Wie die Gemeinschaft Emmanuel Gemeindeleben neu denkt

"Damit nicht immer dieselben kommen"

Seit ein paar Monaten ist die katholische Gemeinschaft Emmanuel in der Kölner Gemeinde St. Aposteln aktiv. Sie möchte Menschen auch außerhalb von Gemeindestrukturen ansprechen. Wie, das erzählt Kaplan Franziskus von Boeselager.

 (DR)

DOMRADIO.DE: Vor einem halben Jahr wurde die Gemeinschaft Emmanuel in Sankt Aposteln willkommen geheißen. Der Empfang war sehr herzlich, wurde erzählt...

Pfarrer Franziskus von Boeselager (Priester in der Gemeinschaft Emmanuel und Kaplan in der Kölner Gemeinde Sankt Aposteln): Ja, das stimmt. Wir haben uns schon im Sommer ausführlicher vorgestellt. Da gab es ein Treffen mit den Gremien und allen, die uns kennenlernen wollten. Wir wurden mit offenen Armen und Herzen empfangen. Die Gemeinde Sankt Aposteln ist - wie überall - kleiner geworden. Und die, die noch da sind, haben sich gefreut, dass mehr Stabilität in die Gemeinde kommt.

DOMRADIO.DE: Durch die Gemeinschaft Emmanuel gab es auch Zuwachs, oder?

von Boeselager: Vorher war eigentlich nur ein "halber Pfarrer" vor Ort, jetzt gibt es gleich zwei Priester. Wir haben auch andere Aufgaben im neuen Sendungsraum, aber wir sind vor allem vor Ort präsent. Das merken die Leute. Wir haben auch drei Schwestern dabei - also junge geweihte Frauen, die einen Job in der Welt haben und ehrenamtlich mithelfen sowie weitere Leute, die kommen, weil sie die Gemeinschaft Emmanuel kennen.

DOMRADIO.DE: Die Gottesdienste der Gemeinschaft Emmanuel sind ein bisschen "moderner" gestaltet - zumindest moderner als die ein oder andere katholische Messe. Was ist bei der Gemeinschaft Emmanuel anders?

von Boeselager: Modern ist zunächst eine Bezeichnung für das, was neu ist. Unser Liedgut, unsere Sprache, manche Elemente sind neu - ohne dass aber die Ordnung durcheinandergebracht wird. Wir feiern trotzdem noch die katholische Messe, haben die Riten und diesen ganzen katholischen Reichtum. Aber wir versuchen, Menschen diesen Reichtum mit anderen Mitteln näherzubringen. Dabei ist Musik ganz entscheidend.

Wenn man eine Musik findet, die Menschen von heute anspricht, kommen sie auch. Die Gemeinschaft Emmanuel hat verschiedene Musiksorten: einfache Melodien, die zu Herzen gehen, ruhige Musik ähnlich Taizé, um zur Ruhe zu kommen oder Lobpreismusik, also schmissige, fetzige Musik mit Trommelbegleitung und so weiter. Wir haben ein gewisses Spektrum, das für die Menschen zugänglicher ist als andere Musikarten. Damit sind wir gewachsen in den letzten Jahren. Und wir hoffen, dass auch in Köln etwas wachsen kann.

DOMRADIO.DE: Ich kann mir vorstellen, dass Ihr Angebot nicht allen gefällt. Liturgie und musikalische Gestaltung sind irgendwie auch Geschmackssache. Wie schaffen Sie es, Ihren Platz in Sankt Aposteln zu finden?

von Boeselager: Die Gemeinde ist kleiner geworden. Was geblieben ist und sich weiterentwickelt hat, ist die Kirchenmusik in der Gemeinde, inklusive des Lateinischen Hochamts am Sonntagmorgen. Diese Elemente sind weiterhin da und die fördern wir auch. Wir wollen die Menschen, die diese Elemente gut finden, auch weiterhin gewinnen. Aber es gibt zeitliche Freiräume, in die wir reingehen.

Wir sprechen ein Gebet, machen die Kirchentüren auf und laden Menschen ein. Wir machen Musik und Licht, vielleicht auch Weihrauch - sprechen also die Sinne an - und sind zum Gespräch bereit. Dafür ist Freiraum. Da gibt es auch von der Ursprungsgemeinde eine große Bereitschaft, mitzugehen und zusammenzubringen, was vorher war und was neu dazukommt.

DOMRADIO.DE: Sie gehen auch auf die Straße, wollen Leute gewinnen, sind missionarisch aktiv. Warum ist das so wichtig?

von Boeselager: Weil die Leute nicht mehr unbedingt von sich aus kommen. Sankt Aposteln am Neumarkt ist schon imposant. Da geht man auch mal hin und guckt mal rein. Wenn es aber kein Angebot gibt, das mich irgendwie anspricht, dann gehe ich wieder raus und habe eine schöne Kirche gesehen.

Wir wollen ins Gespräch kommen, Leute abholen und bezeugen, dass der Glaube Freude macht - nicht nur, dass wir in einer Kirchenkrise stecken, sondern der Glaube immer noch derselbe schöne Glaube ist. Das muss man den Leuten hinhalten. Man darf es ihnen natürlich nicht überstülpen, aber es ist schon wichtig, sich zu überwinden, auf die Leute zuzugehen und einzuladen. Es ist notwendig, weil sonst immer dieselben kommen.

DOMRADIO.DE: Welche Ideen haben Sie, um Kirche zukunftsfähig zu gestalten? Gibt es noch etwas, was Sie noch nicht umgesetzt haben?

von Boeselager: Wir haben viele Ideen, aber wir wollten erst einmal 100 Tage lang nichts Großartiges verändern, sondern erst einmal beobachten, vielleicht kleine Akzente setzen und dann langsam etwas entwickeln.

Wir planen eine Art Glaubenskurs, der die Menschen vor Ort zu Missionaren oder zu Aposteln ausbildet. Das passt eigentlich ganz gut zu dem Ort. Wir wollen in der Kita die Eltern gewinnen, gemeinsam etwas zu unternehmen, den Glauben zu entdecken, sprachfähig zu werden. Das ist sozusagen in der Pipeline.


Die referenzierte Medienquelle fehlt und muss neu eingebettet werden.

Franziskus von Boeselager / © Michael Bönte
Franziskus von Boeselager / © Michael Bönte
Quelle:
DR
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