DOMRADIO.DE: Die Pädagogische Woche im Erzbistum Köln hat sich die Problematik rund um Klimawandel und Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Was hat Sie denn dazu bewogen, das Thema der Pädagogischen Woche in diesem Jahr so auszurichten?
Christop Westemeyer (Abteilungsleiter der Hauptabteilung Schule und Hochschule des Erzbistums Köln): Das Thema liegt fast auf der Straße. In gewisser Weise ist es natürlich immer schon ein Thema gewesen. Nun machen es die jungen Leute sogar zu ihrem Thema, was ja ganz besonders erfreulich ist, dass Jugendliche mal ein Thema selber setzen und sagen: "Wir wollen das jetzt".
Dann kam in diesem Jahr noch die Flutkatastrophe dazu, dann kam die große Pandemie dazu. Das alles sind Dinge, die mit der Umwelt, mit der Frage von Nachhaltigkeit, mit Ressourcen zu tun haben. Und dieses Thema ist eben in der Schule, in allen Fächern groß belegt. Es gibt seit neuestem ein Querschnittsthema für wirklich alle Fächer, das heißt Verbraucherbildung. Und insofern gehört das auch in jedes Fach hinein, natürlich auch in den Religionsunterricht.
DOMRADIO.DE: Wie wichtig ist denn Bildung generell beim Thema Klimaschutz? Was ist da Ihr Eindruck?
Westemeyer: Ich glaube, da wird sehr viel getan. Und das ist auch der richtige Weg. Wichtig ist, dass wir jetzt anfangen, auf jede Weise zu sensibilisieren und zu sagen: Das hat nicht nur mit der großen Politik zu tun, das hat auch mit meinem kleinen Leben zu tun. Und wenn ich nicht den ersten Schritt mache, werden wir auch die großen Schritte nicht tun können. Insofern ist das ein Riesenthema in der Bildung, in der Schule. So kann man wirklich sagen, dass das wie ein roter Faden durch fast alle Diskussionen geht.
DOMRADIO.DE: Und wie passt das jetzt ganz konkret in den Religionsunterricht rein?
Westemeyer: Also zunächst mal machen wir die "Pädagogische Woche" für Religionslehrerinnen und Religionslehrer aller Schulen, also nicht nur für unsere eigenen. Wir laden aber auch die Lehrerinnen und Lehrer unserer eigenen Schulen zusätzlich ein und gucken danach, was ist eigentlich jetzt das Spezifische einer religiös motivierten Fragestellung? Also wo ist sozusagen der religiös-theologische Akzent bei der Frage von Nachhaltigkeit, zukunftsorientiertem Leben und so weiter. Und das soll in verschiedener Weise herausgearbeitet werden, in Vorträgen, aber auch in ganz, ganz vielen Arbeitskreisen. Dort versuchen wir, sehr klein zu denken und das sehr praktisch zu machen.
DOMRADIO.DE: Warum kann denn gerade der Religionsunterricht da so viel bewirken, der jungen Generation das Thema Klimaschutz nahezubringen?
Westemeyer: Ich glaube, da gibt es zumindest mal eine ganz klare eigene Handschrift im Religionsunterricht, weil eben dieses Thema auch sehr stark zu Pessimismus, zu schwierigen Situationen führt, zu "Katastrophen-Einstellungen". Und Religionsunterricht hat immer auch die Möglichkeit zu gucken, was das eigentlich mit dem christlichen Menschenbild zu tun hat. Welche Hoffnungsperspektive gibt es eigentlich über dieses Leben hinaus, aber auch in diesem Leben? Was ist eigentlich eine Hoffnungsspur für mein eigenes Leben, aber auch für die Prägung durch mich kleinem Menschen in dieser Gesellschaft?
DOMRADIO.DE: Wie wird denn die Pädagogische Woche eröffnet?
Westemeyer: Zunächst gibt es einen Gottesdienst mit dem Bischof und anschließend einen Festakt mit einem hochinteressanten Referenten: Prof. Dr. Armin Grunwald, in seinem Feld eine absolute Koryphäe. Er leitet das Institut für Technologiefolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag. Er ist auch Mitglied des Deutschen Ethikrates. Das heißt, wir haben offensichtlich ein Thema: Wir haben Technik, aber wir müssen auch die Folgen abschätzen. Dafür gibt es Institutionen, dafür gibt es philosophische, ethische Reflexionen. Und darüber wird Professor Grunwald sprechen.
DOMRADIO.DE: Neben den Vorträgen gibt es dann für die Teilnehmenden ja auch sogenannte Arbeitskreise. Welche Schwerpunkte legen die?
Westemeyer: Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt insgesamt weit über 30 Arbeitskreise, denen man sich zuordnen kann. Der eine hat eher einen methodischen Schwerpunkt, einer beschäftigt sich vielleicht eher mit der Enzyklika "Laudato si" des Papstes. Die Psalmen spielen eine große Rolle. Alle machen sich eine theologische Prägung zu eigen, aber vor allen Dingen stellen sich die Fragen: "Was heißt das für den Unterricht? Wie kann ich dieses große Thema für den Unterricht aufbereiten? Und wie kann ich vor allen Dingen deutlich machen, dass es ein eigener Akzent ist, wenn ich religiös darauf schaue und nicht nur als Verbraucher, als Soziologe und so weiter".
DOMRADIO.DE: Bis Freitag wird die Pädagogische Woche andauern. Was erhoffen Sie sich von diesen Tagen?
Westemeyer: Ich erhoffe mir mehr als nur eine kleine Problemanzeige zum Klima. Ich glaube, wir müssen einfach einen Schritt weiterkommen, als nur zu sagen "ja, das ist ein wichtiges Thema". Wir müssen gucken, wie wir den Klimaschtz mit unseren Möglichkeiten so in die Schulen bringen, dass es wirklich zu Veränderungen kommt, nicht nur im Großen, sondern im Kleinen. Und das wollen die Schülerinnen und Schüler auch tun. Deshalb versuchen wir dafür Impulse zu geben, Anregungen zu geben, wie das im Unterricht geschehen kann.
DOMRADIO.DE: Wie groß ist denn die Beteiligung in diesem Jahr eigentlich?
Westemeyer: Wir sind sehr erstaunt, obwohl ja immer noch Corona ist und wir mit dem "2G-Modell" (Geimpfte und Genesene, Anm. d. Red.) arbeiten, werden wir am Ende sicher über 650 Personen gehabt haben, aber wie gesagt, verteilt auf fünf Tage, so dass jeden Tag 100-130 Personen im Durchschnitt da sein werden.
Das Interview führte Julia Reck.