DOMRADIO.DE: Das Interesse liegt im Moment vor allem bei der Aufklärung von sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln in der Vergangenheit. Ist das auch ein Grund, warum die Sondersitzung des Diözesanpastoralrats zum Pastoralen Zukunftsweg abgesagt wurde?
Guido Zimmermann (Kreisdechant Euskirchen, Mitglied beim Pastoralen Zukunftsweg): Ich denke mir schon. Ich glaube, dass fast alle Mitglieder im Diözesanpastoralrat ein Thema zurzeit haben: Das ist die Aufarbeitung des Missbrauchs. Das beschäftigt uns. Wir machen uns Sorgen um unser Erzbistum. Und ich glaube, dass wir am Samstag alle nicht den Kopf dazu gehabt hätten, uns mit dem Pastoralen Zukunftsweg zu beschäftigen. Das Thema Missbrauch, glaube ich, ist wie ein Mehltau auf unser Erzbistum gekommen und auch auf die Arbeit des Diözesanpastoralrates. Insofern denke ich, am vergangenen Samstag wäre das Thema Pastoraler Zukunftsweg nicht das richtige Thema gewesen. Insofern war das ein Grund, diese Sitzung abzusagen.
DOMRADIO.DE: Wie soll es weitergehen? Es gibt ja am 27. März die nächste reguläre Sitzung. Worum wird es da gehen?
Zimmermann: Im März soll es dann wirklich um die Missbrauchsstudie gehen, sie wird wenige Tage vorher veröffentlicht. Diese Studie, diese unabhängige Untersuchung wird dann das Schwerpunktthema sein. So werden wir in dem ersten halben Jahr 2021 das Thema Pastoraler Zukunftsweg aussetzen und dann hoffentlich in der zweiten Hälfte des Jahres damit weitermachen können.
DOMRADIO.DE: Auf welcher Etappe befindet sich denn der Pastorale Zukunftsweg im Erzbistum Köln?
Zimmermann: Das Thema, was ich jetzt mitbekomme und was wirklich heiß diskutiert wird, ist: Wie sieht denn die Pfarrei der Zukunft aus? Das erlebe ich als Pastor in den Pfarrgemeinden. Wenn nicht gerade über Missbrauch gesprochen wird, dann ist dies das Thema, was die Leute beschäftigt. Der Diözesanpastoralrat hat die Bitte gehabt, dass da noch mal nachgedacht wird. Es hat dann eine Arbeitsgruppe gegeben unter Weihbischof Puff, die jetzt auch Alternativvorschläge erarbeitet hat, zu dem, was uns beim Pastoralen Zukunftsweg vorgestellt worden ist, nämlich statt einer Pfarrei vielleicht auch den Kirchengemeindeverband weiter zu belassen.
Ich erlebe das hier im ländlichen Bereich, wo ich Pastor von 26 Pfarreien bin. Das ist das Thema bei den Leuten. Ich glaube auch, dass wir damit noch gut funktionierende Strukturen auflösen würden. Deswegen war ich ganz froh und dankbar, dass der Erzbischof diese Arbeitsgruppe installiert hat. Jetzt gibt es doch die ersten Ideen. Das vielleicht einzig Positive an der Verschiebung des Themas ist, dass wir noch mehr Zeit haben, uns damit und mit diesen Alternativvorschlägen, die es gibt, weiter zu beschäftigen.
DOMRADIO.DE: Das große Ziel liegt im Jahr 2030. Sind Sie zuversichtlich, dass man das trotzdem halten kann?
Zimmermann: Ja, ich hoffe schon. Wenn es jetzt gute Alternativvorschläge gibt und wir die Leute mitnehmen können, glaube ich schon, dass wir das Jahr 2030 auch erreichen. Ich glaube, uns allen ist ja bewusst, dass wir das erreichen müssen, weil die äußeren Dinge uns dazu bewegen, uns zwingen, jetzt Entscheidungen zu treffen. Coronabedingt wird das nochmal verstärkt.
DOMRADIO.DE: Was wird zwischen den Sitzungen noch gemacht, von dem man in der Öffentlichkeit gar nicht so viel mitbekommt?
Zimmermann: Es gibt ja die Arbeitsgruppen, die jetzt auch noch weiter laufen, wo auch weiter überlegt wird. Da gibt es die Arbeitsgruppe unter Weihbischof Puff, die ich erwähnt habe. Es gibt kleine Gruppen, die sich coronakonform weiter treffen, mit Videokonferenzen und so weiter. Und die überlegen und treiben die Dinge voran, die im Pastoralen Zukunftsweg wichtig sind.
Das Interview führte Gerald Mayer.