Papst Franziskus hat an das Schicksal eines gefallenen ukrainischen Soldaten erinnert und zum Frieden in der Welt aufgerufen. Bei der Generalaudienz am Mittwoch auf dem Petersplatz sagte er: "So viele junge Menschen, so viele junge Menschen sterben. Bitten wir den Herrn, dass er uns die Gnade gibt, diesen Irrsinn des Krieges zu überwinden, der immer eine Niederlage ist."
Zuvor hatte er vor den Pilgern berichtet, dass ihm ein Rosenkranz und ein Evangelienbuch eines an der Front gestorbenen Soldaten übergeben worden sei. "Damit hat er gebetet", sagte der Papst sichtlich bewegt. Später stellte sich heraus, dass der gefallene Soldat ein Ukrainer war.
Anders als sonst erwähnte Franziskus in seinen Grußworten die Ukraine nicht namentlich. Die Generalaudienz war sein erster öffentlicher Auftritt nach der Veröffentlichung von viel beachteten Interviewauszügen: Darin hatte der Papst der Ukraine Friedensverhandlungen nahegelegt und das Symbol der "weißen Flagge" aufgegriffen, das ein Journalist in seiner Frage verwendet hatte.
Empörung über Formulierung
Die Äußerungen stießen vor allem in der Ukraine und in Osteuropa auf Empörung. Mit dem Bild der weißen Flagge rate der Papst der Ukraine zur Kapitulation, hieß es. Kritik an Franziskus gab es auch in Deutschland und weiteren Nato-Staaten. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg distanzierte sich ebenfalls von den Äußerungen.
Vor der Generalaudienz am Mittwoch hatte Franziskus die argentinische Ordensfrau Lucia Caram sowie Mitglieder der Gruppe "Religion Digital" im Vatikan empfangen. Die Dominikanerin übergab dem Papst dabei den Rosenkranz und das Evangelienbuch des ukrainischen Soldaten, wie sie im Nachgang auf Facebook berichtete. Franziskus habe das Geschenk geküsst und sei sehr berührt gewesen. "Er liebt die Ukraine und leidet unter dem Martyrium dieses überfallenen und grausam angegriffenen Volkes", schrieb Caram.
Auch Unterstützung für Franziskus
Als erster Außenminister eines Nato-Mitgliedsstaats verteidigte unterdessen Italiens Außenminister Antonio Tajani die Worte des Papstes. Im Fernsehsender La Sette sagte er: "Ich glaube der Papst hat als Papst gesprochen und eine Friedensbotschaft verkündet." Franziskus wolle die beteiligten Parteien drängen, sich für den Frieden einzusetzen. Es sei geklärt worden, dass der Papst sich nicht auf die Seite Russlands geschlagen habe.
Zudem äußerte sich der Vatikan-Botschafter in Kiew, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, im Sender Euronews. Mit "Verhandlungen" habe der Papst nicht Kapitulation gemeint, sondern alle Parteien ansprechen wollen. Insbesondere sollte Russland zuerst das Feuer einstellen und Bedingungen für Verhandlungen schaffen.
Kulbokas war nach Veröffentlichung der Interviewauszüge vom ukrainischen Außenministerium einbestellt worden. Der Apostolische Nuntius wurde förmlich darüber informiert, dass die Ukraine von den Worten des Papstes "enttäuscht" sei.
Franziskus, der am Mittwoch seit genau elf Jahren im Amt war, musste während der Generalaudienz mehrere Male hörbar husten. Die Katechese verlas erneut ein Vatikan-Mitarbeiter, weil der 87-Jährige derzeit Probleme mit dem Sprechen hat. Seit dem 24. Februar leidet er unter einer Grippe und an Infektionen der Atemwege.