Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert aus dem Buch "Die Kraft der Berufung", das in der deutschen Fassung am 19. Dezember beim Herder Verlag erscheint, den entsprechenden Auszug:
Fernando Prado: Es ist kein Geheimnis, dass es im geweihten Leben und im Klerus auch Menschen mit homosexuellen Neigungen gibt. Was lässt sich dazu sagen?
Papst Franziskus: Es ist etwas, das mir Sorge bereitet, denn vielleicht hat man zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht gut hingeschaut. Übereinstimmend mit dem, worüber wir gerade sprechen, würde ich sagen, dass wir bei der Ausbildung sehr auf die menschliche und affektive Reife achten müssen. Wir müssen eine ernsthafte Entscheidungsfindung vornehmen und auf die Stimme der Erfahrung hören, die die Kirche auch hat. Wenn die Entscheidungsfindung bei all dem nicht gepflegt wird, nehmen die Probleme zu. Wie ich bereits gesagt habe, sind sie im Moment vielleicht nicht ersichtlich, aber später treten sie zutage.
Die Frage der Homosexualität ist eine sehr ernste Frage, die mit den Kandidaten, wenn dies der Fall ist, von Anfang an angemessen in Betracht gezogen werden muss. Wir müssen hohe Ansprüche stellen. In unserer Gesellschaft scheint Homosexualität sogar in Mode zu sein, und diese Denkweise beeinflusst in gewisser Weise auch das Leben der Kirche.
Ich hatte einmal einen Bischof hier, der mir ziemlich empört berichtete, dass er erfahren hatte, dass es in seiner Diözese, einer sehr großen Diözese, mehrere homosexuelle Priester gab und er sich all dem stellen und in erster Linie in die Ausbildung eingreifen musste. Es ist eine Realität, die wir nicht leugnen können. Auch im geweihten Leben hat es nicht an solchen Fällen gefehlt. Ein Ordensmann hat mir berichtet, dass er bei einer kanonischen Visitation in einer der Provinzen seiner Kongregation sehr überrascht gewesen sei. Er hatte gesehen, dass es gute Leute unter den Studenten gab und dass sogar einige Ordensmänner, die bereits die Profess abgelegt hatten, homosexuell waren. Er selbst hatte Zweifel, was dieses Problem betrifft, und fragte mich, ob daran etwas schlecht sei: "Letzten Endes", so sagte er, "ist es doch gar nicht so schlimm, sondern nur ein Ausdruck von Affektivität."
Das ist ein Irrtum. Es ist nicht nur ein Ausdruck von Affektivität.
Im geweihten Leben und im priesterlichen Leben hat eine solche Form der Affektivität keinen Platz. Daher empfiehlt die Kirche, Menschen mit dieser tief verwurzelten Neigung nicht zum Priesteramt oder zum geweihten Leben zuzulassen. Das Priesteramt oder das geweihte Leben ist nicht der richtige Ort für sie.
Homosexuelle Priester, Ordensmänner und Ordensfrauen müssen dringend dazu angehalten werden, den Zölibat in vollem Umfang zu leben. Und vor allem müssen sie ganz besonders verantwortungsbewusst sein und dafür Sorge tragen, bei ihren Gemeinschaften und im heiligen gläubigen Volk Gottes nie Anstoß zu erregen, indem sie ein Doppelleben führen. Es ist besser, das Priesteramt oder ihr geweihtes Leben aufzugeben als ein Doppelleben zu führen.