Theologische Betrachtung zu einem ganz besonderen Advent

Altvertrautes mit neuer Füllung

Nicht nur für Kinder gehören Advent und Weihnachten mit ihren vertrauten Bräuchen vielleicht zu den schönsten Zeiten im Kirchenjahr. Trotz Corona können diese Wochen zu einer heimeligen Zeit werden.

Autor/in:
Fabian Brand
Fenster in der Advents- und Weihnachtszeit / © Robert Kneschke (shutterstock)
Fenster in der Advents- und Weihnachtszeit / © Robert Kneschke ( shutterstock )

"Alle Jahre wieder" steht die Advents- und Weihnachtszeit vor der Tür, die von manchen sehnsüchtig erwartet wird, während andere sich wünschen, der ganze, sonst übliche Rummel sei schon vorüber. "Alle Jahre wieder" hat diese besondere Zeit im Dezember ihren ganz eigenen Charakter, den sie vor allem durch Rituale und Handlungen erhält, die alljährlich neu vollzogen werden.

Ob gemeinsames Plätzchenbacken, das Schmücken des Christbaumes oder der Gang zur Christmette am Heiligabend: An Weihnachten ist vieles heilig, und man traut sich kaum, auch nur die kleinsten Veränderungen am Ablauf vorzunehmen. Irgendwie möchte man eben immer das Gleiche erleben, alte Erinnerungen neu aufleben lassen, den Rückblick auf vergangene Zeiten mit Erfahrungen aus der Gegenwart verknüpfen. "Alle Jahre wieder" immer dasselbe.

Alles anders in diesem Jahr

Doch in diesem Jahr wird vieles anders sein. Schon seit Monaten laufen Diskussionen, wie mit Weihnachtsmärkten umzugehen ist, während manche Gemeinden ihre Märkte schon frühzeitig ganz abgesagt haben.

Auch in den Kirchengemeinden wurden Überlegungen angestellt: Wie kann das Krippenspiel in diesem Jahr aussehen? Wie verteilen wir die Plätze in der Christmette gerecht? Was ist mit der Kindersegnung und dem Sternsingen? Vieles wird nicht den gewohnten Gang gehen können.

Es sind vor allem die kreativen Lösungen gefragt, die Altgewohntes nicht einfach aufgeben, sondern es in der Art und Weise durchführen, in der es eben möglich ist. Für viele Menschen sind Advent und Weihnachten "heimelige" Zeiten. In diesem Advent erhält der Begriff eine sehr prägnante Füllung: Es geht um das Daheimbleiben, um das bewusste Begehen dieser heiligen Zeiten vor allem im Kreis des eigenen Hausstandes.

Feiern im Kreise des eigenen Hausstandes

Eigentlich ist das gar nichts Neues, denn über Jahrhunderte hinweg haben Menschen im Familienkreis diese besonderen Jahreszeiten mithilfe von Bräuchen und Ritualen geheiligt. Vieles Brauchtum, das bis heute überliefert ist, hat seinen Sitz im Leben in der eigenen Familie, im eigenen Haushalt. Das Schneiden der Barbarazweige am 4. Dezember zum Beispiel ist ein schönes Zeichen dafür, wie an Weihnachten das Leben neu erwacht und hervorsprießt.

Oder das Strohhalmlegen, bei dem jedes Familienmitglied jeden Tag einen Strohhalm in eine Krippe legt. Das ist gewissermaßen ein «Adventskalender light»: Je voller die Krippe wird, desto näher rückt der Weihnachtstag, und umso bequemer wird das Jesuskind liegen. Es gibt so viele unterschiedliche Bräuche, die zuhause in der Familie geübt werden können und die auch in diesem Jahr helfen können, sich bewusst auf Weihnachten einzustellen.

Manche Bistümer formulieren am Beginn der Adventszeit alljährlich ein "Hausgebet", für das im Vorfeld Gebetsanregungen verteilt werden. In diesem Jahr bietet es sich besonders an, dieses Hausgebet zu pflegen. Auch andere Formen einer spirituellen Füllung der Adventszeit sind möglich: Jeden Abend kann sich die Familie um den Adventskranz versammeln, man singt ein Adventslied und liest einen kurzen Bibeltext, zum Beispiel aus dem Propheten Jesaja. Oder man nimmt sich bewusst am Morgen einige Minuten heraus, um in einem geistigen Adventskalender zu lesen, von denen auf dem Buchmarkt so viele angeboten werden.

Nicht alles muss ausfallen

Vieles Liebgewonnene muss man in diesem Jahr nicht einfach ausfallen lassen, weil es aufgrund von Abstands- und Hygieneregeln nicht möglich ist. Man kann so vieles neu entdecken und zuhause ausprobieren. Vielleicht ist es auch ganz gut, wenn nicht "alle Jahre wieder" einfach das gleiche Programm abgespult wird. Weil man nur so die Chance hat, sich einmal neu mit dem auseinanderzusetzen, was diese Zeit wirklich so besonders macht.

Vieles mag in diesem Jahr nicht möglich sein, aber dafür wird es anderes geben. Advent und Weihnachten fallen nicht aus - sie erhalten vielmehr eine neue Füllung. Und es ist wichtig, sich schon sehr früh Gedanken zu machen, wie die Füllung dieser Zeit konkret aussehen soll. Möglichkeiten jedenfalls gibt es genügend, doch es braucht auch den Mut, sich auf sie einzulassen und sie zu nutzen, damit der Advent eine wirklich heilige und heimelige Zeit wird.


Quelle:
KNA
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