COMECE-Treffen zur Flüchtlingssituation

Unterschiedlicher Meinung

In Brüssel treffen heute die Bischöfe der Kommission der EU-Bischofskonferenzen (COMECE) zusammen. Auf der Agenda steht unter anderem die Flüchtlingssituation - bei der die Bischöfe durchaus unterschiedlicher Meinung sind.

COMECE-Vorsitzender Reinhard Kardinal Marx / © Harald Oppitz (dpa)
COMECE-Vorsitzender Reinhard Kardinal Marx / © Harald Oppitz ( dpa )

domradio.de: Wenn Bischöfe aus so vielen EU-Ländern zusammenkommen, sind sie in großen Themen denn einer Meinung? Oder gibt es unter ihnen auch so unterschiedliche Haltungen wie auf politischer Ebene?

Michael Kuhn (Stellvertretender Generalsekretär der COMECE): Die Bischöfe sind Mitglieder unterschiedlicher Gesellschaften, die wir in Europa haben. Daher gibt es unter den Bischöfen durchaus unterschiedliche Meinungen, wie mit der Flüchtlingsfrage umzugehen ist.

domradio.de: Aber haben die Bischöfe nicht auch eine ganz eigene Wertvorstellung zum Umgang mit Flüchtlingen? Wie unterscheiden Sie sich von der Politik?

Kuhn: Zunächst muss man einmal sagen, dass die Bischöfe in den unterschiedlichen Mitgliedsstaaten die Menschen, die konkret mit den Flüchtlingen gearbeitet haben, ermutigen und die Aktionen unterstützen. Was aber die politische Frage betrifft, gibt es durchaus unterschiedliche Positionen. Es gibt auch Bischöfe, die sehr vorsichtig mit dem sind, was in Deutschland "Willkommenskultur" heißt.

domradio.de: Meinen Sie mit "vorsichtig", dass sie dagegen sind?

Kuhn: Sie teilen nicht die ausschließlich positive Sichtweise. Es gibt Bischöfe, die - das sage ich jetzt einmal ganz vorsichtig - einen Plan dahinter vermuten, dass so viele Menschen im Moment aus Afghanistan oder aus dem Nahen Osten zu uns kommen.

domradio.de: Sie erwarten ja hohen Besuch zur Versammlung: Federica Mogherini, die Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, wurde eingeladen. Welche Impulse erwarten Sie von ihr?

Kuhn: Federica Mogherini wurde eingeladen, weil die Bischöfe mit ihr gerne über die zukünftige europäische Sicherheitsstrategie reden möchten. Und die Bischöfe werden ihr eine Stellungnahme mitgeben, die bei uns in den letzten Wochen und Monaten erarbeitet wurde und die die Bischöfe heute im Laufe der Sitzung verabschieden werden. Sie versuchen damit, die Position der Kirche zur Sicherheit und einer zukünftigen Sicherheitsstrategie deutlich zu machen. Sie werden ihr natürlich auch noch Ermutigung für die Arbeit, die auf sie in Zusammenhang mit der Flüchtlingsfrage wartet, wenn wir im Moment an Mazedonien und Griechenland denken, mitgeben.

domradio.de: Werden die Ergebnisse dieser Konferenz auf EU-Ebene von den Politikern gehört?

Kuhn: Sie werden gehört. Sie sehen ja, dass Federica Mogherini kommt und mit den Bischöfen diskutieren möchte. Es kommen auch andere Mitarbeiter aus dem EU-Parlament, es kommt jemand vom europäischen auswärtigen Dienst. Das sind durchaus Leute, die an den wichtigen Stellen in den europäischen Institutionen sitzen. Und die Tatsache, dass sie sich mit den Bischöfen treffen, dass sie mit ihnen diskutieren und dass sie versuchen, zu verstehen, was die Anliegen und Ideen der Bischöfe sein könnten, zeigt die grundsätzliche Bereitschaft, auch auf die Bischöfe zu hören und zu überlegen, ob das, was sie sagen auf die ein oder andere Weise im konkreten politischen Alltag weiterhelfen kann.

Das Interview führte Tobias Fricke.

 

Michael Kuhn / © katholisch.at
Michael Kuhn / © katholisch.at
Quelle:
DR