Martin Luther und das laufende Gedenkjahr an 500 Jahre Reformation machen auch vor der Leipziger Buchmesse nicht Halt. Sie sind das "Mega-Thema" vor allem am Gemeinschaftsstand der christlichen Verlage, die sich auf dem bis Sonntag dauernden Frühjahrstreff der Buchbranche präsentieren. Eigens ist dazu ein "Luther-Katalog" mit rund 150 Novitäten erschienen, der kostenlos an die Messebesucher verteilt wird.
Luther hier und dort
Der Geschäftsführer des Katholischen Medienverband, Konrad Höß, sieht bei den Neuerscheinungen vor allem diese Leitfragen im Vordergrund: "Was bedeutet die Reformation für uns Katholiken? Was hat sie uns Positives gebracht? Was kann uns Luther sagen?" Als Beispiele nennt er etwa das Buch "Luther gemeinsam betrachten". Zusammen veröffentlicht haben es der Benediktinermönch Anselm Grün und der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider.
Als "einzigartig und erstmalig" bezeichnet Claudia Lueg vom Patmos-Verlag die Publikation "Uns eint mehr, als uns trennt. Ein ökumenisches Glaubensbuch". Es sei das erste Glaubensbuch, in dem die beiden Kirchen ihre offiziellen Positionen gemeinsam benennen.
Weitere christliche Themen im Angebot
Die kirchlichen Verlage haben jedoch weit mehr als das derzeit dominante "Reformationsjubiläum" im Programm. So erreicht der Freiburger Herder Verlag laut seiner Pressesprecherin Nicola Meier mit dem neuen Buch von Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller: "Der Papst" große Aufmerksamkeit. Auch der Ruf "Schluss mit der Angst" des früheren Abtprimas der Benediktiner, Notker Wolf, sei "mehr als tagesaktuell". Überdies kommt "Herder" mit Biografien zum neuen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der umstrittenen französischen Politikerin Marine Le Pen nach Leipzig. Im "Gepäck" sind außerdem politische Sachbücher über die islamische Gülen-Bewegung sowie "AfD, Pegida & Co. - Angriff auf die Religion?", zudem ein Debattenband zur Inneren Sicherheit unter dem Titel "Allein unter Feinden?" vom Hauptstadtbüroleiter des Handelsblatts, Thomas Sigmund.
Breite Sachbuch-Palette
Generell ist das Sachbuch-Angebot der christlichen Verlage breit: Peter Balleis, der frühere Internationale Direktor des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes, thematisiert das Elend von Gewalt, Flucht und Vertreibung in "Seht den Menschen. Die Versuchung zur Macht und das Elend der Flüchtlinge" und fragt nach den Ursachen. Die Autorin Maria Hagenschneider reflektiert in "Tage voller Leben" über die Erfahrungen mit ihrem Mann im Hospiz. Der niederländische Journalist Henk Blanken wiederum protokolliert in "Da stirbst du nicht dran" seine Parkinson-Erkrankung.
Der Theologe und Psychotherapeut Wunibald Müller schildert in seinem neuen Buch "Loslassen und weitergehen. Schritte in den Ruhestand", wie er sich nach Jahrzehnten intensiver Arbeit auf die neue Lebensphase einstellt. Müller leitete 25 Jahre lang das Recollectio-Haus in Münsterschwarzach, das Priestern in Lebenskrisen hilft.