Das Bistum Limburg und sein Immobiliengeschäft

Relativ üblicher Vorgang

Der "Spiegel" und Franz-Peter Tebartz-van Elst: Freunde werden das Hamburger Nachrichtenmagazin und der katholische Bischof von Limburg wohl nicht mehr. In dieser Woche macht ein Bericht über einen Vorgang aus dem Jahr 2010 die Runde. Damals habe der Bischof Anteile am Gemeinnützigen Siedlungswerk veräußert: vom Bischöflichen Stuhl an das Bistum. Allerdings ist der Vorgang gar nicht unüblich.

Autor/in:
Joachim Heinz
Die Baustelle "Diözesanes Zentrum St. Nikolaus"  (KNA)
Die Baustelle "Diözesanes Zentrum St. Nikolaus" / ( KNA )

Mit dem Gesellschafterwechsel innerhalb des kirchlichen Immobilienunternehmens fügte Tebartz-van Elst nach Darstellung des "Spiegel" dem Bischöflichen Stuhl frisches Kapital zu. Und könne nun aus diesem Topf, über dessen Vermögen er staatlichen Stellen keine Rechenschaft schuldig sei, die gestiegenen Kosten für seine Residenz bezahlen - ganz ohne lästige Nachfragen.



Das Bistum weist diese Vorwürfe zurück. "Die Anteile wurden auf das Bistum übertragen, dessen Verwaltung die mit der Beteiligung an der Gesellschaft verbundenen Aufgaben fachgerecht wahrnehmen kann", teilt es mit. Unbestritten ist, dass bei dieser Transaktion tatsächlich Geld vom Bistum in den Bischöflichen Stuhl floss: Eben jene rund 6,7 Millionen Euro, die dem Buchwert des Anteils von 48 Prozent entsprachen.



Was aber hat das alles nun zu bedeuten? Eine erste Anfrage geht an den Katholischen Siedlungsdienst (KSD) in Berlin. Unter seinem Dach sind alle 15 Diözesansiedlungswerke, darunter das GSW, sowie weitere Einrichtungen zusammengeschlossen. Ihr erklärtes Ziel: Unterkünfte für weniger zahlungskräftige Klientel zu schaffen, wie Senioren oder kinderreiche Familien. Pro Jahr wurden so bundesweit zuletzt rund

1.300 Wohnungen errichtet.



Nachvollziehbare Entscheidung

Der Grundgedanke dazu stammt aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Wohnungsnot besonders groß war. Damals engagierten sich vor allem Pfarrer vor Ort sowie die Caritas, um etwa ausgebombten Familien oder Flüchtlingen ein neues Dach über dem Kopf zu geben. Das wiederum erklärt, warum auch heute noch bei vielen Werken die diözesanen Caritasverbände beteiligt sind. Auf Seiten des Klerus ging die Initiative oftmals auf die Bischöfe über.



Die am GSW beteiligten Bistümer unterstützten diese Aufgabe, indem sie entweder Gelder aus dem Bistumshaushalt oder aus Mitteln des Bischöflichen Stuhls zur Gründung zur Verfügung stellten. Das Werk mit Sitz in Frankfurt ist deutschlandweit eines der größten. Zu seinen Gesellschaftern zählen der Bischöfliche Stuhl zu Mainz, der Bischöfliche Stuhl zu Fulda, das Bistum Erfurt und - nach der Transaktion vom Januar 2010 - als größter Anteilseigner das Bistum Limburg. Im täglichen Geschäft, erläutert KSD-Geschäftsführer Ulrich Müller, macht die Rechtsform der Gesellschafter keinen Unterschied. "Entscheidend ist deren Wille."



Eindeutigere Kommunikation geplant

Bei größeren juristischen Auseinandersetzungen, wo es etwa um Fragen der Haftung geht, sei das Bistum mit seinen Verwaltungsstrukturen und Juristen unter Umständen besser aufgestellt als der Bischöfliche Stuhl, der nur über wenig Personal verfügt, sagt Müller. Grundsätzlich sei die Entscheidung des Bistums Limburg also nachvollziehbar, so der KSD-Geschäftsführer. Allerdings komme es nicht häufig vor, dass ein derart großer Anteil von 48 Prozent den Besitzer wechsle. Üblich sei das eher bei deutlich kleineren Beteiligungen.



Letzten Endes lässt sich der Vorgang auf zweierlei Weise interpretieren. Beim kirchlichen Siedlungswerk GSW hat das Bistum Limburg tatsächlich für eine "Bereinigung" gesorgt, wie es selbst betont. Das bei dem Verkauf geflossene Geld ist jedoch vorerst der öffentlichen Einsichtnahme entzogen, weil der Bischöfliche Stuhl, anders als das Bistum, seinen Etat in der Regeln nicht offenlegt.



Dies ist zwar durch das Selbstbestimmungsrecht der Kirchen abgesichert. Aber angesichts des herrschenden Sparkurses im Bistum Limburg wollen die Gläubigen auch wissen, ob ihr Oberhirte selbst sorgsam mit dem ihm anvertrauten Geld umgeht - ganz gleich, unter welchem Titel dies geschieht. Aus diesem Grund hat Tebartz-van Elst sich nun eine klarere, eindeutigere Kommunikation auf seine Fahnen geschrieben.