DOMRADIO.DE: Sie machen "Sakralen Tanz". Was kann man sich darunter vorstellen?
Leo Gnatzy (Tänzer und Choreograph): Ich weiß nicht, ob "Sakraler Tanz" der beste Begriff ist. Ich habe bisher keinen besseren gefunden. Aber letztendlich kombiniert es mein Interesse am Tanzen mit meinem Glauben in sakralen Räumen, also in Kirchen.
Ich habe mich schon immer gefragt, wie ich meinen körperlichen Ausdruck, meine Emotionen, meinen Tanz, mit meinem Glauben zusammenbringen kann. Das habe ich dann einfach ein paar Mal versucht, ich habe in Gottesdiensten getanzt oder auch andere Formate entwickelt.
Letztendlich kann man es vielleicht so erklären, dass bei dieser Art des Tanzes immer die spirituelle Ebene mit dabei ist, also die Kommunikation mit Gott. So könnte man es sagen. Also, dass ich dadurch vielleicht Fragen stelle oder Antworten kriege oder mich auf eine andere Art und Weise öffne. Vielleicht ist es auch eine Form des Gebets.
DOMRADIO.DE: Das heißt, es kommt schon daher, dass sie auch vorher schon mit Kirche, mit Glauben etwas am Hut hatten. Oder wie ist das entstanden?
Gnatzy: Ja, genau so kann man das sagen. Ich habe meinen persönlichen Glauben, der mir sehr, sehr wichtig ist. Und ich habe mein Interesse an der Kunst, dem Tanz. Für mich kann beides eigentlich gar nicht voneinander getrennt gedacht werden, sondern das gehört zusammen. Tanz ist für mich Emotion, Glaube ist für mich Emotion. Beides geht für mich sehr gut zusammen.
DOMRADIO.DE: Manche Menschen denken vielleicht, dass Tanzauftritte nicht in ein Gotteshaus gehören. Was sagen Sie denen?
Gnatzy: Ich würde sagen: Kommt vorbei, guckt es euch an und lasst es auf euch wirken. Wir haben einen Körper, der das Ebenbild Gottes ist, der uns von Gott geschenkt wurde. Ich finde, diesen Dualismus von Körper und Geist, den es viele Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte über gab, müsste man mal überdenken. Denn wir stecken in einem menschlichen Körper, in dieser Haptik, die wir erfahren. Das sollten wir auch nicht vor der Kirche lassen.
Ich glaube, gerade in der Kirche sollten wir auch mit unserem Körper, mit unserer Physis, vorhanden sein.
Vielleicht ist es für uns Deutsche manchmal ein bisschen schwierig. Wenn wir in der Kirchenbank sitzen, ist es manchmal schon viel verlangt, sich hinzuknien und aufzustehen. Und wenn dann noch ein Kindergottesdienst stattfindet und man sich mal mehr bewegen muss und aus der Norm fällt, dann sind viele überfordert.
Wenn man sich komplett auf den sakralen Raum einlässt – und es gibt sehr, sehr viele schöne sakrale Räume – dann ist es auch eine körperliche Erfahrung.
Bisher war meine Erfahrung, dass die Leute, die das gesehen oder mitgemacht haben, sehr beseelt herausgegangen sind, weil sie gesagt haben: Heute konnte ich noch mal in einer ganz anderen Art und Weise Gott erfahren.
DOMRADIO.DE: "Zwischen Himmel und Erde" heißt Ihr neues Programm. Worum geht es da?
Gnatzy: "Zwischen Himmel und Erde" ist ein Stück, das wir für die 125-Jahr-Feier der Caritas entwickelt haben. Wir haben es im Januar diesen Jahres in der St. Elisabeth-Kirche in Berlin uraufgeführt. Letztendlich ist es ein Stück, das aus der Geschichte der Caritas entstanden ist, als einem Verband, der sich entwickelt hat, um Menschen zu helfen und der aus christlichen Werten heraus in die Welt getreten ist, um den Schwachen zu helfen.
Wir haben uns Gedanken gemacht, wie man diese Geschichte in ein Tanzstück bringen kann und möchten es in einer veränderten Version in verschiedenen sakralen Räumen zeigen. Wir gehen im Juli dieses Jahres auf Tournee und kommen dafür auch nach Köln.
DOMRADIO.DE: Diesen Tanz, mit dem Sie auf Tour gehen, kann man sich in Köln angucken, aber auch in seiner Heimatgemeinde. Wie genau funktioniert das?
Gnatzy: Das funktioniert, indem wir einen Kontakt zu Leuten hergestellt bekommen, die einen sakralen Raum haben, in dem sie sich vorstellen können, dieses Tanzstück zu zeigen. Dann müssten wir im Juli einen Termin finden und kämen als Gruppe vorbei, um das Stück in der Kirche vor Ort anzupassen.
Wir sind zwei Tänzerinnen und ich sowie eine Musikerin. Das Stück geht ungefähr 45 bis 60 Minuten. Der Zeitraum ist vom 13. bis zum 26. Juli diesen Jahres angesetzt. Wer Interesse hat, kann sich an an mich wenden und dann können wir gerne den Kontakt herstellen.
Das Interview führte Elena Hong.