DOMRADIO.DE: Wie war die Veranstaltung?
Ingo Brüggenjürgen (Chefredakteur DOMRADIO.DE): Es war ein sehr würdiger Rahmen auf dem Prenzlauer Berg, im Palais der Kulturbrauerei. Über 100 Festgäste waren anwesend, Kulturschaffende, Medienschaffende, Medienverantwortliche, zahlreiche Journalisten waren vor Ort.
DOMRADIO.DE: Es hat mehrere Preise in verschiedenen Kategorien gegeben. Es ging um Print, Audio, Fernsehen und Internet. Welche Preisträger haben denn ganz besonders beeindruckt?
Brüggenjürgen: Es waren mehrere beeindruckende Beiträge dabei, eine Filmproduktion ist jedoch herausgestochen. Dabei handelt es sich um den Hauptpreis, den Christoph Goldbeck und Ilka aus der Mark für eine über 14 Jahre andauernde Filmproduktion erhielten. Eindrucksvoll, wie lange man diese Themen verfolgen muss. Es handelte sich um eine WDR Dokumentation über ein Mädchen. "Marie will alles - Durchstarten mit Downsyndrom", so der Titel.
Dieser Vierteiler ist noch in der WDR-Mediathek erhältlich und berichtet von den Schwierigkeiten, welche Menschen mit Downsyndrom erleben. Er beleuchtet jedoch auch, wie man sich durch diese Schwierigkeiten kämpfen kann. Ich kann es nur jedem empfehlen, wirklich ein wunderschöner Beitrag.
DOMRADIO.DE: Gab es auch Beiträge, die eine größere Resonanz verdienen?
Brüggenjürgen: Als Journalist bekommt man oft viele gute Beiträge nicht mit. Es gab zum Beispiel einen wunderschönen Beitrag aus der Kategorie Print. Dieser ist im März 2003 in der Zeit erschienen. Er handelt von den eine Million Rohingya Flüchtlingen, die aus Myanmar nach Bangladesch geflohen sind und dort in einem Lager leben. Moritz Aisslinger hat ein eindrucksstarkes Dossier über das Lager der Vergessenen geschrieben.
Vieles geht einfach so an uns vorbei. Es ist gut, dass Journalisten hinschauen. Vielleicht noch ein anderer Sonderpreis, den die Jury ausdrücklich an Sophia Maier vergeben hat. Diese hat für einen Beitrag für RTL namens "Wut auf der Straße - Ist unsere Demokratie in Gefahr?" über mehrere Jahre Pegida-Demonstrationen oder Corona-Leugner begleitet. Definitiv preiswürdig.
DOMRADIO.DE: Diese Preise werden von der Deutschen Bischofskonferenz in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft katholischer Publizistinnen und Publizisten Deutschlands und dem katholischen Medienverbund vergeben. Macht diese Preisverleihung Sinn?
Brüggenjürgen: In jedem Fall. Offiziell werden die Beiträge ausgezeichnet, die Orientierung an christlichen Werten geben, sowie das Verständnis für Menschen und gesellschaftliche Zusammenhänge fördern. Gerade in einer Gesellschaft, die wir gegenwärtig so erleben, in der wir Fake News erleben, ist es gut, dass kirchliche Einrichtungen diesen Medienpreis mittlerweile zum 21. Mal vergeben. Gerade um dem entgegenzuwirken, um nicht nur in sozialen Medien jeden einen Journalisten sein zu lassen, da jeder seine Meinung posten kann, sondern um wirklichen Qualitätsjournalismus auszuzeichnen. Das braucht unsere Demokratie.
Manche sagen, die Medien stellen die vierte Säule dar. Das weiß ich gar nicht so genau. Wir brauchen gute Journalistinnen und Journalisten, die hinschauen und immer wieder berichten. Insofern denke ich, dass gestern Abend in Berlin die Richtigen ausgezeichnet wurden.
Das Interview führte Verena Tröster.