DOMRADIO.DE: Der Auftakt für den Bonner Weihnachtsmarkt soll in diesem Jahr schon am 17. November sein. Machen die Kirchen da so früh schon mit?
Dr. Wolfgang Picken (Bonner Stadtdechant): Nein, wir haben es traditionell immer so gehandhabt, dass wir uns wirklich mit dem Beginn des Advent, mit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, an einem Weihnachtsmarkt, der ja eigentlich aus unserer Perspektive ein Adventsmarkt ist, beteiligen.
DOMRADIO.DE: Dass die Kirchen in Bonn auf dem großen Weihnachtsmarkt in der Innenstadt mitmischen, hat ja schon Tradition, nämlich auf der Kirchenmeile, auch Sinnmeile genannt. Wird das denn dieses Mal wieder so sein?
Picken: Ehrlich gesagt sind wir noch zu keiner wirklichen Entscheidung gekommen, weil wir die Gespräche, die ja hier ökumenisch durchgeführt werden müssen, noch nicht haben führen können. Denn das ist ja eine gemeinsame Aktion von katholischer und evangelischer Kirche.
Wir haben letztes Jahr schon überlegt, ob wir es machen oder nicht machen. Dann wurde durch staatliche Regelungen im Rahmen der Corona-Bestimmungen ein Weihnachtsmarkt unmöglich und solche Planungen durchbrochen. Aber schon letztes Jahr waren wir in den Startlöchern und hatten gehofft, es würde möglich sein.
Deshalb gehe ich eigentlich davon aus, dass wir uns auch in diesem Jahr wieder beteiligen und auf diesem Adventsmarkt oder Weihnachtsmarkt als Kirchen präsent sind.
DOMRADIO.DE: Warum ist es denn so wichtig, dass die Kirchen mit dabei sind, auch mitten in Trubel und Kommerz, wie wir das von Weihnachts- und Adventsmärkten kennen?
Picken: Ich glaube, erstmal ist es eine gute Möglichkeit da zu sein, wo Menschen sich bewegen. Sie bereiten sich auf ein großes christliches Fest vor. Da macht es keinen Sinn, sich zurückzuziehen, sondern im Gegenteil, da muss Kirche präsent sein. Wenn sie will, dass Weihnachten nicht nur ein Fest des Kommerzes ist, muss sie ihre Beiträge dazu leisten.
Das tut sie durch Gottesdienste. Aber das ist immer etwas, das auf viele Leute nur nach innen hin wirkt. Deshalb ist es wichtig, dass wir auch nach außen hin deutlich machen, dass wir es wichtig finden, dass die Vorbereitungszeit auch christliche und geistig seelische Aspekte hat.
Dafür stehen wir mit unseren Ständen auf dem Weihnachtsmarkt vor dem dann sanierten und wieder eröffneten Bonner Münster.
DOMRADIO.DE: Jetzt wissen wir alle noch nicht, wie sich die vierte Welle in diesen Corona-Advent entwickeln wird. Rechnen Sie da mit einem 3G-Modell, also dass nur Geimpfte, Genesene und negativ Getestete auf dem Markt zugelassen werden oder sogar nur 2G, geimpft oder genesen?
Picken: Das ist schwer zu sagen. Wir wissen ja nun wirklich nicht, was sich in den nächsten Monaten entwickeln kann. Wir sehen die Zahlen. Da sind Wochen oft ganz entscheidend. Ich gehe davon aus, dass die städtischen Gesundheitsämter da sehr verantwortlich handeln.
Allerdings stelle ich es mir schwierig vor, einen so zentralen Platz in der Innenstadt komplett abzuriegeln und wirklich wirkungsvoll kontrollieren zu können. Da steht die Stadt sicherlich vor großen logistischen Aufgaben, um einerseits in diesem Jahr dieses Gefühl von Advent und Weihnachten zu ermöglichen und andererseits dem notwendigen Schutz der Bürger Rechnung zu tragen.
DOMRADIO.DE: Wie schwierig ist es überhaupt, unter diesen Bedingungen zu planen und dann doch optimistisch in die Zukunft, in Richtung Advent zu gucken?
Picken: Eigentlich ist das ja eine Praxis, die wir seit zwei Jahren üben. Wir planen ständig und entweder müssen wir etwas ausfallen lassen oder wir passen uns an. Corona hat auch Kirche extrem flexibel gemacht. Ich bin ganz dankbar und froh zu sehen, wie viele Ehrenamtliche und Hauptamtliche auch mittlerweile sehr entspannt auf diese Situation reagieren, obwohl sie natürlich Stress bedeutet.
Man hat ja eh schon genug Stress in der Vorbereitung auf Weihnachten und hätte das natürlich alles jetzt gut geregelt und würde entsprechend auf die Zeit zugehen wollen. Das wird nicht möglich sein. Das ist nun mal in dieser Situation so.
Aber wir sind ja froh, wenn im Unterschied zum letzten Jahr Advent und Weihnachten überhaupt wieder stattfinden kann. Und wenn das ein bisschen Flexibilität und zusätzlichen Einsatz fordert, glaube ich, sind viele auch in den Kirchen bereit, das zu leisten.
Das Interview führte Carsten Döpp.