Christliche Kirchen begehen ökumenische Schöpfungszeit

"Nicht nur ein politisches Kampfthema"

Mit einer Schöpfungszeit wollen die christlichen Kirchen dem Klima und der Umwelt mehr Aufmerksamkeit schenken. Das Erzbistum Köln lädt dazu mit der Evangelischen Kirche im Rheinland und weiteren Partnern zu einem Schöpfungstag ein.

Autor/in:
Elena Hong
Ein Holzkreuz in der Hand / © Suwichanon Mahahing (shutterstock)
Ein Holzkreuz in der Hand / © Suwichanon Mahahing ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Die evangelische und die katholische Kirche in Deutschland haben eine ökumenische Schöpfungszeit ausgerufen. Seit Anfang September und noch bis zum 4. Oktober dauert sie. Worum geht es bei dieser bundesweiten Aktion? 

Benjamin Gerlich (Referent für Ökumene und Weltanschauungsfragen im Erzbistum Köln): Es sind nicht nur die evangelische und die katholische Kirche, sondern es ist eine ökumenische Initiative, die vor allen Dingen von der orthodoxen Kirche ausging. Das fing so in den 1990er-Jahren an. 

Eine größere Aufmerksamkeit löste das bei dem derzeitigen Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Constantin Miron, aus, der das vor rund 15 Jahren in Brühl das erste Mal auf Bundesebene startete. So hat sich das langsam in die ökumenische Landschaft eingepflegt. 

Dieses Jahr fand der 15. Ökumenische Tag der Schöpfung in Eberswalde in Brandenburg statt. Er stand unter dem Motto: "Jubeln sollen alle Bäume des Waldes." 

DOMRADIO.DE: An diesem Freitag gehen dann viele Menschen beim nächsten globalen Klima-Streik auf die Straße. Die Evangelische Kirche im Rheinland und das Erzbistum Köln laden zugleich zum Schöpfungstag nach Düsseldorf ein. Was für ein Signal soll davon ausgehen? 

Gerlich: Das Signal soll unabhängig von diesen globalen Klimastreiks eigentlich sein, dass die Bewahrung der Schöpfung, Umweltinitiativen und Klimaschutz alle zu einer christlichen Grundhaltung dazugehören. Die orthodoxe Tradition hat es uns vor ein paar Jahren noch mal ins Bewusstsein gerufen, dass schon in der Bibel immer ganz viel von der Schöpfung und von Natur die Rede ist. 

Auch Jesus hat immer wieder Bilder gebraucht, wo er die Natur als Abbild einer perfekten Schöpfung genommen hat, um uns Menschen daran zu erinnern, dass Gott uns liebt und auch wir die Schöpfung lieben sollen, damit wir auch Gott näher kommen, uns näher kommen und auch wieder so ein wenig ins Reine kommen. So wie es ja eigentlich die Schöpfungsberichte der Bibel auch immer wieder sagen. 

DOMRADIO.DE: Deswegen haben Sie sich wahrscheinlich auch für dieses Motto aus dem Psalm 96 entschieden. 

Gerlich: Genau. Das wird immer zentral von der Bundes-ACK entschieden. Es finden dann ganz viele Gottesdienste rund um den Globus statt, aber vor allen Dingen auch hier in Deutschland. Gemeinden und die ACKs in den Städten sammeln sich und feiern gemeinsame Gottesdienste mit diesem Thema. In diesem Jahr "Jubeln sollen alle Bäume des Waldes", weil der Wald einerseits immer viel Erholung bringt, aber auch in Gefahr ist. 

Borkenkäfer, das Kiefernsterben und Waldbrände sind auch in Deutschland kein Randthema mehr, sondern treten immer wieder auf. Dieses Bewusstsein wollen wir auch in ein christliches Bewusstsein und in den Glauben hineintragen. 

Benjamin Gerlich

"In den Bistümern widmen sich viele Abteilungen und Fachbereiche dem Thema Schöpfungsverantwortung und fordern Nachhaltigkeit nicht nur ein, sondern setzen sie auch um."

DOMRADIO.DE: Gottesdienste feiern ist das eine. Was wäre denn das andere? Was wären konkrete Maßnahmen für den Klimaschutz, die die Kirchen umsetzen müssten? 

Gerlich: Da sind wir immer sehr eng verbunden. Hier ist das Bewusstsein gerade bei den großen Kirchen, bei der evangelischen Kirche und der katholischen Kirche gewachsen. 

In den Bistümern widmen sich viele Abteilungen und Fachbereiche dem Thema Schöpfungsverantwortung und fordern Nachhaltigkeit nicht nur ein, sondern setzen sie auch um. Eine nachhaltige Gebäudewirtschaft zum Beispiel, Solaranlagen auf Kirchendächern und auf Gebäuden von Kirchen, damit man hier ein Umdenken hereinbringt. 

Das bleibt nicht nur beim Balkon-Kraftwerk stehen, sondern ist ein Bewusstsein. Wir eröffnen sehr zentral auch um Gemeinden herum wirkliche Schöpfungsparadiese. 

Benjamin Gerlich

"Klima und Umwelt gehen uns aber einfach alle an."

DOMRADIO.DE: Das Bewusstsein ist sicher sehr wichtig, aber auch die Politik muss da mitziehen. Der CSU-Generalsekretär Martin Huber hat zum Beispiel am Montag erst davon gesprochen, dass die Partei der Grünen den "Klimaschutz mit der Brechstange" umsetzen wollen würden. Ist das so ein Widerspruch, der sich da widerspiegelt? 

Gerlich: Eigentlich nicht. Im Grunde genommen wollen auch die Kirchen keine Klimapolitik mit der Brechstange vollführen. Kirchen wollen ja auch immer politisch neutral bleiben. Klima und Umwelt gehen uns aber einfach alle an. Darauf wollen wir in diesen Schöpfungstagen aufmerksam machen. 

Es ist eben nicht nur ein politisches Kampfthema, mit dem man Stimmen fangen kann oder nicht, sondern es geht darum, dass Menschen sich zusammenfinden, zusammen für den Erhalt der Schöpfung beten, aber auch ins Gespräch kommen, wie an diesem Freitag in Kaiserswerth, wo Umweltinitiativen ab 16.00 Uhr zu einem Schöpfungsforum zusammenkommen. 

Menschen aus nah und fern können ins Gespräch kommen und dann auch ins Handeln geraten, Impulse bekommen und in einem gemeinsamen Gottesdienst feiern, wie schön und groß eigentlich unsere Schöpfung ist. 

Das Interview führte Elena Hong.

Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK)

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) ist das wichtigste ökumenische Gremium in Deutschland. Zu ihr gehören 17 Kirchen und Gemeinschaften. Acht weitere haben einen Gast- und fünf einen Beobachterstatus. Als Ziel gilt die Überwindung der Spaltungen der Christenheit.

Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Münster (ACK Münster)
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Münster / ( ACK Münster )
Quelle:
DR