DOMRADIO.DE: Wir hören ja hier tatsächlich von langen Schlangen, die sich da auf Mallorca an den Essensausgabe für Bedürftige bilden. Können Sie das bestätigen?
Andreas Falow (Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Gemeinde auf Mallorca): Ja, das ist leider so. Es gab natürlich auch vor Corona schon Hilfsorganisationen, die sich der Obdachlosen und der Sozialfälle angenommen haben und da gab es auch schon Schlangen. Aber sie sind wesentlich länger als vor Pandemie-Zeiten.
DOMRADIO.DE: Das ist auch kein Wunder, denn die Insel lebt vom Tourismus, der seit dem vergangenen Jahr fast zum Erliegen gekommen ist. Was heißt das jetzt für die Insel?
Falow: Jetzt in dieser Phase im Winter, da war der Tourismus schon immer niedriger. Das war schon so eine Art Zwischensaison und das lief dann erst wieder im Frühjahr an. Da kamen dann die Radfahrer und so weiter. Aber derzeit liegt das größte Problem bei den Auszahlungen der Gelder für die Kurzarbeiter. Die alle hoffen, dass die noch länger ausgezahlt werden, damit die nicht in Armut abrutschen oder damit sie sich nicht anmelden müssen für irgendwelche anderen Hilfsmaßnahmen. Es kann durchaus sein, dass es dann sehr schwierig wird hier für die Inselbewohner, die Residenten und für die anreisenden Touristen.
DOMRADIO.DE: Sie sind als Seelsorger für die deutschsprachigen Katholiken vor Ort zuständig. Wie groß ist denn Ihre Gemeinde im Moment, wo es ja so gut wie keine Touristen gibt?
Falow: Ja, jetzt sind wir tatsächlich reduziert auf die sogenannten Residenten aus der Schweiz, Österreich und Deutschland. Über die Monate hinweg haben viele ihre Geschäfte aufgeben müssen und sind dann zurückgezogen oder zurückgereist nach Deutschland. Und man sieht das jetzt immer deutlicher, dass die Residenten, die nicht Pensionäre sind, sondern im Erwerbsleben stehen, große Schwierigkeiten bekommen, wenn sie eben im Tourismus tätig sind. Und der liegt total am Boden und damit auch die Familien. Es ist dramatisch.
DOMRADIO.DE: Ich stelle mir jetzt vor, Residenten, die nicht mehr berufstätig sind, das sind oft dann Ältere, die gehören dann natürlich zur Hochrisikogruppe, das wird auch nicht leicht sein, oder?
Falow: Wir haben ja hier auch eine Senioren-Residenz. Und in dieser Residenz, in der die Deutschen sind, sind jetzt fast 90 Prozent oder fast 100 Prozent geimpft. Und die warten jetzt dann auf die zweite Impfung, sodass man dann wieder vernünftige Besuche machen kann und dass sie wieder ins normale Leben eintauchen können. Aber die Residenten, die irgendwo auf der Insel verstreut leben und Pensionäre sind, die können wir ganz schwierig erreichen. Und die kommen auch nicht so einfach schnell mal in die Gottesdienste, weil die müssen zum Teil 50 Kilometer fahren. Und da gibt es mehrfach Telefongespräche unter der Woche, also mit den Leuten, die auf den Fincas leben.
DOMRADIO.DE: Was versuchen Sie noch, um da irgendwie zu helfen in dieser wirklich schweren Situation?
Falow: Ja, erfreulicherweise gibt es immer viele Anrufer aus Deutschland, die uns fragen: "Wie können wir da helfen?" Und dann geben wir denen auch Tipps: von Caritas über Lebensmittelspenden und so weiter oder Geldüberweisungen - da vermitteln wir. Wir machen jetzt nicht selbst eine Essensausgabe oder kochen selbst für sie. Aber die Pfarreien machen das und da schließen wir uns an und geben Gelder für die Lebensmittelspenden, sodass diejenigen, die dann da anstehen, wirklich auch über die Zeit hinweg kommen.
Das Interview führte Hilde Regeniter.