Der katholische Theologe Manfred Becker-Huberti empfiehlt Familien die Rückbesinnung auf christliche Bräuche, um die Weihnachtsbotschaft unter den Bedingungen der Corona-Pandemie neu zur Geltung zu bringen.
Wenn die Feiern kleiner ausfielen, auf Geschenke im Übermaß und Völlerei an den Festtagen verzichtet werde, habe jeder die Chance, die christliche Bedeutung des Festes stärker in den Mittelpunkt zu stellen, sagte der Brauchtumsexperte dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Ich glaube, dass man den Boden manchmal besser sieht, wenn man geduckt wird."
Adventszeit bewusst begehen
Unter anderem empfahl der frühere Lehrbeauftragte an der Katholischen Fachhochschule Köln, biblische Texte zu lesen und in der Familie darüber zu sprechen. Beim Festessen sei es ein Brauch, ein zusätzliches Gedeck vorzusehen. Es symbolisiere, dass ein Bedürftiger Platz findet, sollte er unerwartet an die Tür klopfen.
Generell warb Becker-Huberti dafür, die Adventszeit in Vorbereitung auf Weihnachten bewusst zu begehen. "Jedes Ereignis, dass uns weit heraustragen soll, braucht eine Rampe", sagte der Theologieprofessor und frühere Pressesprecher des Erzbistums Köln.
Hoffnungen auf ein gewöhnliches Weihnachtsfest sei nicht klug
Als Beispiel für einen Adventsbrauch in der Familie nannte er das "Strohhalmlegen" ab dem ersten Advent: Jeder, der sich um die Hausarbeit verdient gemacht oder anderweitig eine gute Tat vollbracht habe, dürfe im Advent einen Strohhalm in eine Krippe legen, damit das Christkind am 24. Dezember weich liegen könne.
Becker-Huberti nannte es rückblickend "nicht sehr klug" von Politikern, mit den seit Anfang November geltenden Kontaktbeschränkungen den Menschen Hoffnungen auf ein Weihnachtsfest wie in jedem Jahr gemacht zu haben.
Nicht Politiker seien schuld, sondern feiernde Menschen
Unabhängig davon, ob jemand Weihnachten wegen seiner religiösen Botschaft wertschätze, sich auf eine arbeitsfreie Zeit oder das ausgiebige Feiern mit Freunden und Verwandten freue, habe das Fest eine besondere emotionale Bedeutung.
"Man sollte nichts versprechen, was man nicht halten kann", sagte der Theologieprofessor und fügte hinzu: "Dass die Infektionszahlen nicht entscheidend gesunken sind, liegt nicht an den Politikerinnen und Politikern, sondern an Teilen der Bevölkerung, die auf das Feiern nicht verzichten wollten."