DOMRADIO.DE: Das Motto dieser Session in Köln lautet "Uns Sproch es Heimat", übersetzt "Unsere Sprache ist Heimat". Was bedeutet das für die Session dieses und nächstes Jahr?
Christoph Kuckelkorn (Präsident des Festkomitees Kölner Karneval): "Uns Sproch es Heimat" ist für den Kölschen etwas ganz Tolles. Seine Sprache, unsere kölsche Sprache, rückt damit in den Fokus. Wir wollen Mut machen, wieder Kölsch zu sprechen, es anzunehmen und sich in diesem wunderbaren, emotionalen Dialekt wiederzufinden. Zum anderen trägt jeder Mensch, der hier in Köln lebt und der auch woanders herkommt, seine Sprache als seine Heimat mit sich. Auch da soll Mut gemacht werden, zu seiner Heimatsprache zu stehen.
DOMRADIO.DE: Das Kölner Dreigestirn wird im nächsten Jahr nach Rom, genauer gesagt zum Papst, fahren. Von wem kam die Initiative und wird dabei auch ein bisschen Kölsch gesprochen?
Kuckelkorn: Das müssen wir mal schauen. 2011 waren wir schon mal beim Papst. Damals ist die Initiative vom Festkomitee und dem damaligen Kardinal Meisner aus entstanden. Bei dieser wunderschönen Reise durfte ich auch schon dabei sein. Bis heute habe ich das sehr gut in Erinnerung. Inzwischen sind ein paar Jahre vergangen und wir haben gedacht, dass es nochmal schön wäre, dem Papst einen Besuch abzustatten und sich für den Karneval einen päpstlichen Segen zu holen.
DOMRADIO.DE: Rainer Maria Kardinal Woelki, der Erzbischof von Köln, fährt mit. Welche Rolle wird er dabei spielen?
Kuckelkorn: Das ist ganz wichtig. Wir hatten die Idee, haben ihn mit ins Boot geholt und haben dann gemeinsam überlegt, wie man das gestaltet, genauer gesagt, wo man hinfährt und was für ein Programm es an den Tagen geben soll. Zum Beispiel waren wir damals mit Kardinal Meisner in seiner Titelkirche, haben einen wunderschönen Abend miteinander verbracht und den Menschen hinter diesem Amt kennengelernt.
Kardinal Woelki ist auch ein unglaublich interessanter Mensch. Insofern freuen wir uns schon, dass es vielleicht den einen oder anderen privaten Moment am Rande gibt, bei dem wir die Gelegenheit haben, den Menschen hinter dem Amt kennenzulernen.
DOMRADIO.DE: Wen sie auf jeden Fall jetzt schon kennen, ist das Kölner Dreigestirn. Auf wen können sich denn die Jecken freuen?
Kuckelkorn: Wir haben dieses Jahr die außerordentliche Situation, dass wir das erste Mal seit langer Zeit drei Menschen im Dreigestirn haben, die aus unterschiedlichen Gesellschaften kommen und somit unterschiedliche Vereine repräsentieren. Das ist in der Vorbereitung eine kleine Herausforderung, weil es aufwendiger ist, sich mit drei Vereinen zu einigen. Aber es macht auch unglaublichen Spaß, weil die drei Gesellschaften völlig unterschiedliche Positionierungen im Karneval haben.
Die "Lesegesellschaft" beschaut den Karneval mehr aus dem literarischen Bereich, die "Schlenderhaner Lumpe" sind sehr an der Tanzgruppe orientiert und die "Große Allgemeine" hat auch eine tolle Jugend-Tanzgruppe und ist ein sehr alter Verein, bringt also viel Tradition in den Karneval. Das alles sind diesmal Elemente, die hier zusammenkommen. Das ist für den Karneval etwas ganz Tolles und ein großes Geschenk.
DOMRADIO.DE: Namentlich genannt sind das Michael Everwand als Kölner Jungfrau Katharina, Marc Michelske als Prinz Marc der Erste und Markus Meyer, als Kölner Bauer Markus. Wie haben die drei auf die Nachricht, dass sie zum Papst fahren, reagiert?
Kuckelkorn: Sie haben sich riesig gefreut. Das ist natürlich etwas, bei dem wir uns jedes Jahr Gedanken machen, ob das zu diesen drei Menschen passt. Man fährt schließlich nicht als eine Touristenattraktion zum Papst, sondern es geht um den Zugang zu den Themen Kirche und Glaube. Das haben wir dieses Jahr gut gefunden und wir freuen uns sehr, dass wir hier Menschen haben, die wissen, was wir vorhaben, es würdigen und sich sehr darauf freuen.
DOMRADIO.DE: Steht das Festkomitee "Kölner Karneval" auch grundsätzlich dafür, die Beziehung zwischen Karneval und Glaube wieder stärker nach vorne zu bringen?
Kuckelkorn: Ich glaube, wir tun gut daran zu überlegen, was wir überhaupt im Karneval tun. Der Karneval ist eine Zeit des Perspektivwechsels. Man kostümiert sich, schlüpft in andere Rollen und ist mal richtig jeck, also ein wenig verrückt, und nimmt eine andere Perspektive ein. Das ist gerade in der Zeit vor der österlichen Fastenzeit eine große Tradition.
Wir feiern Karneval nicht bis zu irgendeinem Datum, sondern genau bis zum Aschermittwoch und läuten damit dann die Fastenzeit an. Das ist ein Teil der Wurzel und im weitesten Sinne auch der Sinn des Karnevals. Insofern ist uns diese Nähe sehr wichtig.
Im Übrigen wird man das auch merken, weil wir die Session im Kölner Dom beginnen. Da haben wir am 10. Januar den großen ökumenischen Gottesdienst zum Beginn der Session. Hierbei wird auch der Kardinal dabei sein und ihn mitgestalten. Wir freuen uns jedes Mal darüber, weil es ein sehr erhebender Moment ist, wenn alle Karnevalisten im Ornat oder Kostüm zusammenkommen und Hunderte von Fahnen in den Dom einziehen. Damit rücken der Karneval und die Kirche plastisch und optisch erfahrbar zusammen.
Das Interview führte Beatrice Steineke.