Die frühgotische Basilika von Saint-Denis, Grablege der französischen Könige, bekommt einen neuen Turm. Nach jahrzehntelangen Diskussionen bewilligten die sieben Departements der Ile-de-France am Vorabend von Heiligabend 20 Millionen Euro für die Wiederherstellung des im 19. Jahrhundert abgebauten Nordturms, wie französische Medien berichteten.
Es handelt sich demnach um Anfang 2019 beschlossene, aber umgewidmete Gelder zur Restaurierung der Pariser Kathedrale Notre-Dame. Diese seien vor der Brandkatastrophe bewilligt worden, würden derzeit aber aufgrund der erfolgreichen internationalen Spendenkampagnen für Notre-Dame nicht benötigt. So kommt nun Saint-Denis zum Zug. Die Verantwortlichen vor Ort wollen damit auch Touristen anziehen, das Image der verrufenen Pariser Vorstadt verbessern und die Stadtentwicklung fördern. Diskutiert wird der Wiederaufbau seit 1987.
Wiederaufbau 1847 verhindert
Die Basilika gehört zu den ersten Beispielen der französischen Gotik. Heute graue Banlieue, ist Saint-Denis auch ein Symbolort der frühen Pariser Stadtgeschichte, der mit Notre-Dame in seiner Bedeutung um die Entwicklung der französischen Kathedralgotik buhlt. Der ursprünglich höhere und spitzere linke Turm der Doppelfassade musste im 19. Jahrhundert nach Sturmschäden niedergelegt werden. Allerdings verhinderte Frankreichs damaliger Chef-Denkmalpfleger Eugene Viollet-le-Duc 1847 wegen kunsthistorischer Bedenken den geplanten Wiederaufbau durch seinen Rivalen.
Um 250 erlitt der Legende nach der heilige Dionysius (frz. Denis), erster historisch erwähnter Bischof von Paris, während der Christenverfolgung unter Kaiser Decius auf dem Montmartre (= "Hügel der Märtyrer") das Martyrium. Demnach nahm er sein abgeschlagenes Haupt, wusch es an einer Quelle und lief damit noch sechs Kilometer Richtung Norden. Wo er sich schließlich niederlegte, steht heute die Basilika Saint-Denis, Grablege der französischen Könige.