Deutsche und polnische Bischöfe mahnen zu Engagement für EU

"Das Wunder der Normalität bewahren"

Katholische und evangelische Bischöfe aus Deutschland und Polen haben die Christen zum Engagement für Einheit und Frieden in Europa aufgerufen. Wenn Europa scheitere, wäre dies auch "ein Scheitern der Christen", warnte Erzbischof Koch.

Urne zur Europawahl  / © Bernd Weißbrod (dpa)
Urne zur Europawahl / © Bernd Weißbrod ( dpa )

Der evangelische Bischof Markus Dröge mahnte am Donnerstag in Frankfurt/Oder, einem "allzu offensiven Nationalismus" entgegenzutreten.

"Der Wunsch nach nationaler Selbstbestimmung und Stärke darf nicht gegen das Friedenszeugnis in Stellung gebracht werden", warnte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz in einem deutsch-polnischen Gottesdienst zum Gedenken an den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren. "Jede christliche Kirche muss in ihrem Land für Versöhnung über nationale Grenzen hinweg eintreten."

Für Respekt gegenüber Minderheiten eintreten

Der Berliner katholische Erzbischof Heiner Koch nannte es eine wichtige Aufgabe, für den Respekt gegenüber Minderheiten einzutreten. Dass die Kirchen dies vor dem Zweiten Weltkrieg zuwenig getan hätten, sei ein großes "theologisches Defizit" gewesen, so Koch. Wenn Europa heute scheitere, wäre dies auch "ein Scheitern der Christen".

Heiner Koch, Erzbischof von Berlin / © Harald Oppitz (KNA)
Heiner Koch, Erzbischof von Berlin / © Harald Oppitz ( KNA )

Der katholische Alterzbischof von Gniezno (Gnesen), Henryk Muszynski, wandte sich gegen Tendenzen von Politikern, die Geschichte für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Die christliche Botschaft von der Versöhnung bleibe unersetzlich, betonte der frühere Primas von Polen.

Bischof Waldemar Pytel von der Evangelisch-Augsburgischen Diözese Wroclaw (Breslau) betonte, wenn die Christen heute nicht zum Protest bereit seien, bestehe die Gefahr, dass sich die Geschichte wiederhole. Liebe zum Vaterland dürfe nicht mit Extremismus verwechselt werden.

Bischof Tadeusz Litynski von der Diözese Zielona Gora-Gorzow (Grünberg-Landsberg) und die Görlitzer Generalsuperintendentin Theresa Rinecker bezeichneten es als Aufgabe der Kirchen, sich dafür einzusetzen, dass Europa auch eine "geistige Dimension" habe.

"Wunder der Normalität"

Markus Dröge / © Jürgen Blume (epd)
Markus Dröge / © Jürgen Blume ( epd )

Dröge würdigte zugleich, "was an Gemeinsamkeiten und Vertrauen im Zusammenleben in Europa gewachsen ist". So sei das "Wunder der Normalität" zwischen Deutschen und Polen beim Engagement für ein gemeinsames Europa und beim Begehen gemeinsamer Gedenktage Grund zu großer Dankbarkeit.

Er kündigte außerdem an, dass es am 1. September, dem 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen, in Frankfurt/Oder einen Fernsehgottesdienst mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, geben werde.

Geplant sei zudem ein Gottesdienst im Berliner Dom, in dem dessen Gemeinde eine Partnerschaft mit der Warschauer Trinitatisgemeinde begründen wolle.

Europäisches Parlament

Das Europäische Parlament (inoffiziell auch Europaparlament oder EU-Parlament; kurz EP) mit offiziellem Sitz in Straßburg ist das Parlament der Europäischen Union (Art. 14 EU-Vertrag). Seit 1979 wird es alle fünf Jahre in allgemeinen, unmittelbaren, freien, geheimen, aber nicht gleichen Europawahlen von den Bürgern der EU gewählt. Damit ist das Europäische Parlament nicht nur das einzige direkt gewählte Organ der Europäischen Union, sondern die einzige direkt gewählte supranationale Institution weltweit.

Sitzungssaal des Europäischen Parlaments in Brüssel / © RossHelen (shutterstock)
Sitzungssaal des Europäischen Parlaments in Brüssel / © RossHelen ( shutterstock )
Quelle:
KNA