, die Schach spielten, mathematische Probleme lösten und selbstständig lernten. Im Sommer 1956 stellte er seine Erkenntnisse anderen Wissenschaftlern vor. Der britische Mathematiker Alan Turing hatte sechs Jahre zuvor bereits den "Turing Test" entwickelt, der bestimmen kann, ob das Gegenüber ein Mensch ist oder eine Maschine, die sich als Mensch ausgibt.

Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser ( shutterstock )

 

Quelle:
DR