Heße, fordert von den EU-Staaten ein gemeinsames Vorgehen, um eine humanitäre Krise an den Außengrenzen zu verhindern. Angesichts der Corona-Pandemie brauche es "Wege zu einer gerechten Verantwortungsteilung zwischen den Staaten Europas", erklärte der Flüchtlingsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz in einer Mitteilung der Bischofskonferenz in Bonn. "Deutschland und Europa sind in der Pflicht, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die desaströsen Verhältnisse auf Lesbos zu beenden."
"Vielen Menschen in unserem Land ist es ein Anliegen, dass Kinder, Familien und besonders vulnerable Flüchtlinge möglichst rasch die überfüllten griechischen Aufnahmelager verlassen können", so Heße weiter. Dies sei ein "starkes Zeichen der Solidarität mit den Betroffenen".
Kirchen wollen ihren Beitrag leisten
Vor einem Monat hatten mehrere EU-Staaten, darunter Deutschland, vereinbart, insgesamt 1.600 unbegleitete oder kranke Kinder und Jugendliche von den griechischen Inseln aufzunehmen. Heße betonte: "Es ist an der Zeit, dass den Worten endlich auch Taten folgen."
Deutschland solle sich nicht scheuen, bei der Verwirklichung dieses bereits verabredeten Projekts voranzugehen, statt darauf zu warten, bis andere Staaten sich bewegen. Dass das Bundesinnenministerium kommende Woche 50 Kinder und Jugendliche einreisen lassen will, nannte Heße einen wichtigen ersten Schritt.
Die kirchlichen Institutionen seien bereit, ihren Beitrag "zur Überwindung der humanitären Not an den EU-Außengrenzen zu leisten". Heße rief dazu auf, "politische Blockaden zu überwinden und - trotz Corona-bedingter Einschränkungen - zu einer schnellen Lösung zu gelangen".
"Humanität nicht nur Dekoration"
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, nannte die Aufnahme von 50 Kindern, "beschämend und eine Folge rechtspopulistischen Gedankenguts in Europa".
Sternberg sagte der "Passauer Neuen Presse: "Wir müssen zeigen, dass Humanität in Europa keine Dekoration ist, sondern zu seinen Grundpfeilern gehört."
"Zusagen müssen endlich eingelöst werden"
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, äußerte sich ähnlich. "Es ist ein richtiger Schritt, dass jetzt endlich 50 Kinder kommen können. Aber es ist viel zu wenig", sagte er der "Rhein-Neckar-Zeitung" (Donnerstag).
"Wir bemühen uns seit Wochen darum, dass Deutschland und Europa endlich Solidarität zeigen und eine humanitäre Katastrophe abgewendet wird. Wenn sich das Corona-Virus in dem völlig überfüllten Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ausbreitet, hätte das dramatische Folgen", warnte Bedford-Strohm. Es müssten endlich die Zusagen eingelöst werden, dass zumindest die 1500 Kinder und Jugendlichen sofort ausgeflogen würden.
Zusagen von zehn Staaten
Eigentlich wollten zehn EU-Staaten unbegleitete Minderjährige aus den überfüllten Flüchtlingslagern in Griechenland aufnehmen. Doch nur Deutschland und Luxemburg setzen ihre Zusage jetzt trotz Corona-Krise in die Tat um - zumindest ein wenig. Ende kommender Woche sollen die ersten 50 Kinder in Deutschland ankommen, Luxemburg will zunächst zwölf Kinder aufnehmen.
Weitere Staaten, die ursprünglich auch Hilfe zugesagt hatten, wollen nun erst die Corona-Pandemie in den Griff bekommen. Deutschland will in nächster Zeit laut Bundesregierung noch rund 300 bis 450 weitere Minderjährige aus Griechenland aufnehmen.