DOMRADIO.DE: Die Zahl der Menschen, die aus der Kirche austreten, steigt. Damit verbunden ist natürlich auch die Tatsache, dass immer weniger Leute in die Kirchen gehen, um dort den Gottesdienst zu feiern. Was passiert also mit den jetzt viel zu großen Kirchen? Oft werden Gebäude profaniert, also entweiht, und dienen dann einem anderen Zweck. Andere werden kleiner gemacht. So auch Sankt Martinus in Neuss-Holzheim. Die Kirche wird verkleinert. Das Pfarrheim soll mit in die Kirche integriert werden. Wie soll das passieren?
Michael Tewes (Pfarrer von Sankt Martinus in Neuss-Holzheim, Seelsorgebereich Neuss-West/Korchenbroich): Wir haben einen langen Weg hinter uns. Fast sieben Jahre hat es gedauert, bis die Entwürfe so waren, dass sowohl die Gemeinde als auch das Bistum sagen: Das wird schön für uns.
Wir haben einen neugotischen Turm, der den Krieg überlebt hat, und ein Langhaus, das 1947/48 gebaut worden ist. Dieser Turm wird jetzt praktisch der Mittelpunkt des Ganzen werden. Unter den Turm wollen wir den Altar setzen und sozusagen das ganze Gebäude einmal drehen. Dann kommt bis zum jetzigen Mittelschiff die Kirche als abgeschlossener Raum, der, glaube ich, auch würdig und schön ist, mit Orgelbühne und allem drum und dran.
Dann folgt ein Foyer, das das bisherige Mittelschiff ausmacht. Und daran schließt sich ein Raum an, der aus einem teilweise Neubau und auch dem Alten besteht. Dort wird ein Pfarrheim untergebracht werden, mit einem kleinen Pfarrsaal und Räumen für die Gemeindearbeit.
Es wird eine riesengroße Glaswand geben. Wenn wir größere Gottesdienste haben, kann man also das Foyer und den Pfarrsaal mit in die Kirchen integrieren. Dann hätten wir praktisch eine Kirche, die fast genauso groß ist, wie jetzt. Für den Fall, dass große Gottesdienste gefeiert werden - zu Weihnachten oder zu anderen Gelegenheiten.
DOMRADIO.DE: Was ist denn die größte Schwierigkeit beim Umbau der Kirche?
Tewes: Das Gebäude stammt ja aus den 40er Jahren, ist mit den damaligen Mitteln gebaut worden. Es entspricht lange nicht heutigen Standards, sodass wir mit einigen Überraschungen rechnen müssen, wenn wir jetzt anfangen, da umzubauen und in die Kirche hinein zu bauen. Wir müssen also damit rechnen, dass teilweise Schwierigkeiten hinzukommen, die wir jetzt noch gar nicht sehen können.
DOMRADIO.DE: Und wahrscheinlich muss auch darauf geachtet werden, dass der liturgische Raum für die Gläubigen nicht verloren geht bei den Gottesdiensten.
Tewes: Ja, wir werden in der Zeit des Umbaus ins bisherige Pfarrheim ausweichen und dort Gottesdienst feiern. Ein Teil des Pfarrsaals wird abgetrennt, damit wir einen würdige Tageskapelle bekommen, in der wir das Allerheiligste aufbewahren können.
Nach dem Umbau werden wir dann in die neue Kirche einziehen und gehen davon aus, dass diese Kirche dann auch schön geworden ist - heller als die bisherige und auch von den Proportionen her wirklich passend. Wir werden dann Sitzplätze haben für 160 bis 200 Personen.
DOMRADIO.DE: Ist es vielleicht auch ein Vorteil, das Pfarrheim künftig in die Kirche zu verlegen, weil man dadurch einen Treffpunkt für die Gemeinde an einem Ort hat?
Tewes: Für die Gemeinde ist das mit Sicherheit ein großer Vorteil. Wir haben bisher zwei Gebäude - eben diese wirklich große Kirche und ein Pfarrheim, dass vom Anfang der 80er Jahre stammt. In diesem Pfarrheim gibt es einen riesengroßen Renovierungsstau, den wir gar nicht mehr hätten bewältigen können. Wenn wir jetzt Räume bekommen, die wohnlich sind, in denen man sich wirklich gerne aufhält, wird das für die Gemeinde nur von Vorteil sein. Ich glaube, das lange Warten, das der Gemeinde nicht immer leicht gefallen ist, hat sich auf jeden Fall gelohnt. Wir hatten am Sonntag Neujahrsempfang und haben da das Konzept vorgestellt. Und die Gemeinde hat es positiv aufgenommen.
Das Interview führte Michelle Olion.