DOMRADIO.DE: Warum jetzt diese neue Regelung bei Ihnen?
Msgr. Dr. Christian Hermes (Stuttgarter Stadtdekan): Unsere Diözese hat einfach die neueste Verordnung des Landes Baden-Württemberg umgesetzt. Diese sieht ab dem 11. Januar in dieser sogenannten Alarmstufe II, die wir jetzt aktuell haben, tatsächlich vor, in Innenräumen das Tragen der einfachen OP-Maske nicht mehr zu gestatten. Alle über 18-Jährigen müssen zwingend eine FFP2-Maske tragen, die natürlich noch mal ein anderes Schutzniveau gegen die Aerosol-Übertragung hat als die einfache OP-Maske. Kinder ab 6 Jahren dürfen weiter die OP-Maske tragen. Wir haben nun im Grunde genau das Landesrecht umgesetzt.
DOMRADIO.DE: Diese Regelung ist noch relativ frisch. Haben Sie schon ein Gefühl dafür, wie die Gläubigen das aufnehmen?
Hermes: Oh ja, das habe ich schon. Wir haben ja Gottesdienste und wir haben es hier so gemacht - das hat die Diözese richtigerweise auch empfohlen -, dass wir an den Eingängen der Kirche, wo die Ordner ohnehin eine Kontakterfassung durchführen müssen, jetzt FFP2-Masken bereit liegen. Wir sind also alle schon daran gewöhnt. Vor längerer Zeit hatten wir noch lustige Stoffe-Masken, aber im Grunde wurde das dann doch abgelöst durch die ernsthaften OP- oder FFP2-Masken (lacht).
Die Regelung gilt ja jetzt auch im Einzelhandel und in allen geschlossenen Räumen in Baden-Württemberg. Das heißt, die Menschen haben jetzt in der Regel sowieso eine FFP2-Maske dabei. Und ansonsten halten wir – so, wie es die Diözese auch empfiehlt, an den Eingängen kostenlos Masken bereit, die die Gläubigen dann geschenkt bekommen.
DOMRADIO.DE: Es gibt bei Ihnen keine Zugangsvoraussetzungen, um den Gottesdienst zu besuchen. Man braucht keinen Impfnachweis, noch nicht mal 3G. Ist das dann konsequent?
Hermes: Es ist eine schwierige Abwägung, ob man den Zugang zum Gottesdienst tatsächlich begrenzen sollte. Unsere Diözese hat sich dafür entschieden, das generell nicht zu machen. Wir hatten in einer nicht ganz so tiefroten Phase der Pandemie kurzzeitig mal die Möglichkeit, einzelne Gottesdienste unter 2G-Bedingungen stattfinden zu lassen, was die Verordnung des Landes uns jederzeit wieder ermöglichen würde. Dann würden wir aber praktisch eine Veranstaltung abhalten, so wie die Oper oder das Kino. Das würden wir nur wollen, wenn es in erreichbarer Nähe einen zugangsoffenen Gottesdienst gibt.
Dahinter steht einfach die Intention, niemanden auszugrenzen oder auszuschließen. Wenn Sie mich nun fragen, ob es konsequent ist: Ich finde, es steht natürlich in einer gewissen Spannung zu den dringenden Impf-Appellen, die wir ja nun wirklich ständig und überall ausrichten. Aber es ist tatsächlich so, dass wir auch sagen, wir wollen hier nicht diesen Druck zusätzlich noch erzeugen. Wir haben schon genug Diskussionen, selbst über die Maske. Deshalb sind wir hoffentlich auf der sicheren Seite mit Abstand, Platzzahlbegrenzung und Maske.
DOMRADIO.DE: Durch die Omikron-Variante droht eine große Welle auf uns zuzukommen. Gibt es noch weitere Beschränkungen oder Regeln in den Gottesdiensten in Ihrem Bistum, beispielsweise die Länge des Gottesdienstes oder das Singen betreffend?
Hermes: Wir haben immer wieder wechselnde Regelungen zum Gesang, auch zum Gesang der Kirchenmusik, der Chöre. Aktuell ist es begrenzt auf maximal acht Sängerinnen und Sänger. Der Gemeindegesang ist jetzt auch wieder limitiert, wie wir es auch schon mal hatten, auf sehr kurze Gesänge und Akklamationen, beispielsweise im Hochgebet der Messe oder das Ordinarium der Messe, Kyrie oder Sanctus oder dergleichen.
Das passen wir immer wieder mal variabel an, weil man natürlich weiß, dass Menschen, die begeistert und laut singen, nicht nur in Kirchen, sondern auch anderswo ganz besonders viel Virus ausstoßen, wenn sie denn infiziert sind.
Das Interview führte Martin Mölder.