Corona mag viele Bereiche erschüttern, den Spendenmarkt wohl nicht - im Gegenteil. Denn wer in Deutschland spendet, gibt nach einer am Dienstag vorgestellten GfK-Analyse im Auftrag des Deutschen Spendenrats gerne und viel und das vor allem während der Rest des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens nahezu stillsteht.
Einziger Wermutstropfen, so die GfK-Analystin Bianca Corcoran-Schliemann: Die Zahl der Spender sinkt weiter. Die Deutschen haben im vergangenen Jahr demnach 5,4 Milliarden Euro gespendet und damit das zweithöchste Ergebnis seit 15 Jahren erzielt.
Im Vergleich zum Vorjahr stieg das Spendenniveau um 5,1 Prozent, wie aus der jährlichen GfK-Analyse "Bilanz des Helfens" hervorgeht. Nur 2015, im Zeichen der Flüchtlingskrise und des schweren Erdbebens in Nepal, war das Spendenvolumen mit 5,5 Milliarden Euro noch höher.
Rekord bei der durchschnittlichen Spende
Dabei entwickelte sich im vergangenen Jahr das Spendenvolumen parallel zu den Lockdownmaßnahmen: Starke Anstiege gab es mit dem ersten und zweiten harten Lockdown. Somit ist der traditionell spendenreichste Monat Dezember auch im vergangenen Jahr zum Top-Spendenmonat geworden und macht ein Fünftel des Gesamtvolumens aus.
Einen Rekord gab es bei der durchschnittlichen Spende: Diese stieg um drei auf 40 Euro. Die durchschnittliche Spendenhäufigkeit lag wie im Vorjahr bei sieben Mal im Jahr. Insgesamt haben 19 Millionen Menschen, etwa 500.000 weniger als im Vorjahr, im vergangenen Jahr Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen gespendet. Zehn Jahre zuvor waren es noch 24,6 Millionen Spender.
Jährlich analysiert die GfK für den Spendenrat, Dachverband von rund 70 Spenden sammelnden gemeinnützigen Organisation, eine repräsentative monatliche Befragung unter 10.000 Teilnehmern ab zehn Jahren. Die Marktforscher berücksichtigen dabei nur Angaben von Privatpersonen; Erbschaften, Unternehmensspenden und Großspenden ab 2.500 Euro bleiben außen vor. Damit bezieht sich die Analyse nur auf einen Teil des Spendenmarkts.
Rückgang beim Spendenzweck "Kirche/Religion"
Dreiviertel der Privatspenden fließen weiterhin in die humanitäre Hilfe, darunter vor allem in die Not- und Katastrophenhilfe. Einen Rückgang von fast 100 Millionen Euro oder knapp vier Prozentpunkten gab es beim Spendenzweck "Kirche/Religion". Dieser macht im Bereich der humanitären Hilfe noch 23,6 Prozent aus. Hauptgrund seien die fehlenden Kollekten im Corona-Jahr, so Corcoran.
Ebenfalls deutliche Rückgänge gab es beim Spendenzweck Sport, wohingegen die Deutschen mehr für Tierschutz sowie die Kultur- und Denkmalpflege spendeten. Eine große Spendenbereitschaft gab es auch für Flüchtlinge. Hier stieg das Spendenvolumen gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 351 Millionen auf 427 Millionen Euro.
Bei den Empfängern der Spenden punkten seit einigen Jahren vor allem die kleineren Organisationen und machen mittlerweile nahezu 50 Prozent aller Empfänger aus. Ein leichtes Plus von einem Prozentpunkt gab es bei katholischen Organisationen auf 11,5 Prozent. Bei evangelischen Organisationen gab es indes ein leichtes Minus von 0,5 Prozentpunkte. Gemeinsam machen die beiden großen Kirchen als Spendenempfänger 23,4 Prozent am Gesamtmarkt aus.
Die Älteren spenden mehr
Den Hauptteil der Spenden trägt weiterhin die Generation der über 70-Jährigen. Ihr Anteil am Gesamtspendenvolumen stieg um drei Prozentpunkte auf 43,8 Prozent, das durchschnittliche Spendenvolumen von 344 im Vorjahr auf 402 Euro. Das sind rund 150 Euro mehr als die Durchschnittspende in der Altersgruppe 60-69 Jahre. Wobei auch bei den 60 bis 69-Jährigen und den 50- bis 59-Jährigen im vergangenen Jahr wieder etwas mehr gespendet wurde.
Allerdings nimmt die Zahl der über 70-jährigen Spender deutlich und stetig - zuletzt um 209.000 - ab . Für den Geschäftsführer des Spendenrats, Max Mälzer, angesichts der demografischen Prognosen ein Grund zur Sorge: "Hier liegt eine massive Gefahr für den Gesamtspendenmarkt." Verschlechtert wird die Lage dadurch, dass bei den 10 bis 29-Jährigen die Zahl der Spender ebenfalls deutlich um 129.000 sank. Hier sieht GfK-Analystin Corcoran auch ein Problem der Ansprache. Während für viele Ältere der direkte Brief Anlass zur Spende war, sei dies in der jüngeren Generation schlicht überholt.