Syrer sind größte Flüchtlingsgruppe der Welt

Das unendliche Leid der Kinder

Neun Jahre dauert der Krieg in Syrien schon. Millionen Menschen sind auf der Flucht. Besonders schlimm betroffen von Gewalt und Vertreibung sind Kinder. Der Ruf nach humanitärer Hilfe müsse endlich gehört werden.

Syrische Kinder auf der Flucht / © quetions123 (shutterstock)
Syrische Kinder auf der Flucht / © quetions123 ( shutterstock )

Zum Jahrestag des Kriegsbeginns in Syrien machen UN-Organisationen auf die dramatische Situation der Menschen in dem Bürgerkriegsland aufmerksam und rufen zu humanitärer Hilfe auf. Syrer sind nach Angaben der Uno-Flüchtlingshilfe die größte Flüchtlingsgruppe der Welt. Unicef beklagt besonders das Leid der Kinder.

Der anhaltende Krieg in Syrien hat nach Angaben der Uno-Flüchtlingshilfe Millionen Menschen zur Flucht gezwungen. Jeder zweite syrische Mann, jede Frau und jedes Kind seien seit Beginn des Konflikts 2011 gewaltsam vertrieben worden, oft mehr als einmal, erklärte die deutsche Partnerorganisation des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), am Freitag in Bonn. Mehr als zwölf Millionen Syrer mussten fliehen, rund 6,7 Millionen davon in ein anderes Land. Damit seien die Syrer die größte Flüchtlingsgruppe der Welt.

Hilfsmaßnahmen in Syrien unterfinanziert

Die Hilfsmaßnahmen in Syrien seien dagegen weiterhin unterfinanziert, beklagte Peter Ruhenstroth-Bauer, Geschäftsführer der Uno-Flüchtlingshilfe. Bislang seien nur neun Prozent der benötigten Gelder eingetroffen. "Trotz aller Ohnmacht und der weiterhin fehlenden Aussicht auf Frieden bleibt der Appell, die Menschen in Syrien und die syrischen Flüchtlinge in den Nachbarländern nicht zu vergessen."

Unicef Deutschland verwies auf die dramatische Situation der Kinder. Zu Beginn des zehnten Kriegsjahres bestimmten immer noch Tod, Angst und nackte Not das Aufwachsen von unzähligen syrischen Kindern, teilte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen am Freitag in Köln mit. Rund 9.000 Mädchen und Jungen seien seit 2011 bei Angriffen und Bombardierungen in Syrien getötet oder verletzt worden. Alle zehn Stunden sterbe ein Kind an den Folgen des Krieges. Schätzungsweise 5.000 Kinder seien zwangsrekrutiert worden, darunter sogar erst Siebenjährige.

Besonders schlimm sei die Lage derzeit im Nordwesten des Landes in der Provinz Idlib, hieß es. Seit Anfang Dezember seien dort über 900.000 Menschen vor Bombardierungen und Bodenkämpfen geflohen, davon seien schätzungsweise 60 Prozent Kinder. Zwischen den Fronten litten sie unter Gewalt, Obdachlosigkeit und akuter Not.

"Wir dürfen sie nicht allein lassen"

Aber auch in Gebieten, in denen es keine akuten Kämpfe gebe, sei die Lage der Kinder und ihrer Familien schwer. Über die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen und jede dritte Schule seien außer Betrieb.

Unicef schätzt, dass 2,8 Millionen Mädchen und Jungen keine Schule besuchen. Familien, deren Existenz zerstört wurde, könnten ihre Kinder nicht mehr versorgen. Sie müssten ihren Haushalt verkaufen oder ihre Kinder arbeiten schicken.

"Vier von fünf Mädchen und Jungen sind heute auf humanitäre Hilfe angewiesen", erklärte Unicef-Geschäftsführer Christian Schneider.

"Wir dürfen sie nicht allein lassen." Sie brauchten warme Kleidung, Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung und Nahrungsmittel, vor allem aber Schutz und Sicherheit.

Anlässlich des Jahrestages des Kriegsbeginns rief Unicef alle Konfliktparteien in Syrien dazu auf, die lebensnotwendige Infrastruktur wie Schulen, Krankenhäuser oder Wasserwerke zu schützen, die Waffenruhe im Nordwesten Syriens einzuhalten und einen besseren Zugang zu humanitärer Hilfe zu ermöglichen. An den UN-Sicherheitsrat appellierte das Kinderhilfswerk, eine politische Verhandlungslösung zu unterstützen, die den Krieg endgültig beende.


Quelle:
epd
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