Vor 50 Jahren wurden in Bamberg und München-Freising die ersten Laiengremien ins Leben gerufen. Die Erzbischöfe Schick und Marx nahmen das zum Anlass, an die gemeinsame Sendung von Laien und Klerikern zu erinnern.
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat die Gläubigen dazu aufgerufen, sich auf Taufe und Sendung zu besinnen, zu einem christlichen Leben gehörten Umkehr und Neubeginn. Sie seien die entscheidenden Koordinaten, sagte Schick am Samstag in Gremsdorf beim Gottesdienst anlässlich des "Tags der Räte". Nur dann sei es auch möglich, Menschen den Glauben an den guten Gott zu verkünden und ihnen Hoffnung zu geben für ihr Leben und Sterben, für die Zukunft dieser Welt und die Schöpfung.
Fünf Schritte zum Umgang mit Missbrauchs- und Finanzskandalen
Angesichts der Missbrauchs- und Finanzskandale in der Kirche sei es nicht an der Zeit, sich mit gegenseitigen Vorwürfen zu zerfleischen oder in Klagen und Selbstmitleid zu versinken. Christen müssten vielmehr mit dieser Schuld und dem Versagen in fünferlei Weise umgehen: "Erstens müssen wir uns in aller Ehrlichkeit besinnen und der Wahrheit auf den Grund gehen."
Zweitens, was geschehen sei, müsse wahrhaft und ehrlich bereut werden.
Drittens, wer Schuld auf sich geladen habe, solle dazu stehen und es öffentlich machen.
Viertens sei eine Wiedergutmachung, soweit dies überhaupt möglich sei, zu leisten, forderte Schick. Dies gelte in Bezug auf den Einzelnen, aber auch für die Gemeinschaft, in der es geschehen sei.
Fünftens müsse der feste Vorsatz gefasst, öffentlich bekundet und umgesetzt werden, Missbrauch mit allen Mitteln zu verhindern. Dafür sollten auch systemische Gefahrenquellen ausgeschlossen werden. Nur wenn Vergangenheit und Gegenwart ehrlich aufgearbeitet würden, könne man sich "für den Neubeginn in der Kirche für das Evangelium beherzt einsetzen", ist der Erzbischof überzeugt.
Ermutigung zu "transparenten, partizipativen und demokratischen Strukturen"
Die Eichstätter Professorin für Exegese des Neuen Testaments, Sabine Bieberstein, hat auf dem "Tag der Räte" daran erinnert, dass das Neue Testament die Kirche zu transparenten, partizipativen und demokratischen Strukturen ermutigt. Eine Unterteilung zwischen Laien und Klerikern habe es in der Anfangszeit der Christen nicht gegeben.
Stattdessen seien verschiedene Modelle von Gemeindestrukturen üblich gewesen, etwa ein Ältestenrat, ein Leiter als Aufseher oder auch ein Gremium von Witwen, so die Theologin. Von dieser Vielfältigkeit sollte sich die Kirche auch heute inspirieren lassen.
"Keine Trennung" zwischen Laien, Priestern und Bischöfen
Auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx betonte zum 50. Jahrestages der Einrichtung von Laiengremien in seinem Erzbistum die gemeinsame Verantwortung von Laien, Priestern und Bischöfen. "Da gibt es keine Trennung - das eine Volk Gottes ist gerufen, immer wieder aufzubrechen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
Eine synodale Kirche sei "eine Kirche, die in Gemeinschaft, in der Kraft des Geistes überlegt, in der alle ihre Begabungen, ihre Charismen, ihre Kraft zur Beratung und Verantwortung einbringen in der Gemeinschaft mit den Bischöfen, die eine besondere Verantwortung haben", betonte der Kardinal.
Der Weg der Kirche gehe weiter, in großer Kontinuität, aber doch auch im Suchen und Finden neuer Möglichkeiten in Christus, so Marx. Ziel sei, "die Wege zu ertasten, die in der Gemeinschaft des ganzen Volkes Gottes gegangen werden können". Das sollte mit großer Freude, ohne Angst geschehen: "Dann können wir voranschreiten, können wir manches hinter uns lassen, Neues entdecken."
