An einer Küste Indonesiens strandete neulich ein Walkadaver. In seinem Magen wurden vier Trinkflaschen, 115 Becher, 25 Tüten und drei Kilo Seile gefunden wurden - alles aus Plastik! Die Vermüllung der Meere wird auch an den Stränden sichtbar, die viele von uns in diesem Sommer wieder im Urlaub aufgesucht haben: Wie sollen sich Menschen hier auf die Dauer erholen, wenn sich die Meere nicht erholen können? Falls es so weitergeht wie bisher, wird es im Jahr 2050 mehr Plastik als Fische in den Ozeanen geben; das haben Experten errechnet.
Ein großer Teil der Erdoberfläche ist von Wasser bedeckt. Das kann jedes Kind auf einem Globus sehen. Als vor 50 Jahren die ersten Raumfahrer vom Mond zurückkehrten, brachten sie neues Staunen mit über unseren leuchtend blauen Planeten. Ihn für unsere Nachkommen lebensfreundlich zu erhalten, ist eines der großen Anliegen des jetzigen Papstes. Aber an wen richtet sich seine Bitte im September 2019? Wir können doch nicht den Schöpfer um den Schutz der Ozeane bitten und an ihn delegieren, wenn wir selbst den Schmutz weiter verursachen!
Forderung an Politik, Wissenschaft und Ökonomen
Franziskus nennt in seiner Bitte "Politiker, Wissenschaftler und Ökonomen" - man beachte die Reihenfolge. Die gewählten oder selbst ernannten Männer und Frauen, die nicht für ihr eigenes Wohlergehen, sondern für das der jetzigen und der künftigen Erdbewohner angetreten sind, müssen endlich die große Herausforderung erkennen und konsequent ganz oben auf ihre Agenda setzen. Dazu sollen sie mit unabhängigen Wissenschaftlern und Fachleuten der Weltwirtschaft nachdenken und handeln.
"Zusammenarbeit" ist das lebenswichtige Leitwort, nicht nur bei diesem Thema. Christen glauben an einen Urgrund des Kosmos, der auf Zusammenarbeit setzt und offenbar nichts im Alleingang weiterentwickeln will. Wenn wir in diesem Monat mit dem Papst die Weltmeere ins Gebet nehmen, sollten wir deshalb auch unsere ganz persönlichen Möglichkeiten der Zusammenarbeit sehen: Wir alle sind so etwas wie Meeresbiologen.
38 Kilo Plastikmüll im Jahr
Wussten Sie schon, dass statistisch gesehen jeder Deutsche im Jahr 38 Kilo Plastikmüll verursacht? Leider ist das praktische Verpackungsmaterial billiger neu herzustellen als gebrauchtes zu recyclen. Wir können dagegenhalten, wenn wir den Gebrauch ideenreich reduzieren. Eine Plastiktüte braucht im Wasser bis zu 25 Jahre, bis sie verrottet ist. Natürlich brauchen wir langfristig zum Beispiel schwimmende Klärwerke, die das Meerwasser wieder säubern. Aber bis es so etwas gibt, können wir schon in unseren Köpfen klären, dass und wie wir unser ganzes Lebenssystem verändern müssen. Unsere Meere bieten viel und brauchen viel; in dieser Zeit brauchen sie unser Umdenken!
Der September scheint katholischen Christen eine besondere Motivation zu bieten, weil er nicht nur ein Erntemonat, sondern auch ein besonderer Marienmonat ist: An seinem 8. Tag feiern wir Marias Geburtstag, am 12. ihren Namenstag. Maria heißt im Lateinischen "Meere". Und auch wenn auch ihr ursprünglicher Name "Miriam" nichts mit dem hebräischen Wort "Jam" für Meer und See zu tun hat, wird sie doch in vielen Liedern als "Meerstern" besungen. Da wird Hoffnung und Orientierung weitergegeben. Und wenn dann auch am 15. September der "Gedenktag der Schmerzen Marias" im Kalender auftaucht, müssen wir nicht verzweifeln über den Zustand unserer "Mutter Erde": Wir nennen die schlichte Frau aus Nazareth ja sogar "Gottesmutter", weil wir davon ausgehen, dass der "Gott des Unmöglichen" in ihr und aus ihr ganz menschlich zur Welt kam.
Rettung der Kirche
Papst Franziskus ist zu bewundern, weil er unermüdlich genau in diese Strömung zu tauchen einlädt! Es geht ihm um weit mehr als die Rettung der Kirche - es geht ihm um die Rettung des Planeten und seiner Bewohner. Die Meere sind nicht nur lebenswichtige Gewässer, sie sind mehr: grandiose Fenster zum Ausblick in eine unendliche Wirklichkeit. An und auf den Meeren kann unsere Beschränktheit verschwimmen.