In den vielen Ungewissheiten rund um die Trauerfeiern für einen emeritierten Papstes stand eines schon früh fest: Benedikt XVI. möchte im einstigen Grab von Papst Johannes Paul II. beigesetzt werden.
Es ist eine schlichte, zum Gebet einladende Ruhestätte in einer Art Kapelle in den Vatikanischen Grotten, nicht weit vom vermuteten Grab des Apostels Petrus entfernt. Wegen dieser Nähe zum ersten Papst der Kirchengeschichte wählten bislang rund 160 seiner Nachfolger die Räumlichkeiten unterhalb des Petersdoms für ihre letzte Ruhe.
Eine besondere Geschichte
Zwischen den vielen Sarkophagen aus Marmor wirkt das künftige Grab Benedikts alles andere als pompös. Doch so unspektakulär es mit seiner schlichten Grabplatte auch aussehen mag, es hat eine besondere Geschichte. Manche Vaticanisti bezeichnen es scherzhaft als "Katapult-" oder "Fahrstuhlgrab". Johannes Paul II. war nicht der erste Papst, der es nutzte.
In Spitzenzeiten lockte das Grab des Polen bis zu 23.000 Pilger täglich an. Der Vatikan installierte in den frühen Jahren des Internets eigens eine Webcam, damit ein Besuch aus der Ferne möglich war. Nur kurze Zeit nach Karol Wojtylas Tod 2005 machte sein Nachfolger Benedikt XVI. den Weg zu einem Seligsprechungsprozess ohne Wartezeit frei. Und damit schuf er letztlich auch Platz in seinem eigenen künftigen Grab.
Mit der Seligsprechung von Johannes Paul II. wurden nämlich dessen sterbliche Überreste nach oben in den Petersdom befördert – samt Webcam. Seit 2013 befindet sich die letzte Ruhestätte des polnischen Papstes im zweiten Seitenschiff rechts, wenige Meter von der Pieta Michelangelos entfernt.
"Fahrstuhl" für selige Päpste
Ein entfernter Nachbar von ihm ist dort Johannes XXIII. in seinem gläsernen Sarg. Doch die beiden verbindet nicht nur die Ruhestätte im Inneren der prächtigen Papstbasilika. Das 1963 verstorbene Kirchenoberhaupt war einst auch Vorgänger von Papst Johannes Paul II. in dem Grab unterhalb des Petersdoms. Bis 2001 ruhte er dort. Kurz nach seiner Seligsprechung wurde auch er umgebettet. "Im Fahrstuhl" ging es aus den Grotten nach oben an den Hieronymus-Altar.
Ein gutes Omen also auch für den verstorbenen Benedikt XVI.? Im Vatikan heißt es, Papst Franziskus habe den "Fahrstuhl" für die seligen Päpste außer Betrieb gesetzt. Wegen theologischer Bedenken, aber auch aus ganz praktischen Gründen. Denn der Petersdom hat zwar mit über 186 Metern das längste Kirchenschiff der Welt, aber auch sein Platzangebot zwischen Säulen und Altären ist begrenzt.
Einer raschen Seligsprechung muss dies aber nicht im Wege stehen.
Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein äußerte sich kurz nach dem Tod seines Chefs optimistisch. Von Journalisten nach einer schnellen Seligsprechung gefragt, antwortete der 66-Jährige: "Ich glaube, dass es in diese Richtung gehen wird."
Material verlangsamt den Verwesungsprozess
Zunächst aber wird Benedikt XVI. am Donnerstag beerdigt, wie seine Vorgänger in einem dreifachen Sarg. In dem ersten aus Zypressenholz wird er bei der Totenmesse vor dem Petersdom liegen. Üblicherweise mit roten Bändern verschlossen und versiegelt, wird der Holzsarg danach in einen aus Zink gelegt. Das Material hat antibakterielle Eigenschaften und verlangsamt den Verwesungsprozess. Ebenfalls versiegelt kommt dieser in einen dritten Sarg aus Eichenholz.
In diesen drei Särgen wird Benedikt XVI. am Donnerstag in das rund 1,70 Meter tiefe ehemalige Grab von Johannes Paul II. hinabgelassen.
Verschlossen wird es mit einer vermutlich ebenso schlichten Marmorplatte wie bei seinem Vorgänger. Anders als die Trauerfeier findet die eigentliche Beisetzung nicht öffentlich statt.
Ob es für den früheren deutschen Papst endgültig die letzte Ruhestätte ist, wird sich weisen. In guter Nachbarschaft wäre das jedenfalls: Schräg gegenüber liegt das Grab des 33-Tage-Papstes Johannes Paul I., der im vergangenen Sommer ebenfalls seliggesprochen wurde; und nur wenige Meter weiter das des 2018 heilig gesprochenen Konzilspapstes Paul VI.