Ehemalige Kirche in Wiesbaden wird zum Vereinshaus

"Da sind schon relativ viele Hürden zu nehmen"

Die ehemalige katholische Kirche St. Johannes in Wiesbaden wird bald zu einem Vereinshaus. Die Sektion Wiesbaden des Deutschen Alpenvereins hat das Gebäude gekauft und baut es jetzt um. Wie läuft so etwas ab?

Jörg Lantzsch, Deutscher Alpenverein-Wiesbaden, steht in der profanisierten Kirche St. Johannes / © Sebastian Gollnow (dpa)
Jörg Lantzsch, Deutscher Alpenverein-Wiesbaden, steht in der profanisierten Kirche St. Johannes / © Sebastian Gollnow ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wieso hat ihre Sektion des Deutschen Alpenvereins ein Kirchengebäude gekauft?

Jörg Lantzsch (Sektion Wiesbaden des Deutschen Alpenvereins / DAV Wiesbaden): Dass es jetzt eine Kirche geworden ist, war für uns nicht das Entscheidende. Wir haben schon relativ lange nach einer Immobilie gesucht, hier in Wiesbaden, um das Vereinsleben vor Ort beleben zu können. Wir sind aktuell zur Miete in Geschäftsräumen - nicht besonders schön. Da suchten wir einfach nach etwas Neuem und hatten so ein paar Rahmenbedingungen, die diese Kirche sehr gut erfüllt hat.

DOMRADIO.DE: Sie sind noch nicht eingezogen. Die Umbauten laufen noch nicht. Wie kompliziert ist es, aus einer Kirche ein Vereinshaus in Ihrem Sinne zu machen?

Lantzsch: Da sind schon relativ viele Hürden zu nehmen. Zunächst war die Nutzungsänderung, das ist ja irgendwo im Bebauungsplan festgelegt, zu klären, weil das explizit als kirchliche Nutzung irgendwann mal eingetragen war. Das ist erledigt.

Wir haben auch eine Bauvoranfrage gestellt, weil wir umbauen oder anbauen wollen und auch die Bauvoranfrage ist wohl durch. Das Problem, was wir aktuell haben, ist der Denkmalschutz. Das Gebäude, obwohl es aus den 60er-Jahren ist, steht unter Denkmalschutz und da sind Anbauten natürlich ein bisschen kritisch. Da wird aktuell diskutiert.

DOMRADIO.DE: Was stellen Sie sich denn genau vor? Was soll alles rein in dieses neue Vereinshaus? Sind das dann nur Büros oder was soll da noch hin?

Lantzsch: Ja, Büros für unsere Mitarbeiterinnen. Wir haben eine kleine Bibliothek, wir haben ein Materiallager, wo sich die Mitglieder Sachen leihen können: Steigeisen, Helm, Pickel, wenn sie in die Berge gehen. Es gibt so einen Multifunktionsraum, wie er jetzt heißt, für Vorträge und Gruppenveranstaltungen. Es gibt im Keller die Unterkirche. Die ist eigentlich relativ gut ausgebaut. Da gibt es Räume für die Jugend. Und gegebenenfalls wird es noch an der hohen Seite des Kirchenschiffs in Inneren des Gebäudes eine Klettermöglichkeit geben für unsere Handycap-Klettergruppe.

DOMRADIO.DE: Wie stellen Sie sich das vor?

Lantzsch: Da kommt eine Kletterwand rein, wie man sie auch aus Kletterhallen kennt, aber relativ klein und auf die Bedürfnisse der Behinderten-Kindergruppe angepasst. Das ist technisch keine große Schwierigkeit. Das wird einfach an die Wand geschraubt.

DOMRADIO.DE: Was ist es für ein Gefühl für Sie und auch für den Verein, in eine ehemalige Kirche einzuziehen?

Lantzsch: Ich habe als kleines Kind direkt gegenüber der Kirche gewohnt, bin allerdings evangelisch. (Lacht) Ich habe mich nur über die Glocken geärgert, wenn sie früh morgens geklingelt haben und mich aus dem Bett geworfen haben. Ich habe da keine moralischen Bedenken, wenn die Kirche das Gebäude nicht mehr braucht.

Die katholische Kirche leidet nicht nur in Wiesbaden unter Mitgliederschwund. Und der Pfarrer sagte, da kamen dann alle zwei Wochen noch fünf bis acht Leute in den Gottesdienst. Ja - dann muss man das einfach tun. Für mich ist das kein schwieriger moralischer Schritt.

DOMRADIO.DE: Wie sieht der Zeitplan für den Umbau in diesem Jahr noch aus?

Lantzsch: Wir reden aktuell mit dem Denkmalschutz und dann gibt es hier in Wiesbaden einen Gestaltungsbeirat, der städtearchitektonische Fragen klärt oder berät. Wir hoffen, dass wir jetzt in den nächsten Wochen/Monaten einen Bauantrag stellen können. Bauanträge dauern auch ein bisschen. Wenn wir zum Ende des Jahres anfangen könnten zu bauen, wäre das fein und dann könnten wir im nächsten Jahr umziehen.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Die profanisierte Kirche St. Johannes / © Sebastian Gollnow (dpa)
Die profanisierte Kirche St. Johannes / © Sebastian Gollnow ( dpa )

Ein Altar mit einem leeren Reliquienfach steht in der profanisierten Kirche St. Johannes / © Sebastian Gollnow (dpa)
Ein Altar mit einem leeren Reliquienfach steht in der profanisierten Kirche St. Johannes / © Sebastian Gollnow ( dpa )

Jörg Lantzsch, Deutscher Alpenverein-Wiesbaden, steht in der profanisierten Kirche St. Johannes / © Sebastian Gollnow (dpa)
Jörg Lantzsch, Deutscher Alpenverein-Wiesbaden, steht in der profanisierten Kirche St. Johannes / © Sebastian Gollnow ( dpa )
Quelle:
DR