Mehr Kompetenzen für Pflegepersonal, finanzielle Entlastung für pflegende Angehörige – Das fordern zum Tag der Pflegenden am Sonntag die Diakonie und der Katholische Krankenhausverband. Der Familienbund der Katholiken bringt zudem einen finanziellen Ausgleich für pflegende Angehörige ins Spiel.
Die Kompetenzen des Pflegepersonals müssten dringend gestärkt werden, erklärte der Krankenhausverband am Freitag. Dafür müsse Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) aus seinen im Dezember vorgestellten Eckpunkten möglichst bald einen Gesetzentwurf für das geplante Pflegekompetenzgesetz vorlegen. "Viele Pflegende haben mittlerweile die Hoffnung verloren, dass den zahlreichen Ankündigungen der Politik auch wirksame Taten folgen", kritisierte die Geschäftsführerin des Krankenhausverbands, Bernadette Rümmelin.
Mehr Eigenständigkeit für Pflegekräfte
Neben dem Pflegekompetenzgesetz könnten auch im Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz wichtige Grundsteine für eine Aufwertung des Pflegeberufs gelegt werden. Das Gesetz biete die Chance, "im Leistungsrecht der Krankenhäuser Hürden zur Anwendung der Vorbehaltsaufgaben der Pflege auszuräumen", erklärte Rümmelin.
Zu diesen Aufgaben zählen etwa die Feststellung des Pflegebedarfs einer Person sowie die Gestaltung des individuellen Pflegeprozesses. "Die Vorbehaltsaufgaben stärken die Behandlungsqualität und Patientensicherheit im Krankenhaus, denn sie stellen sicher, dass wichtige Pflegeaufgaben in der Verantwortung der dafür qualifizierten Fachpersonen liegen", betonte Rümmelin.
Auch die Diakonie pocht auf die Umsetzung des Pflegekompetenzgesetzes. Ohne eine grundlegende Pflegereform und die Weiterentwicklung der Leistungen der Kranken- und Pflegeversicherung bleibe es aber "auf halber Strecke stehen", warnte Diakonie-Vorständin Maria Loheide. Dem Fachkräftemangel müsse dringend entgegengewirkt werden.
Mehr Geld für pflegende Angehörige
Gleichzeitig fordert der evangelische Sozialverband, das Engagement pflegender Angehöriger durch eine Reform des Familienpflegezeitgesetzes zu stärken. Damit solle auch eine Lohnersatzzahlung analog zum Elterngeld eingeführt werden. "Auch die Einzahlungen in die Rentenversicherung für pflegende Angehörige, die ihre Erwerbstätigkeit reduzieren oder aufgeben, müssen verbessert werden", so Loheide.
Eine ähnliche Forderung für ein Pflegendengeld äußerte auch der Familienbund der Katholiken. Dadurch könnten Lohnausfälle bei Erwerbsunterbrechung oder Verkürzung der Arbeitszeit zur Pflege von Angehörigen zumindest teilweise kompensiert werden. Zusätzlich müsse die Pflegeinfrastruktur in Deutschland ausgebaut werden, erklärte der Präsident des Familienbundes, Ulrich Hoffmann. "Die familiäre Pflege ist nur mit einem funktionierenden Netzwerk zu stemmen, in dem alle mitanpacken und alle auf sich aufpassen."
Derzeit werden nach Angaben des Familienbundes rund 86 Prozent der Pflegebedürftigen in Deutschland zuhause durch Angehörige betreut, vor rund zehn Jahren seien es noch 70 Prozent gewesen. Gleichzeitig habe sich die Zahl der Pflegebedürftigen seit 2011 auf rund fünf Millionen Menschen verdoppelt.