Der frühere bayerische Landtagspräsident und ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, ist tot. Der CSU-Politiker starb im Alter von 84 Jahre am Montagmorgen in einer Münchner Klinik, wie der Bayerische Landtag mitteilte.
Landtagspräsidentin Ilse Aigner nannte Glück einen "Versöhner". Diesem sei es nie um die eigene Person gegangen, sondern er habe immer mit klugen Argumenten und Weitsicht überzeugen können.
Von 2009 bis 2015 amtierte er als Präsident des ZdK
Weiter würdigte Aigner Glück als außergewöhnlichen Politiker, der sich jahrzehntelang vor allem in der Umwelt- und Sozialpolitik als Vordenker und Pionier einen Namen gemacht hatte. Eine nachhaltige Entwicklung der ländlichen Räume und zugleich der Schutz der Natur - dafür sei dieser immer eingetreten und habe gleichzeitig auf Innovation gesetzt. "Durch seine geradlinige und ausgleichende Art war Glück stets ein gefragter Vermittler, wenn es darum ging, unterschiedliche Meinungen und Ansichten zu einem guten Kompromiss zusammenzuführen."
Der gelernte Landwirt aus dem Chiemgau gehörte dem Bayerischen Landtag 38 Jahre an. Von 1970 bis 2008 war er Abgeordneter; von 1988 bis 2003 führte er die CSU-Fraktion, dann wurde er zum Präsidenten des Parlaments gewählt. Unter Glücks Regie gab sich die CSU 2009 ein neues Grundsatzprogramm. Von 2009 bis 2015 amtierte er als Präsident des ZdK. Dem höchsten repräsentativen Laiengremium des deutschen Katholizismus hatte er seit 1983 angehört.
Zugleich engagierte sich der leidenschaftliche Bergsteiger über Jahre bei der Bayerischen Bergwacht. Ihr europaweit einzigartiges Trainingszentrum für Helikoptereinsätze in einer Halle in Bad Tölz geht maßgeblich auf seine Initiative zurück.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nannte Glück "einen der größten und bedeutendsten Politiker der CSU". In seinen politischen Ämtern, aber auch als ZdK-Präsident sei er stets "eine starke Stimme und moralische Instanz" gewesen, "die fehlen wird".
Der Chef der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber, sagte, er trauere um einen persönlichen Förderer und Freund. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Katharina Schulze, beschrieb Glück als einen Politiker, "der leidenschaftlich, aber sachlich seine Themen verhandelt hat. Einer, der Gräben überwinden konnte. Wenn etwas wichtig war, hat er sich eingesetzt - sogar über den Ruhestand hinaus."
Stetter-Karp erinnert Glücks Verdienste
ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp erinnerte daran, dass schon Alois Glück im kirchlichen Dialogprozess zwischen Bischöfen und Laien angesprochen habe, wie grundlegend sich die Kirche wandeln müsse.
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, sagte, die jüdische Gemeinschaft und sie selbst verlören einen langjährigen Mitstreiter für eine freie und offene Gesellschaft. Das Jüdische Zentrum in München würde es ohne sein Zutun nicht geben. "Zeitlebens blickte Glück zudem überaus klar auf die Gefahren für die Demokratie und stellte sich ihnen in den Weg, wo er nur konnte."
Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) würdigte Glücks Einsatz für das ungeborene Leben. "Als einer der Gründungsväter von Donum Vitae machte er es sich mit zur Aufgabe, die große Lücke, die durch den Ausstieg der katholischen Kirche in der Schwangerschaftskonfliktberatung 2001 entstand, zu schließen."
Bischöfe würdigen Glück als Brückenbauer
Als einen begnadeten Politiker, überzeugten Staatsbürger und engagierten Katholik hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz den verstorbenen CSU-Politiker Alois Glück gewürdigt. Die Bischöfe seien ihm "zutiefst dankbar für seine auf Ausgleich und Dialog ausgerichtete Präsidentschaft des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK)", erklärte der Limburger Bischof Georg Bätzing am Montag auf X. "Ich denke an einen guten Freund und Wegbegleiter der Bischofskonferenz. Mein Gebet gilt seiner Familie."
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx würdigte den am Montagmorgen im Alter von 84 Jahren gestorbenen Glück als einen "Brückenbauer" in Kirche und Gesellschaft. Der CSU-Politiker sei ein tiefgläubiger Mensch und fest verwurzelt in seiner Heimat gewesen. Ausgleich und Gemeinsinn in der Gesellschaft seien ihm immer ein Herzensanliegen gewesen: "Dem verschrieb er sich zeit seines Lebens als Politiker wie als vielfältig aktiver Christ."
Für Glück sei es immer selbstverständlich gewesen, "die einzelnen Positionen in gleicher Weise zu Wort kommen zu lassen, zwischen ihnen zu vermitteln und für alle Seiten tragfähige und nachhaltige Lösungen zu finden - was gerade in unserer Zeit nötiger denn je zu sein scheint", hob der Erzbischof von München und Freising hervor.
So habe Glück auch entscheidend an "einer neuen Gesprächskultur auch in der katholischen Kirche Deutschlands mitgewirkt". Mit seiner einfühlsamen Art und zugleich klaren Haltung habe er geholfen, Spannungen und Konflikte durch Dialog zu überwinden, sagte Marx.
Er habe Glück immer als einen ebenso souveränen wie menschenfreundlichen Gesprächspartner erlebt, dessen intellektuelle Kraft und dessen tiefe Glaubensüberzeugung jeden Austausch mit ihm zu einem großen Gewinn habe werden lassen, betonte der Kardinal.
Zentralrat der Juden sah in Glück einen Mitstreiter
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erklärte, Glück habe in seinen Ämtern eine Politik geprägt, die nicht auf Abschottung, sondern Verständigung setzte. "In Zeiten der Dunkelheit erwies Alois Glück sich als Mitstreiter und Freund, der fest der jüdischen Gemeinschaft verbunden war."