Das ist die zukünftige Regierungschefin des Vatikans

Schwester Raffaella Petrini

Nach der ersten Präfektin im Vatikan will Papst Franziskus nun auch eine Regierungschefin für den Vatikanstaat ernennen. Wer ist Schwester Raffaella Petrini? Eine Vorstellung der überraschenden Neuerung durch Papst Franziskus.

Schwester Raffaella Petrini, Vizegouverneurin des Vatikanstaates, am 4. Dezember 2024 im Vatikan. / © Alessia Giuliani/CPP (KNA)
Schwester Raffaella Petrini, Vizegouverneurin des Vatikanstaates, am 4. Dezember 2024 im Vatikan. / © Alessia Giuliani/CPP ( (Link ist extern)KNA )

Eine Regierungschefin im Vatikanstaat - diese überraschende Neuerung hat Papst Franziskus am Sonntagabend in einer italienischen Fernseh-Talkshow angekündigt. Er erklärte, er wolle Schwester Raffaella Petrini (56) im März ernennen - wenn der bisherige Regierungschef, Kardinal Fernando Vérgez Alzaga, 80 Jahre alt wird.

Die am 15. Januar 1969 in Rom geborene Petrini promovierte nach universitären Abschlüssen in Hartford (USA) und Rom an der Päpstlichen Dominikaner-Universität Heiliger Thomas von Aquin ("Angelicum") in Rom in Sozialwissenschaften. Seit 2005 arbeitete sie als Beamtin in der vatikanischen Missionsbehörde. 2007 legte sie bei der US-Ordensgemeinschaft Franciscan Sisters of the Eucharist ihre Profess ab.

Vizegouverneurin des Vatikanstaates

Von 2015 bis 2019 lehrte Petrini Katholische Soziallehre und Gesundheitssoziologie am Internationalen Institut für Theologie der Gesundheitspastoral, "Camillianum" in Rom. Anschließend übernahm sie die Professur für Wohlfahrtsökonomie und Wirtschaftssoziologie an der Fakultät für Sozialwissenschaften am Angelicum in Rom.

Petrini ist seit 2021 Vizegouverneurin des Vatikanstaates. Seit Juli 2022 Mitglied der Kurienbehörde für Bischöfe, stimmt sie auch über weltweite Bischofsernennungen mit ab. Im Oktober berief Franziskus die Sozialwissenschaftlerin zudem in die Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls (Apsa), bei der sämtliche Investment-Entscheidungen des Vatikans angesiedelt sind.

Ernennung gesetzeskonform?

In ihrer neuen Funktion wird Petrini die Nummer Eins im Staat der Vatikanstadt - nicht an der Kurie. Vatikanstaat und Heiliger Stuhl sind, trotz der umgangssprachlichen Bezeichnung Vatikan - juristisch zwei verschiedene Völkerrechtssubjekte. An der Spitze beider steht der Papst. Das Governatorat der Vatikanstadt ist die Staatsverwaltung. Es besteht aus einer Kommission von sieben Kardinälen, der ein Präsident als Regierungschef vorsteht.

Erste Kritiker bemängeln, die geplante Besetzung widerspreche dem Grundgesetz des Staates der Vatikanstadt, das Papst Franziskus selbst 2023 verkündet hatte - denn Schwester Petrini sei ja eben kein Kardinal, wie es das Gesetz für den Regierungschef vorsehe. Das Governatorat wiederum untersteht der Päpstlichen Kommission für den Staat der Vatikanstadt. Es ist zuständig für die Vatikanischen Museen und alle Dienste im Vatikanstaat. Es beschäftigt knapp 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Neues Grundgesetz für den Vatikanstaat

Papst Franziskus hat ein neues Grundgesetz für den Vatikanstaat vorgelegt. Ziel der Änderung der Verfassung soll es sein, die vatikanische Gesetzgebung "den Erfordernissen unserer Zeit" anzupassen, teilte der Heilige Stuhl mit.

Die Neuerungen umfassen unter anderem die Aufstellung der Päpstlichen Kommission sowie Fragen des vatikanischen Haushalts. Das Oberhaupt der katholischen Kirche ersetzt damit die 2000 von Papst Johannes Paul II. erlassene Verfassung.

Blick auf die Kuppeln des Petersdoms / © bellena (shutterstock)