DOMRADIO.DE: Wie ist die Atmosphäre in der Stadt?
Msgr. Dr. Markus Hofmann (Generalvikar des Erzbischofs von Köln): Neuss ist auf den Beinen. Hier hat man den Eindruck, dass sich jeder Mann, jede Frau und jedes Kind beteiligt. Auch eine große Zahl Gäste von außerhalb kommen. Ich habe gehört, dass viele, die ehemals in Neuss gelebt haben, zu diesem Anlass wieder in die Stadt zurückkehren.
DOMRADIO.DE: Für Sie ist das etwas Neues. Sie kennen die Stadt, aber das Schützenfest erleben Sie als Ehrengast zum ersten Mal. Was ist das für ein Erlebnis?
Msgr. Hofmann: Das ist etwas ganz Besonderes. Man fühlt die besondere Atmosphäre. Ich hörte schon einige Tage vor Beginn des Festes, dass das Vibrieren in den Mienen und in der Art und Weise, wie die Menschen einander begegnen, wirklich spürbar ist.
Alle sind noch freundlicher, ja noch fröhlicher als sonst. Das konnte ich heute dann auch feststellen: viele strahlende, lachende Gesichter von den Edelknaben angefangen über die Schützen, die hier strahlend und lächelnd marschiert sind bis hin zu den Gästen, die sich daran erfreuen. Das prächtige Wetter passt natürlich auch sehr zu diesem Anlass.
DOMRADIO.DE: Dabei ist aber Neuss für sie nichts Neues. Sie haben auch als Kaplan öfters in der Stadt zu tun gehabt. Welche Beziehung haben Sie zu Neuss?
Msgr. Hofmann: Ich bin als Jugendlicher und dann auch später als Kaplan und in meinen anderen Aufgaben immer wieder nach Neuss gekommen. Ich habe den Eindruck, dass hier tatsächlich viele Menschen den Glauben froh im Herzen tragen und zu ihrem Glauben stehen. Die Geschichte von Neuss ist ja schon sehr alt – über 2.000 Jahre gibt es die Stadt. Das Christentum war hier schon sehr früh präsent. Auch das Quirinus-Münster, in dem heute Morgen das ökumenische Morgenlob und das Hochamt gehalten wurden, prägt die Stadt natürlich.
Der Bezug zwischen dem Schützenwesen und dem christlichen Glauben ist hier immer wieder spürbar und erfahrbar. Wenn der Schützenverein als solcher auch ein bürgerlicher Verein ist, so ist er doch erwachsen aus kirchlichen Bezügen. Daher ist auch in der Satzung festgeschrieben, dass das Schützenfest immer mit dem Hochamt in St. Quirinus zu beginnen hat.
DOMRADIO.DE: Das Hochamt haben Sie heute Morgen zelebriert. Da hat der Heilige Bartholomäus auch eine Rolle gespielt. Wie haben Sie den Gottesdienst erlebt?
Msgr. Hofmann: Der Gottesdienst im Quirinus-Münster war sehr festlich, sehr schön, sehr feierlich – mit einem sehr guten Beitrag des Kirchenchores.
Der Schützensonntag ist immer der Sonntag nach dem Fest des Apostels Bartholomäus. Der Oberpfarrer von Neuss, Monsignore Assmann, hat in seiner Predigt auf den starken Bezug zwischen Glaube und Schützen hingewiesen. Bartholomäus war einer der zwölf Apostel. Er hat sein Leben für Christus eingesetzt und es hingegeben. Das Geschenk des diesjährigen Schützenkönigs an den Schützenverein ist ein Messgewand mit der Darstellung des Heiligen Bartholomäus. Der Schützenverein hat es für diese Messfeier dem Oberpfarrer geliehen – und ich durfte es heute das erste Mal tragen.
DOMRADIO.DE: Sie sind aber selber nicht Mitglied im Schützenverein. Wenn Sie auf den Tag zurückblicken – stellen Sie jetzt einen Mitgliedsantrag?
Msgr. Hofmann: Man kann ja nur Mitglied werden, wenn man Neusser Bürger ist. Da ich in Köln wohne und davon ausgehe, dass das auch noch weiter so bleibt, könnte ich nicht in einen Schützenzug eintreten. Ich finde es aber großartig, dass Menschen sich hier engagieren und dass sie hier einen Sinn für einander empfinden.
Ich habe Menschen gesehen, die eine Beeinträchtigung haben und nur deswegen mitgehen können, weil andere ihnen helfen. Sie sind aber genauso froh wie alle anderen, die hier mit dabei sind. Ich finde es großartig, dass diese Solidarität hier in Neuss spürbar ist und Freude für viele, viele Menschen mit sich bringt. Das ist tatsächlich wirklich christlich.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.