Papst Franziskus leidet sichtlich unter den Gebrechen des Alters. Ein Knieleiden zwingt ihn seit einiger Zeit in den Rollstuhl. Eine geplante Reise nach Afrika musste verschoben werden. Das befeuert Spekulationen über einen möglichen Rücktritt. Doch ein enger Vertrauter aus seiner Zeit in Argentinien verbreitete vor kurzem nach einer Begegnung, der Papst sei fröhlich und denke in keiner Weise an einen Rücktritt. Das heißt aber nicht, dass er sich nicht mit den Folgen des Alters und mit dem Tod auseinandersetzen muss.
Das Leben als Geschenk erfahren
Das Alter hat zwei Gesichter: Last und Gnade. Auf der einen Seite lassen die körperlichen und geistigen Kräfte nach; der Lebensradius wird enger, Zeiten des Alleinseins nehmen zu. Auf der anderen Seite kann das Alter Menschen mehr auf das Wesentliche hinführen und das Leben als Geschenk erfahren lassen. Es bleibt mehr Zeit für das Lesen, das Gebet, für Gespräche, in denen alte Menschen etwas von ihren Lebenserfahrungen weitergeben können.
Ein alter Jesuit sagte einmal, er trauere nicht den Dingen nach, die er jetzt nicht mehr machen könne, sondern er sei jeden Tag dankbar für das, was noch möglich sei. Romano Guardini bekannte, mit fortschreitendem Alter glaube er immer weniger, das aber umso fester.
"Die Alten sind die Gegenwart der Geschichte"
Auch in der Bibel ist das Alter ein wichtiges Thema. Sprichwörtlich ist das "biblische" Alter der Patriarchen, die "lebenssatt" sterben. In den Psalmen wird das erfüllte Alter immer wieder angesprochen. Im Neuen Testament sind es zwei alte Menschen, die das Jesuskind als den Erlöser erkennen: Simeon und Hanna, die ihr ganzes Leben in der Nähe des Tempels verbracht haben.
Der gesellschaftliche Umgang mit alten Menschen ist Papst Franziskus schon lange ein Anliegen. Als Erzbischof von Buenos Aires besuchte er häufig Altenheime. Eine alte Frau habe ihm dort einmal versichert, ihre vier verheirateten Kinder kämen sie immer besuchen.
Doch die Pflegerin sagte ihm danach, dass dies gar nicht stimme. Die alte Frau wolle ihre Kinder nur in Schutz nehmen. In Wirklichkeit sei schon mehr als sechs Monate niemand mehr bei ihr zu Besuch gewesen.
Daran schloss der Papst in einer Katechese die folgenden Überlegungen an: "Genau das bedeutet, die Alten wegzuwerfen. Das ist eine große Sünde, denn das Gebot 'Ehre die Alten' bedeutet einen Segen für uns. Bitte, umsorgt die Alten, denn sie sind die Gegenwart der Geschichte, sie bedeuten doch unsere Familie, denn dank ihnen gibt es uns überhaupt! Bitte, lasst die älteren Menschen nicht allein."
"Welttag der Großeltern" - Einladung, ältere Menschen zu besuchen
Am 24. Juli feiert die Kirche den zweiten "Welttag der Großeltern und älteren Menschen". Er steht unter dem Psalmwort: "Sie tragen Frucht noch im Alter" (Ps 92,15). Papst Franziskus lädt dazu ein, diesen Tag in den Pfarreien und Gemeinden bekannt zu machen und ältere Menschen zu besuchen: "Niemand soll diesen Tag in Einsamkeit verbringen. Jemanden zu haben, auf den man warten kann, kann die Blickrichtung der Tage derjenigen ändern, die sich nichts Gutes mehr von der Zukunft erwarten; und aus einem ersten Treffen kann eine neue Freundschaft entstehen. Der Besuch bei einsamen alten Menschen ist ein Werk der Barmherzigkeit unserer Zeit!"