Christophorus-Autobahnkapelle ist Anlaufstelle für viele

Ort der Stärkung

An diesem Mittwoch ist der Gedenktag des Heiligen Christophorus, Schutzpatron der Reisenden. An der A6 bei Braunsbach gibt es die gleichnamige Autobahnkapelle. Schwester Inge Majer gehört zum Betreuerteam und kümmert sich um Besucher.

Autor/in:
Tim Helssen
Hinweisschild Autobahnkirche / © Jens Wolf (dpa)
Hinweisschild Autobahnkirche / © Jens Wolf ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wer besucht die Christophorus-Kapelle an der Autobahn A6?

Schwester Inge Majer (Evangelische Christusträger Schwesternschaft und Mitglied Leitungsteam der Christophorus-Kapelle an der A6): Zunächst mal alle, die auf der Autobahn unterwegs sind: Berufskraftfahrer, LKW-Fahrer, Handelsreisende, Urlauber, die eine Pause machen. Und auch Leute aus unserer Umgebung, die in der Zwischenzeit diese Autobahnkapelle als einen Ort der Stärkung erlebt haben. 

Auf den Schultern trägt der Heilige Christophorus das Jesus-Kind. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Auf den Schultern trägt der Heilige Christophorus das Jesus-Kind. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Wir haben schon Rückmeldung bekommen, dass wenn es ihnen nicht gut geht, sie in die Autobahnkapelle gehen. Es ist eine Kirche ist, die offen ist und wo sie spüren, da ist ein Raum des Friedens, der Ruhe, wo sie gestärkt werden.

DOMRADIO.DE: In der Kapelle, die etwa 50 Personen umfasst, können Menschen nicht nur Kerzen anzünden und beten, sondern es liegt dort ein Buch aus, in das Menschen Sorgen und Wünsche reinschreiben können. Was sind das für Anliegen?

Sr. Inge: Vor allem ist es sehr viel Dank. Die Menschen danken Gott, dass sie auf ihrer Strecke bewahrt gebleiben sind oder dass kein Unfall passiert ist. Oder Dank für die Familie, für ihren Arbeitsplatz. Und auf der anderen Seite gibt es auch viele Bitten, gerade auch um Heilung, wenn jemand aus Familie, Freundeskreis krank ist. Trauernde bitten um Trost. 

Manche LKW-Fahrer bitten, dass sie bewahrt bleiben auf ihrer Fahrt, Arbeitslose bitten um einen neuen Arbeitsplatz. Einen Eintrag möchte ich mal explizit nennen. Ein Ehepaar hat geschrieben: "Wir bitten, dass wir ein Kind bekommen. Wir wünschen uns so sehr ein Kind." 

Zirka eineinhalb Jahre später war wieder ein Eintrag des Paares drin. Und da steht: "Wir sind extra gekommen, weil wir seit einem Jahr eine süße Tochter haben und wir möchten Gott danken. Wir hatten hier an dieser Stelle um ein Kind gebetet und möchten extra hier herkommen, um Danke zu sagen."

DOMRADIO.DE: Sie laden ja nicht nur an jedem zweiten Dienstag im Monat zum Abendgebet ein. Es gibt bei Ihnen auch ein Truckertreff. Was findet denn da statt?

Sr. Inge: Ja, diese Truckertreff findet in den Sommermonaten statt. Der laden wir die LKW-Fahrer auf dem Parkplatz ein. Der ist immer rappelvoll, weil die Parkplätze überall knapp sind. Da laden wir sie ein zum Grillen. Da gibt es Getränke und dann auch Trucker-Bibeln, also spezielle Bibeln für LKW-Fahrer. Weil wir den LKW-Fahrern einfach auch mal Dankeschön sagen möchten, dass sie unterwegs sind für uns und die Regale in den Geschäften füllen.

LKW auf einem Rastplatz (shutterstock)

DOMRADIO.DE: An diesem MIttwoch ist auch der Gedenktag des Heiligen Christophorus. Ihre Kapelle heißt Christophorus-Kapelle. Ich nehme mal an, weil Christophorus der Patron der Reisenden ist. Warum ist das eigentlich so? Warum ist er Schutzheiliger der Reisenden?

Sr. Inge: Da gibt es ja einige Legenden zum Christophorus. Etwa: Christophorus hat den stärksten Mann oder mächtigsten Mann gesucht. Über Umwege wurde er dann von einem Eremiten beauftragt, an einem Fluss zu stehen und Menschen über den Fluss zu tragen, also da zu helfen. 

Als er ein kleines Kind auf seiner Schulter über den Fluss getragen hat, hat er gemerkt, wie schwer die Last ist und hat dann sich mit dem Kind unterhalten. Er sagte: "Ich habe einen Eindruck, als wenn ich die ganze Last der Welt trage." Das Kind hat darauf erwidert: "Ja, du trägst mit mir diese Last der Welt." Das Kind war Christus und so wurde Christophorus zum Christusträger.

Das Interview führte Tim Helssen.

Autobahnkirchen in Deutschland

Die meisten Autobahnkirchen gibt es in den südlichen und westlichen alten Bundesländern. Der Norden Deutschlands ist weitgehend Autobahnkirchen-freier Raum, im nördlichen Niedersachsen, in Schleswig-Holstein, Bremen und Hamburg gibt es kein einziges explizit als solches ausgewiesenes Gotteshaus. Nur in Mecklenburg-Vorpommern an der A 19 zwischen Berlin und Rostock in Kavelstorf liegt eine evangelische Autobahn- und Gemeindekirche.

 Autobahnkirche Siegerland an der A45 bei Wilnsdorf (KNA)
Autobahnkirche Siegerland an der A45 bei Wilnsdorf / ( KNA )
Quelle:
DR