DOMRADIO.DE: An diesem Donnerstagabend findet er statt, der Gottesdienst für die Karnevalisten im Kölner Dom. Werden Sie noch ein bisschen singen üben, bevor es soweit ist?
Marc Michelske (Kölner Karnevalsprinz Marc I.): Singen üben ist immer ganz gut bei mir, eben habe ich auch erst mal meine Stimme aufgewärmt. Denn die müssen wir immer ein bisschen schonen und dann aufwärmen, das haben wir jetzt gelernt. Deshalb heißt es heute für mich auch wieder ein bisschen üben. Ich freue mich auch schon riesig auf den Domgottesdienst heute Abend. Der letzte karnevalistische Gottesdienst ist bei mir schon wieder etwas länger her, aber ich habe ihn als einen grandiosen Gottesdienst in Erinnerung. Es werden ja auch viele Menschen aus unseren Gesellschaften mit dabei sein. Das wird sicherlich auch ein Highlight für unsere Gesellschaften.
DOMRADIO.DE: Es ist ja auch für manch "normalen" Menschen etwas Besonderes, im Kölner Dom Gottesdienst zu feiern. Jetzt haben Sie auch noch die Ehre, dass als Prinz Karneval zu tun. Was geht Ihnen da durch den Kopf?
Michelske: Man erfährt plötzlich so viele neue Dinge, ich bin total gespannt und darf sogar eine Fürbitte vorlesen. Das heißt, ich werde nach vorne gehen im Dom. Das sind schon ganz besondere Momente, auf die man sich unglaublich freut und denen man entgegenfiebert.
DOMRADIO.DE: Heißt das, Sie waren auch in der Planung des Gottesdienstes mit involviert?
Michelske: Nein, das nicht, das haben unsere Gesellschaften übernommen. Da haben wir auch einfach gesagt, wir drei sind da, sagt uns, was wir tun sollen. Wir wissen nicht, was da alles gemacht werden soll. Das haben das Festkomitee und die Zuständigen vom Dom mit unseren Gesellschaften kommuniziert und abgearbeitet.
DOMRADIO.DE: Also auch für Sie eine Überraschung, was da heute Abend so alles passiert. Wenn wir mal so grundsätzlich auf das ganze Thema gucken, Karneval, Kirche und der Dom. Da hängt alles irgendwie zusammen. Welche Bedeutung hat dieser Kontext für Sie?
Michelske: Das ist für mich ein sehr wichtiger Kontext, denn die christlichen Werte gehören einfach zu unserer Gesellschaft. Dementsprechend gehören sie auch in den Karneval und da muss man dann auch zusammen anpacken, zusammen arbeiten, das gemeinsam kommunizieren und leben. Ich finde, dass die Kirche da wirklich in vielen Gesellschaften, in vielen Korps einen großen Stellenwert hat und dies auch wirklich auf eine sehr angemessene Art und Weise gelebt wird.
DOMRADIO.DE: Das werden Sie unter anderem auch in ein paar Wochen unter Beweis stellen können, wenn sie gemeinsam mit dem Festkomitee zum Papst fliegen. Papst Franziskus empfängt Sie als Kölner Dreigestirn. Wir hatten das vor ein paar Jahren schon mal, da war das damalige Dreigestirn bei Papst Benedikt. Weiß denn der Papst überhaupt, was der Kölner Karneval ist?
Michelske: Ich weiß es nicht, vielleicht werde ich es erfahren. Vielleicht wird er sich vorbereiten, so weit will ich eigentlich gar nicht denken. Ich glaube, gegebenenfalls wird es ihm jemand sagen, wer dort kommt und vielleicht auch was das bei uns in Köln heißt. Aber die Bedeutung unseres Kölner Karnevals anderen begreiflich zu machen, ist ja immer schwierig, ohne das selbst schon mal erlebt zu haben. Ich bin auch ganz gespannt. Ich war bislang noch nicht in Rom. Das ist schon toll für mich. Das werden sicherlich zwei tolle Tage werden, nach Rom zu reisen und dann auch noch den Papst zu treffen. Ich glaube, besser kann es gar nicht werden. Das ist einfach kaum in Worte zu fassen, was das für einen bedeutet, dort den Papst zu treffen und als zweites Dreigestirn eine Audienz zu erhalten. Vielen Dank an alle, die daran beteiligt waren. Da passiert viel mit einem. Mal schauen, wie wir von der Reise zurückkommen.
DOMRADIO.DE: Sagen Sie uns doch noch kurz, warum ist der Kölner Dom so toll?
Michelske: Weil jeder auf seine Spitze hoch laufen darf, egal welcher Glaubensrichtung er angehört. Jedem stehen die Türen des Kölner Doms offen. Wir dürfen sogar in der Sakramentskapelle unsere Kinder taufen lassen und selbst heiraten. Das ist kein abgeschottetes Gotteshaus nur für wenige, sondern er ist für uns alle da.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.