Die "Buß-Reise" des Papstes nach Kanada ist in nordamerikanischen Medien (Wochenende) auf ein gemischtes Echo gestoßen. Die in Toronto ansässige "The Globe and Mail" schreibt in einem Kommentar, dass Franziskus offenbar nur bis zu einem gewissen Grad bereit sei, sich bei den Indigenen zu entschuldigen. Zwar erkenne er das in den kirchlichen Residential Schools begangene Unrecht an. Aber er sei "nicht bereit, die Hauptaufgabe der Kirche zu opfern", die er in der Verbreitung des Evangeliums sehe.
Die kanadische "National Post" meint, dass der Papstbesuch den Niedergang der katholischen Kirche im Land nicht aufhalten werde. Als Beleg führt sie die vergleichsweise geringen Teilnehmerzahlen bei den öffentlichen Messen mit Franziskus an. Als Papst Johannes Paul II. 1984 Kanada besucht habe, seien die Menschenmassen "viel größer" gewesen: 300.000 "ekstatische" Besucher auf dem Campus der Katholischen Universität Laval in Quebec. Heute sei die Kirche dagegen "viel schwächer" - ein Trend, der sich fortsetze.
Auch in den USA
In den USA gelangt die "Washington Post" zu der Einschätzung, dass die päpstliche Entschuldigung bei den Indigenen Kanadas spät erfolgt sei. Aber letztlich sei es "die angemessene Reaktion" auf die Geschehnisse der Vergangenheit gewesen. "Wenn Fehler, Missbrauch oder Verbrechen begangen werden, sind Zerknirschung und Sühne des Täters die ersten Schritte", so die "Post". Das gelte auch für die katholische Kirche. Papst Franziskus habe das mehr als jeder seiner Vorgänger begriffen. "Unverblümt" habe er das von Katholiken begangene Übel anerkannt - "wenn auch nicht so umfassend, wie es einige indigene Anführer gewünscht hatten".
Ein ähnliches Fazit veröffentlichte der "National Catholic Reporter", der die Franziskus-Entschuldigung als "wirklich bemerkenswert" lobte. Die Zeitschrift wies auf die nächsten Schritte hin, die nun folgen sollten. Die Indigenen legten Wert darauf, dass die Rede nur eine Vorstufe zu versöhnlichen Taten sei. "In Anbetracht der Geschichte von süßen Versprechungen und bitterem Verrat, die indigene Völker seit Jahrhunderten erfahren haben, ist dieser Vorbehalt als weise zu werten."
Die "Pittsburgh Post-Gazette" stellte derweil die Frage, ob es überhaupt möglich sei, sich für historische Verbrechen von derart monströsem Ausmaß zu entschuldigen. "Irgendwie muss es aber sein", schlussfolgert das Blatt. "Ohne Versöhnung ist die Menschheit zu endlosen Runden von Schuldzuweisungen, Ressentiments und Rachegefühlen verdammt."