Christen in Frankfurt sind "wichtigen Ökumene-Schritt gegangen"

"Gemeinsames Vertrauen auf die Gegenwart Christi"

Bereits während des Ökumenischen Kirchentages 2021 wurde in Frankfurt "ökumenisch sensibel" Eucharistie beziehungsweise Abendmahl gefeiert. Am Sonntag gab es das in Frankfurt erneut und gleich in mehreren Gemeinden.

Abendmahlsgeschirr in einem Gottesdienst  / © Jens Schulze (epd)

Katholische und evangelische Christen in Frankfurt haben am Sonntag über Konfessionsgrenzen hinweg gemeinsam Abendmahl und Eucharistie gefeiert. Michael Thurn, Leiter der katholischen Stadtkirche, erklärte: "Anders als bei unseren evangelischen Geschwistern kann katholischerseits zwar noch keine generelle Einladung zum Kommunionempfang selber ausgesprochen werden." Wohl aber könne die je einzelne Gewissensentscheidung, zur Eucharistie oder zum Abendmahl hinzuzutreten, respektvoll anerkannt werden.

"Im gemeinsamen Vertrauen auf die Gegenwart Jesu Christi in unseren Mahlfeiern wächst auch unser Vertrauen zueinander", so Thurn laut einer Mitteilung der katholischen Stadtkirche Frankfurt. Das sei ein Hoffnungssignal in einer Zeit, in der zu viele Menschen auf Misstrauen und Spaltung setzten.

Gemeinsame Mahlfeiern

"Gemeinsam am Tisch des Herrn" - so hatte der Ökumenische Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen bereits 2019 ein Papier überschrieben, das 2021 beim Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt (ÖKT) Inspiration für "ökumenisch sensible" Eucharistiefeiern und Abendmahlfeiern in einigen Gemeinden war. 

Abschlussgottesdienst beim ÖKT / © Harald Oppitz (KNA)

Der Arbeitskreis hatte ein Votum für eine wechselseitige Teilnahme einzelner Gläubiger an der Eucharistie- oder Abendmahlsfeier der jeweils anderen Konfession auf Basis einer Gewissensentscheidung begründet.

Am Sonntag seien "in ganz Frankfurt viele Christinnen und Christen erneut in den Gottesdiensten der jeweils anderen Konfession zu Gast gewesen", hieß es jetzt. Der evangelische Stadtdekan Holger Kamlah zeigte sich dankbar, dass man "einen weiteren wichtigen Schritt in der Ökumene gegangen" sei.

In den "gemeinsamen Mahlfeiern" sei die Gemeinschaft als Christen "neu erlebbar" gewesen, betonte er. "Heute haben nicht nur Einzelne für ihr individuelles Leben Kraft tanken können, heute wurden auch gemischtkonfessionelle Paare für ihrengemeinsamen Lebensweg gestärkt."

Gepredigte Gastfreundschaft leben

Christiane Moser-Eggs leitet gemeinsam mit Michael Thurn die katholische Stadtkirche. Sie verstehe "die gegenseitigen Einladungen als Impuls, die Gastfreundschaft, über die häufig gepredigt würde, auch zu leben".

"Ökumenisch sensibel" Eucharistie oder Abendmahl zu feiern, bedeutet den Angaben zufolge auch, "dass evangelischerseits beispielsweise anerkannt wird, dass Brot und Wein während der Feier ganz aufgebraucht werden". Katholischerseits werde unter anderem berücksichtigt, "dass die Eucharistie in Form von Brot und Weingereicht und auf Marienlieder verzichtet wird".

Ökumene

Der Begriff "Ökumene" stammt aus dem Griechischen und heißt wörtlich übersetzt "die ganze bewohnte Erde". Gemeint sind die Bemühungen um die Einheit aller getrennten Christen. Die Ökumenische Bewegung ging zunächst von evangelischer Seite aus; als Beginn gilt die Weltmissionskonferenz von Edinburgh im Jahr 1910. Sie führte 1948 zur Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen (Weltkirchenrat, ÖRK) mit Sitz in Genf. Ihm gehören heute 349 reformatorische, anglikanische und orthodoxe Kirchen mit 560 Millionen Christen in 110 Ländern an.

Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz (KNA)