Es gibt menschliche Tragödien, die unerträglich und unerklärlich sind. Dazu gehört der Tod eines Kindes. Menschliches Leben ist darauf ausgerichtet, sich zu entwickeln und zu entfalten. Diese natürliche Lebensdynamik wird vom Tod eines Kindes durchkreuzt.
Sentimentale Worte sind hier fehl am Platz. Es bleibt nur das mitfühlende und betende Schweigen.
"Talita kum"
Auch Jesus Christus wurde wiederholt mit dem Tod von Kindern konfrontiert. Im Markusevangelium kommt der Synagogenvorsteher Jairus in großer Verzweiflung zu ihm, weil seine kleine Tochter im Sterben liegt. Doch Jesus kümmert sich zuerst um eine Frau, die seit zwölf Jahren an Blutungen leidet. Inzwischen trifft die Nachricht ein: Das Mädchen ist gestorben.
Man kann sich die Gefühle des Vaters vorstellen, der seine letzte Hoffnung auf Jesus gesetzt hatte. Doch dieser sagt zu Jairus: "Fürchte dich nicht, glaube nur!" Als Jesus schließlich das Haus erreicht, nimmt er das Mädchen bei der Hand und sagt zu ihm: "Talita kum." Diese aramäischen Worte bedeuten wörtlich: "Mädchen, ich sage dir, steh auf." Sofort steht das Mädchen auf und beginnt umherzugehen.
Kirschgarten als Ausdruck von Trauer und Hoffnung
"Talita Kum" heißt ein Verein in der norditalienischen Stadt Vicenza, in der sich Eltern zusammengeschlossen haben, die ein Kind verloren haben. Die Eltern treffen sich, um den Verlust ihrer Kinder zu bewältigen. Sie teilen ihr Leid. Ein Ausdruck ihrer Trauer, aber auch ihrer Hoffnung ist ein Kirschgarten, den sie angelegt haben und in dem jeder Baum für ein verstorbenes Kind steht
Papst Franziskus empfing die Eltern von "Talita Kum" im März dieses Jahres in einer Audienz und richtete eine bewegende Ansprache an sie. Er betonte, dass "der Schmerz, besonders wenn er so unerträglich und unerklärlich ist, sich nur an den Faden eines Gebetes klammern muss, das Tag und Nacht zu Gott schreit, das sich manchmal in der Abwesenheit von Worten ausdrückt, das nicht versucht, das Drama zu lösen, sondern im Gegenteil die Fragen bewohnt, die immer wiederkehren".
Verstörte Herzen
Die Frage, "warum gerade mir das passiert ist", sei etwas, das "im eigenen Inneren brennen" lasse - und eine Frage, "die das Herz verstört". Papst Franziskus stellte fest, dass "es nichts Schlimmeres gibt, als den Schmerz zum Schweigen zu bringen, das Leiden zum Schweigen zu bringen, die Traumata zu beseitigen, ohne sich mit ihnen auseinanderzusetzen, wie unsere Welt uns oft in der Eile und im Rausch dazu verleitet".
Solche Fragen nach dem Warum seien aber ein Gebet - wie das Gebet von Jairus, der Jesus um die Heilung seiner schwerkranken Tochter bittet. Jesus geht mit dem trauernden Vater und teilt seine Trauer und Verzweiflung. Im Leiden sei die erste Antwort Gottes nicht ein Diskurs oder eine Theorie, sondern "er geht mit uns, er ist an unserer Seite".
Jesus habe sich von menschlichem Schmerz anrühren lassen; er sei denselben Weg wie wir gegangen und lasse uns nicht allein, "sondern befreit uns von der Last, die uns bedrückt, indem er sie für uns und mit uns trägt".
Von Gott umarmt
Papst Franziskus betonte, dass die Hoffnung auf die Auferstehung, die am Ostermorgen erblüht ist, "das ist, was der Herr jetzt in euer Herz säen will". Und er sagte abschließend: "Ich wünsche euch, dass ihr sie aufnehmt, dass ihr sie wachsen lasst, dass ihr sie inmitten von Tränen hegt. Und ich wünsche euch, dass ihr nicht nur die Umarmung Gottes spürt, sondern auch meine Zuneigung und die Nähe der Kirche, die euch liebt und euch begleiten möchte."