Soll man Benedikt XVI., den früheren Papst, alt und gebrechlich im Rollstuhl zeigen? Darf ein vatikanisches Medium dies? Kurzzeitig flackerte diese Diskussion am Donnerstagabend in Social-Media-Kanälen auf. Anlass: Vatican News twitterte ein Foto, das zeigte, wie Benedikt XVI. zu einem Kleinbus gefahren wird, um in Regensburg seinen kranken Bruder Georg zu besuchen. Geschmacklos - und dies ausgerechnet von vatikanischen Medien, empörten sich einzelne Beobachter. Kurz darauf wurde der Bild-Tweet gelöscht.
Später am Abend entschuldigte sich @vaticannews_de "für die irrtümliche Veröffentlichung eines Fotos mit dem emeritierten Papst, das durch unseren Account nicht hätte veröffentlicht werden dürfen". Anlass für den Rückzug seien vor allem urheberrechtliche Gründe gewesen, heißt es. Darüber hinaus habe man der Bitte des Bistums Regensburg folgen wollen, den rein privaten Charakter des kurzfristigen Besuches von Benedikt XVI. bei seinem schwer kranken Bruder Georg zu respektieren.
Diskussion um Verwendung von Bildern
Derweil verbreiteten Vatikankorrespondenten italienischer, amerikanischer und argentinischer Zeitungen das Motiv ebenfalls - in zwei leicht unterschiedlichen Variationen. Auch wenn er eine privat Reise unternimmt, so ist ein ehemaliger Papst eben immer noch eine Person der Zeitgeschichte, für die andere Regeln gelten als für Privatpersonen. Als Quellen der aktuellen Schnappschüsse wurde einmal Getty Images, ein anderes Mal die "Vatikanische Stiftung Joseph Ratzinger-Benedetto XVI" genannt. Diese hatte es auf ihrem Facebook-Account veröffentlicht. Ansonsten verwenden vatikanische wie andere Medien ältere Bilder der beiden Ratzinger-Brüder.
Früher einmal waren Fotos oder gar Filmaufnahmen alter oder kranker Päpste völlig tabu. Bis Johannes Paul II. mit dem Tabu brach und nach dem Attentat auf ihn 1981 den Vatikan-Fotografen eigens zu sich ins Krankenhaus kommen ließ. Diese Policy behielten er und der Vatikan bei - bis in die letzten Lebenswochen des Papstes aus Polen. Alter, Krankheit, Gebrechlichkeit sollten kein Tabu mehr sein - auch nicht bei einem Papst.
Videoaufnahmen bereits länger unerwünscht
Zuletzt, so war vor Monaten zu hören, sollten vom emeritierten Benedikt XVI. in seinem Alterssitz Mater Ecclesiae keine Videoaufnahmen gedreht werden, die ihn im Rollstuhl zeigen. Andererseits wurde er am Donnerstag mit einer Maschine der italienischen Luftwaffe nach München geflogen. In Regensburg ist seinetwegen ein Polizeiaufgebot im Einsatz fast wie bei einem Staatsbesuch.
Was immer Benedikt XVI. unternimmt, und sei es eine private Reise an das Sterbebett seines Bruders - so ganz privat ist ein emeritierter Papst nicht mehr. Papst Franziskus hatte übrigens seinen Vorgänger zur Reise nach Regensburg persönlich verabschiedet.