Dabei gelte es, auch die eigenen dunklen Seiten zu öffnen. Jesus habe "keine Angst, unsere Herzen, unsere rauesten und schwierigsten Orte zu erforschen", sagte der Papst bei einer Messe im Petersdom.
Tägliches Bibellesen
Franziskus hatte den "Sonntag des Wortes Gottes" mit einem Erlass im September für die römisch-katholische Kirche eingeführt. Er soll jeweils Ende Januar begangen werden und "der Feier, Betrachtung und Verbreitung des Wortes Gottes gewidmet sein". In Deutschland gibt es bereits einen ökumenischen Bibelsonntag; er wird seit 1982 regelmäßig am letzten Januarsonntag gefeiert.
Der Papst forderte dazu auf, täglich einige Verse der Bibel zu lesen. "Beginnen wir beim Evangelium: Lassen wir es offen auf dem Nachttisch liegen, tragen wir es in der Tasche mit uns, öffnen wir es auf dem Handy, lassen wir zu, dass es uns jeden Tag inspiriert", sagte er.
Mutige und tröstende Worte
Das Fundament aller Reden Jesu sei die Botschaft, dass Gott nahe sei. Auch heute schenke sein Wort Trost und Mut. "Zugleich weckt es Umkehr, rüttelt uns auf, befreit uns von der Lähmung des Egoismus", sagte Franziskus. Das Wort Gottes besitze die "Macht, das Leben zu ändern, vom Dunkel ins Licht zu führen".
Das "heilbringende Wort" gehe "nicht an geschützten, sterilen, sicheren Orten auf Suche", sagte der Papst unter Verweis auf die Verkündigung Jesu in heidnischen und entlegenen Gebieten. "Es kommt in unsere komplexe Wirklichkeit, in unser Dunkel."
Papst überreicht Bibel an verschiedene Menschen
"Heute wie damals möchte Gott die Orte aufsuchen, von denen wir meinen, dass er nicht hinkommt", sagte der Papst. "Wie oft sind es hingegen wir, die wir die Tür schließen und lieber unser Durcheinander, unsere Undurchsichtigkeit und Falschheit verborgen halten. Wir verschließen sie in uns, während wir mit manchem förmlichen Gebet zum Herrn gehen und dabei aufpassen, dass uns seine Wahrheit nicht innerlich aufrüttelt."
Zum Schluss des Gottesdienstes übergab Franziskus 40 Personen unterschiedlicher sozialer Gruppen, Berufe und Lebenssituationen persönlich eine Bibel. Eigens für den Themensonntag gedruckte Sonderausgaben der Bibel wurden auch an alle Gottesdienstteilnehmer ausgeteilt.
Papst mahnt zu Auschwitz-Gedenken
Papst Franziskus hat nach dem Gottesdienst beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz zum Gedenken an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz für Montag zu einem Moment des Gebets und der Stille aufgerufen. Angesichts der "ungeheuren Tragödie" der Schoah sei "Gleichgültigkeit nicht statthaft und Erinnerung eine Pflicht", sagte das Kirchenoberhaupt. Jeder müsse im eigenen Herzen sagen: "Nie wieder!", so der Papst.
Am 27. Januar vor 75 Jahren befreiten sowjetische Soldaten das deutsche KZ Auschwitz-Birkenau. In dem Todeslager im heutigen Polen ermordeten die Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs 1,1 Millionen Menschen, die meisten Opfer waren Juden.
Papst betet um Eindämmung des Corona-Virus
Der Papst betet unterdessen für die Eindämmung des Corona-Virus in China. "Der Herr nehme die Verstorbenen in seinen Frieden auf, tröste die Familien und unterstütze die schon unternommenen großen Anstrengungen zur Bekämpfung der Epidemie", sagte er beim Mittagsgebet.
Laut internationalen Medien hat die zuerst im chinesischen Wuhan aufgetretene Krankheit bislang 56 Todesopfer gefordert, rund 2.000 Menschen sind mit dem neuartigen Corona-Virus infiziert. Der Vatikan hat bis jetzt keine Schutzmaßnahmen veröffentlicht. Die Petersbasilika und die Vatikanischen Museen werden täglich von Zehntausenden besucht, darunter bisher auch viele Touristen aus China.