Dänemark verbietet Burka und Nikab in der Öffentlichkeit

Keine Verhüllung mehr

Dänemark stellt ab August das Tragen von Burka oder Nikab in der Öffentlichkeit unter Strafe. Das Parlament in Kopenhagen stimmte am Donnerstag einem Gesetz zu, das die islamische Voll- oder Gesichtsverschleierung in öffentlichen Räumen verbietet.

Verschleierte Frauen mit Nikab / © Boris Roessler (dpa)
Verschleierte Frauen mit Nikab / © Boris Roessler ( dpa )

Das berichtete der Nachrichtensender ntv in Köln. Damit ist das Tragen von Burka oder Nikab ähnlich wie in Frankreich, Belgien oder Österreich künftig in Dänemark mit Strafen belegt. In Deutschland verfolgt die AfD ähnliche Bestrebungen.

Das Verbot wurde mit einer Mehrheit von 75 gegen 30 Stimmen angenommen, wie die Zeitung der deutschen Minderheit in Dänemark, "Der Nordschleswiger", berichtet. Der Vorschlag der Regierung, Haftstrafen zu verhängen, konnte sich demnach nicht durchsetzen. Stattdessen soll ein erstmaliger Verstoß mit 1.000 Kronen (rund 134 Euro) bestraft werden; ab dem vierten Verstoß werden 10.000 Kronen (1.340 Euro) Bußgeld fällig, wie es hieß.

Justizminister Sören Pape Poulsen (Konservative) hatte zuvor erklärt, die Polizei werde von niemandem verlangen, die Verschleierung abzulegen. Stattdessen sollten die Betreffenden das Bußgeld aushändigen und nach Hause gehen. Dazu werde es noch ausführliche Instruktionen für die Polizisten geben.

Verschiedene Formen von Kopftüchern

Das Kopftuch von Musliminnen gehört zu den meistdiskutierten Symbolen islamischen Glaubens. Für die einen ist es Zeichen der Unterdrückung der Frau im Islam, für die anderen Ausdruck der Religionsfreiheit und der weiblichen Selbstbestimmung.

Hinter der Bezeichnung "Kopftuch" verbergen sich unterschiedliche Formen von Überwürfen. Der "Dschilbab" ähnelt am ehesten dem europäischen Kopftuch; er wird als Überwurf über Kopf, Schultern und Brust getragen. Der "Nikab" ist ein Gesichtstuch mit einem Schlitz für die Augen. Je nach Bedarf kann die Frau allerdings auch die Augen bedecken. Der "Tschador" ist ein langes, meist dunkles Tuch, das den Körper verhüllt und meist mit dem "Nikab" als Verhüllung des Kopfes kombiniert wird.

Eine besonders weitgehende Form der Verhüllung ist die "Burka", die während der Herrschaft der Taliban in Afghanistan für Frauen zur Pflicht wurde. Sie ist ein einteiliges Kleidungsstück, das den ganzen Körper einschließlich des Gesichts bedeckt. In Höhe der Augen ist ein Netz zur Durchsicht eingearbeitet.

Kopftücher auch in islamischen Ländern umstritten

Auch in der islamischen Welt herrscht Uneinigkeit, in welcher Form sich Frauen in der Öffentlichkeit verhüllen sollen. Der Wortlaut des Koran ist nicht eindeutig. Manche Muslime lehnen eine Verpflichtung zum Tragen des Kopftuchs ab, weil sie im Koran nicht ausdrücklich gefordert und lediglich eine bereits zu Mohammeds Zeiten bestehende kulturelle Tradition sei.

In islamischen Ländern, deren Regierungen Reformen nach westlichem Muster durchgeführt haben oder durchführen wollten, wurde meist der Versuch unternommen, die islamischen Kleidungsvorschriften abzuschaffen. Diese Sichtweise wurde vor allem in der Türkei radikal vertreten. Im Gegenzug symbolisiert die "islamische" Kleidung in solchen Ländern den Protest gegen die durch die Regierungen repräsentierte westliche, materialistische Kultur.


Quelle:
KNA