Protokoll und Liturgie im Vatikan auf neuen Wegen

Kein Präzedenzfall für Beerdigung

Der Zeitrahmen und der Hauptzelebrant stehen fest, wenn Benedikt XVI. am Donnerstag nach einer Messe auf dem Petersplatz unter dem Petersdom zu Grabe getragen wird. Viele andere Details werden nach und nach geklärt.

Autor/in:
Ludwig Ring-Eifel
 © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
© Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Die ersten Fotos vom aufgebahrten Leichnam des ehemaligen Papstes Benedikt XVI. verbreitete der Vatikan am Neujahrstag. In der noch weihnachtlich geschmückten Kapelle des kleinen Klosters "Mater Ecclesiae", wo Benedikt XVI. seine letzten Jahre verbracht hat und am Silvestermorgen starb, waren die in päpstliches Rot gewandeten sterblichen Überreste des einstigen Pontifex zu sehen.

Der Leichnam des emeritierten Papstes Benedikt XVI. ist aufgebahrt am 1. Januar 2023 in der Hauskapelle des früheren Klosters 'Mater Ecclesiae' im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Der Leichnam des emeritierten Papstes Benedikt XVI. ist aufgebahrt am 1. Januar 2023 in der Hauskapelle des früheren Klosters 'Mater Ecclesiae' im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

Noch wenige Stunden zuvor hatten in Rom "Vaticanisti" kontrovers darüber diskutiert, ob der Vatikan sich nun für Lila entscheiden würde - was bei der Aufbahrung eines Bischofs üblich ist - oder eben für das päpstliche Rot. Diese Entscheidung ist nun offenbar gefallen, und so schälen sich Schritt für Schritt das Protokoll und die Liturgie für diese Trauertage heraus, für die es keine Präzedenzfälle gibt.

Feierlich, aber einfach

Schon wenige Stunden nach dem Tod hatte Vatikansprecher Matteo Bruni angekündigt, die Totenfeier für Benedikt XVI. werde "feierlich aber einfach" sein. Damit werde dem Wunsch des Verstorbenen entsprochen.

Zudem sei Benedikt XVI. seit fast zehn Jahren nicht mehr der amtierende Papst gewesen, auch deshalb werde es kein vollumfängliches Papstbegräbnis für ihn geben.

Die von Papst Franziskus geleitete Totenmesse werde am kommenden Donnerstag auf dem Petersplatz stattfinden, erklärte Bruni weiter.

Einzelheiten für den Ablauf des Gottesdienstes und der Grablegung werde der Vatikan in Kürze veröffentlichen.

Anpassungen notwendig

Die für Liturgie und Protokollfragen Zuständigen im Vatikan scheinen zwar eine Art Leitfaden zu haben, an dem sie sich orientieren. Dieser wird aber, wie zu hören ist, immer wieder angepasst. So war auch am Sonntag nicht zu erfahren, ob es nach der Beerdigung noch eine Reihe von Trauergottesdiensten in den römischen Papstbasiliken geben wird.

Geklärt sind indes die Details für die zwei Phasen der Aufbahrung des Leichnams. Nach einer eintägigen "privaten" Aufbahrung an seinem Sterbeort beginnt am Montagmorgen die öffentliche Aufbahrung im Petersdom. Die Überführung dorthin wird ebenfalls "privat" sein.

Papst Benedikt XVI. am 17. Oktober 2005 im Petersdom / © Romano Siciliani/Agenzia Romano Siciliani (KNA)
Papst Benedikt XVI. am 17. Oktober 2005 im Petersdom / © Romano Siciliani/Agenzia Romano Siciliani ( KNA )

Am Montag, Dienstag und Mittwoch haben dann die Menschen jeweils bis 19 Uhr Gelegenheit, sich von dem toten Ex-Papst zu verabschieden. Es wird nicht erwartet, dass es ähnliche Menschenmassen geben wird wie bei der Aufbahrung von Papst Johannes Paul II. im April 2005, dennoch bereitet sich die italienische Polizei auf Zehntausende Pilger vor.

Wer kommt zur Totenmesse?

Unklar ist auch noch, wer alles zur Totenmesse auf dem Petersplatz kommen wird. Offiziell eingeladen wurden nur die Delegationen aus dem Geburtsland Deutschland und aus Italien. Der deutsche Bundespräsident Walter Steinmeier hat bereits sein Kommen angekündigt, für Italien gilt eine Teilnahme von Staatspräsident Sergio Mattarella als gesetzt. Da alle übrigen weltlichen Machthaber und Repräsentanten von sich aus entscheiden können, ob sie teilnehmen wollen, machen derzeit die Vatikanbotschafter vieler Länder Überstunden, denn über sie laufen die Anmeldungen.

Zu den ersten, die ihre Teilnahme angekündigt haben, zählt der polnische Staatspräsident Andrzej Duda. Aber auch gekrönte Häupter werden erwartet, so etwa das belgische Königspaar. König Philippe und Königin Mathilde verbanden die Mitteilung über ihre offizielle Trauerbekundung gleich mit der Ankündigung, dass sie bei der Trauerfeier anwesend sein werden.

Eingang des Petersdomes im Vatikan. Im Vordergrund ein Teil des Obelisken auf dem Vorplatz. (Aufgenommen am 17.07.2022) / © Renardo Schlegelmilch (DR)
Eingang des Petersdomes im Vatikan. Im Vordergrund ein Teil des Obelisken auf dem Vorplatz. (Aufgenommen am 17.07.2022) / © Renardo Schlegelmilch ( DR )

Allerdings wird nicht mit einer vergleichbaren Präsenz von weltlichen Machthabern und Monarchen gerechnet wie bei der Totenfeier für Benedikts polnischen Vorgänger, als rund 200 Staats- und Regierungschefs auf dem Petersplatz anwesend waren.

Da Benedikt XVI. in seiner Zeit als Papst nicht nur den Rang eines Staatsoberhauptes hatte, sondern vor allem das Oberhaupt einer sehr großen Religionsgemeinschaft war, wird erwartet, dass neben katholischen Bischöfen und Kardinälen aus aller Welt auch zahlreiche Vertreter christlicher Kirchen sowie anderer Glaubensgemeinschaften nach Rom kommen werden. Der heutige Moskauer Patriarch Kyrill war 2005 bei der Totenfeier für Johannes Paul II. dabei, damals war er Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats.

Schlichtes Grab für Benedikt

Neben den vielen Ungewissheiten dieser Tage gibt es auch etliche Fixpunkte. Dazu zählt die Begräbnisstätte. Laut italienischen Medienberichten hat Benedikt XVI. dem damals für die Peterskirche zuständigen Kardinal Angelo Comastri schon vor Jahren mitgeteilt, dass er dort beerdigt werden will, wo einst der Leichnam von Johannes Paul II. lag, bevor dieser nach seiner Seligsprechung ins Innere der Basilika umgebettet wurde. Es ist ein schlichtes Grab in den Vatikanischen Grotten.

Die wichtigsten Leitlinien des Denkens von Joseph Ratzinger

Benedikt XVI. war der erste Papst der Neuzeit, der freiwillig sein Amt abgab. Dabei berief er sich auf sein Gewissen - obwohl er dieser Instanz stets misstraute und theologisch ganz andere Schwerpunkte setzte. Wie wohl kein Papst vor ihm ist Benedikt XVI. auch auf dem Stuhl Petri ein Theologe geblieben.

Bereits als junger Wissenschaftler gehörte er zu den führenden deutschen Dogmatik-Professoren, die das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) prägten. Später entfremdete er sich immer mehr von seinen Kollegen.

Papst em. Benedikt XVI. am Schreibtisch / © Osservatore Romano/Romano Siciliani (KNA)
Papst em. Benedikt XVI. am Schreibtisch / © Osservatore Romano/Romano Siciliani ( KNA )

 

Quelle:
KNA