DOMRADIO.DE: Endlich wieder zwei so große Konzerte. Endlich wieder die große Besetzung. Wie groß ist jetzt die Vorfreude bei Ihren Sängerinnen und Sängern?
Matthias Röttger (Regionalkantor Mettmann): Die ist einfach riesig. Wir hatten im Dezember 2018 das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach aufgeführt, 2019 dann eine große Show in der Stadthalle zu 25 Jahren Kinder- und Jugendchören. Für 2020 war das Requiem von Johannes Brahms auf dem Probenplan. Das wurde auf 2021 verschoben und dann wieder abgesagt. Und jetzt sind wir einfach total erleichtert, dass wir uns zutrauen, wieder ein Chor- und Orchester-Konzert zu gestalten.
DOMRADIO.DE: Sie hatten vor Corona eine große, lebendige Chor-Landschaft mit Kindern, mit der Jugend, mit dem Kirchenchor. Wie sind diese Chöre durch die Pandemie gekommen?
Röttger: Es gibt alle Gruppen noch. Wir haben keinen Chor eingestampft, aber gerade im Kinderchor-Bereich merke ich, dass das ich so gut wie zwei Jahre nicht durch die Schulen gehen konnte. Normalerweise gehe ich jedes Jahr im Januar durch die Schulen und werbe für eine neue Kinderchorgruppe. Das hat gefehlt, sodass ich das vor allen Dingen im Kinderchor-Bereich merke.
Im Erwachsenden-Bereich merke ich, dass viele Jugendliche, die in der Chor-Landschaft großgeworden sind, jetzt mittlerweile gerne auch im Erwachsenenchor mitsingen und einige Ältere vielleicht aus dem Kirchenchor ausgeschieden sind. Der hat sich ein wenig verjüngt, aber das ist so mehr auf die allgemeine Entwicklung meiner Chor-Landschaft zurückzuführen. Grundsätzlich ist doch ein gewisser Schwund bei meinen Chören zu verzeichnen.
DOMRADIO.DE: Wie viel Mut haben Sie und Ihre Chöre gebraucht, um zu sagen: Ja, wir machen das jetzt, wir machen wie früher zwei so große Konzerte?
Röttger: Zunächst war nur ein Konzert geplant und da sagte einer aus dem Chor-Vorstand: "Mein Gott, ist doch schade, die ganze Arbeit nur für ein Konzert. Frag doch mal nach, was das an Mehrkosten verursacht, wenn wir zwei Termine haben".
Das fand ich total super, dass aus den Chören heraus die Bereitschaft kam, doch zwei Konzerte zu wagen. Das Ganze ist natürlich auf Risiko gestrickt gewesen und ich habe dann noch im Herbst mit dem Krisenstab der Pfarrgemeinde Rücksprache gehalten, wie viele Leute wir überhaupt reinlassen dürfen.
Bis zuletzt war eigentlich nicht klar, ob wir es wirklich mit voller Besetzung, mit voller Besucherzahl durchführen können. Aber wir sind das Risiko eingegangen, denn wir müssen irgendwann zurück ins Leben, zurück in die Konzertsäle, damit wir nicht ganz untergehen und damit wir weiter Freude am Singen haben.
DOMRADIO.DE: Welche Musik haben Sie denn jetzt ausgesucht für die Konzerte?
Röttger: Von Johann Sebastian Bach eine Kantate, die eigentlich für den ersten Advent geschrieben wurde: Nun kommt der Heiland. Aber am zweiten Adventswochenende ist das sicherlich auch noch okay. Und von Camille Saint-Saëns das Weihnachtsoratorium. Das sind zwei Werke, die für den Chor eine Herausforderung sind, aber auch keine Überforderung.
Das ist klangschön, aber auch wenn mal Leute wegen Corona längere Zeit ausfallen mussten - und das ist nach wie vor so der Fall - kann man da noch einsteigen. Es ist also eine Aufgabe, aber keine Überforderung für die Chöre.
DOMRADIO.DE: Worauf freuen Sie sich jetzt am meisten?
Röttger: Ich freue mich darauf, dass wir endlich wieder Konzerte machen, dass es ein Leben trotz oder mit Corona gibt. Ich finde das ganz toll, dass Jugend- und Erwachsenenchor zusammenarbeiten.
Einige Jugendliche sagten nach der letzten Probe letzten Donnerstag zu mir, privat würden sie so etwas ja nicht hören, aber es sei trotzdem total gute Musik und es mache Spaß, da mit zu singen. Was will man mehr als Chorleiter?
Das Interview führte Hilde Regeniter.