Chöre kämpfen laut Studie noch immer mit Corona-Folgen

Rückläufige Mitgliederzahlen

Die Chormusik im deutschsprachigen Raum leidet an Long Covid. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt zu den Pandemie-Auswirkungen auf diesen Kulturbereich.

Notenblätter eines Chores / © Sonja Filitz (shutterstock)
Notenblätter eines Chores / © Sonja Filitz ( shutterstock )

Zwar habe sich die Lage im Blick auf Mitgliederzahlen und Finanzen im Vergleich zu einer ersten Befragung vor einem Jahr etwas stabilisiert, teilte die Uni am Donnerstag in Eichstätt mit.

Aber jeder fünfte Chor probe nach wie vor nicht. Im Nachwuchsbereich sei zudem häufig ein kompletter Neuaufbau von Ensembles nötig, die coronabedingt keine Kinder und Jugendliche hätten werben können.

Finanzielle Sorgen und Nachwuchsprobleme

"Rückläufige Mitgliederzahlen, finanzielle Sorgen und Nachwuchsprobleme - dies waren die zentralen Befunde der ersten Erhebungswelle für die ChoCo-Studie ('Chöre in Coronazeiten') aus dem März 2021", so die Mitteilung weiter. Vor allem der Nachwuchsbereich habe den Forscherinnen und Forschern unter Leitung der KU-Musikwissenschaftlerin Kathrin Schlemmer damals Sorgen gemacht.

Chorsänger mit einem Notenblatt / © Ja Crispy (shutterstock)
Chorsänger mit einem Notenblatt / © Ja Crispy ( shutterstock )

Denn dieser unterliege einer größeren Fluktuation als Chöre mit Erwachsenen.

Schlemmer sagte nun: "Bei den Mitgliederzahlen lässt sich eine leichte Stabilisierung dahingehend feststellen, dass weniger Chöre als 2021 angaben, gar keine Mitglieder mehr zu haben. Dies gilt auch für die Kinder- und Jugendchöre, obwohl sich auch im zweiten Pandemiejahr deren Situation schlechter darstellt als die der Gesamtheit aller befragten Chöre."

Kinderchöre unterstützen

Jedoch stünden diese Feststellung unter einem Vorbehalt, fügte die Professorin an. Nämlich jenem, dass sich Chöre, die auch im zweiten Jahr der Pandemie keine Mitglieder mehr zählten, möglicherweise nicht erneut an der Befragung beteiligt hätten. Die Zahl der Rückmeldungen sei von gut 4.600 im Jahr 2021 auf rund 1.000 beim zweiten Durchlauf gesunken.

Jugendchor singt / © Matthias Schumann (epd)
Jugendchor singt / © Matthias Schumann ( epd )

Eine wichtige Forderung der Sängerinnen und Sänger für die Zukunft sei es, nun insbesondere Kinder- und Jugendchöre zu unterstützen, ergänzte Schlemmer. Ein Großteil der Befragten verlange, dazu das Singen in der Schule zu fördern. Als Schwierigkeit könnten sich dabei allerdings der Mangel an entsprechend pädagogisch ausgebildeten Kräften erweisen sowie der schulische Fokus auf den Nachholbedarf in Hauptfächern.

Immer weniger Chormitglieder im Erzbistum Köln

Im Erzbistum Köln singen immer weniger Menschen in Kirchenchören. "Die Corona-Pandemie, die weniger werdende Identifikation mit dem Glauben allgemein und die kirchenpolitische Lage im Erzbistum Köln haben dazu geführt, dass wir über 30 Prozent der Mitglieder aus kirchenmusikalischen Gruppen verloren haben", sagte der Kirchenmusikdirektor in der Erzdiözese, Richard Mailänder, der Kölner "Kirchenzeitung" . So sängen heute rund 1.400 Menschen in Jugendchören und 18.000 in klassischen Kirchenchören. 2005 seien es noch 5.000 beziehungsweise 24.000 gewesen.

Chor und Solisten bei der Probe im Kölner Dom. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Chor und Solisten bei der Probe im Kölner Dom. / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
KNA