Gesprächsforum zu Missbrauchsaufarbeitung in Seminar St. Michael

Dem dunklen Kapitel stellen

In die Aufarbeitung von Gewalt und Missbrauch im katholischen Studienseminar Sankt Michael in Traunstein kommt Bewegung. Inzwischen hat es eine erste vertrauliche Gesprächsrunde mit Betroffenen in der Einrichtung gegeben.

Symbolbild Runder Tisch / © Dizfoto (shutterstock)

Diese sei auf Wunsch der Betroffenen von Robert Köhler vom Verein Ettaler Misshandlungs- und Missbrauchsopfer moderiert worden. Eine Teilnehmerzahl wurde auf Nachfrage nicht genannt, wie das Erzbistum München und Freising am Montag mitteilte.

Mit der Gruppe würden nun weitere Schritte zur Aufarbeitung entwickelt, hieß es. Unter der E-Mail-Adresse kontakt@aufarbeitung-seminar-traunstein.de könnten weitere Betroffene direkt Kontakt mit der Gruppe aufnehmen.

Vorwürfe gegen verstorbenen Weihbischof Siebler

Seit mindestens vier Jahren sind Misshandlungs- und Missbrauchsvorwürfe aus Kreisen ehemaliger Traunsteiner Seminaristen dem Erzbistum bekannt. Sie richten sich auch gegen den 2018 verstorbenen Münchner Weihbischof Engelbert Siebler, der von 1976 bis 1985 das Studienseminar im Chiemgau leitete.

Der Münchner Sozialpsychologe Heiner Keupp hatte im Juni der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erklärt, er habe Kontakt zu mehreren Traunsteiner Opfern gehabt. In ihren Berichten sei ein Muster an "Schwarzer Pädagogik" erkennbar gewesen. Dem Erzbistum hielt der Wissenschaftler damals vor, zu wenig für die Aufarbeitung zu tun.

Dunklem Kapitel stellen

Keupp gehört der Arbeitsgruppe "Aufarbeitung Kirchen" beim Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung an. Mit seinem Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) war er an der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in mehreren kirchlichen und nicht-kirchlichen Einrichtungen befasst, unter anderem in Kloster Ettal.

Laut Mitteilung des Erzbistums wurden die Teilnehmer des ersten Gesprächsforums vom Direktor des Studienseminars, Wolfgang Dinglreiter, begrüßt. Eine wertschätzende und die Entwicklung stärkende Pädagogik stehe für Sankt Michael an erster Stelle, sagte er demnach.

"Umso mehr müssen wir uns auch den dunklen Kapiteln in der Geschichte unseres Hauses stellen und allen, die ihre Lebensphase im Studienseminar als bedrückende und belastende Zeit erlebt und erlitten haben, die nötige Aufmerksamkeit schenken."


Quelle:
KNA